Auf Du und Du mit Udo

HALLSCHLAG. Glück oder Zufall? Herbert Blum aus Hallschlag weiß selbst nicht so genau, wie er es nennen soll: Im Mai 2005 besucht er für zwei Tage Hamburg und lernt im Hotel zufällig Udo Lindenberg kennen. Schnell stellen die beiden fest, dass sie das gleiche Hobby haben. Monate später treffen sie sich wieder, und Lindenberg lädt Blum zu einem Whiskey in seine "Panikzentrale" ein.

"Ich wollte immer schon mal nach Hamburg", erzählt Herbert Blum auf die Frage nach dem Grund für die Kurzreise in die Elbmetropole. "Außerdem haben meine Kollegen mir immer von Hamburg vorgeschwärmt." Als alter Sparfuchs setzt sich der 50-jährige Bahnbeamte an den Computer und steigert in einem Internet-Auktionshaus auf Hotelzimmerkontingente. Den Zuschlag gibt's für zwei Tage im Kempinski Hotel Atlantic. "Zu dem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass Lindenberg dort in einem Appartement lebt", sagt Blum. Und so vergeht die Zeit in Hamburg und im Hotel auch zunächst, ohne dass er auf den Rocksänger trifft. Erst am letzten Abend - Blum sitzt bei einem Glas Bier in der Lobby des Atlantic - treffen die beiden aufeinander: "Die Tür des Aufzugs öffnete sich, und Lindenberg kam heraus. Auf seinem Weg zur Bar ging er durch die Lobby." Blum nutzt die Gelegenheit und spricht ihn an. Zu seinem Erstaunen nimmt sich Lindenberg Zeit. Die beiden kommen in den dicken, schwarzen Ledersesseln der Hotelhalle ins Gespräch: "Lindenberg erzählte von seinen neuen Liedern und geplanten Tourneen." Irgendwann merken die zwei, dass sie das gleiche Hobby haben: die Malerei. Blum pinselt seit zig Jahren mit Tusche und Pastellfarben, während Lindenberg so genannte Likörelle malt (siehe Hintergrund). Die Bilder ähneln denen von Aquarellen, allerdings nutzt Lindenberg als Farben verschiedenfarbige Liköre. "Er hat mir diese von ihm entwickelte Technik erklärt. Dabei haben wir festgestellt, dass wir das gleiche Papier verwenden." Das Klingeln von Lindenbergs Handy beendet dann aber die Unterhaltung. Am nächsten Morgen reist Blum wieder zurück in die Eifel. Begeistert von der Stadt und dem Flair des Atlantic, ist ihm aber klar, dass er noch mal zurückkommen wird. "Außerdem wollte ich Lindenberg zeigen, dass ich wirklich male und ihm nichts vorgegaukelt habe." So zeichnet er ein Tusche-Portrait des Popstars, was er Monate später - bei seinem nächsten Hamburg-Besuch - einfach mitnimmt. Bei diesem zweiten Aufenthalt im Atlantic trifft er den Deutschrocker ähnlich wie beim ersten Mal: Wieder sitzt Blum abends in der Hotellobby, und wieder taucht Lindenberg plötzlich auf: "Diesmal erkannte er mich und kam direkt zu mir rüber." Nach einer kurzen Begrüßung geht Blum aufs Zimmer und kommt mit dem Lindenberg-Portrait zurück. "Komm Herbert, ich lad dich auf einen Whiskey in meine Panikzentrale ein", erinnert sich Blum an die spontane Reaktion von Lindenberg und ebenso an die Worte des anwesenden Managers: "Du bist seit neun Jahren der erste Gast, der hier rein darf." Was folgt, ist eine halbe Stunde gemeinsam mit dem bekannten Rockstar in dessen Appartement. Das Gesprächsthema? "Musik, Malerei und Nena." Mehr will Blum nicht verraten. Mit der Sängerin Nena hatte Lindenberg in den 80er-Jahren ein Verhältnis. "Wenn die Rede auf sie kam, habe ich seine Begeisterung für Nena gemerkt." "Er ist überhaupt nicht abgehoben"

Und welchen Eindruck hat er vom Sänger selbst? "Lindenberg ist unglaublich warmherzig und neugierig. Er ist überhaupt nicht abgehoben. Ich finde, er ist sehr authentisch. Ich glaube, dass das der Schlüssel zu seinem Erfolg ist." Nach diesem zweiten Treffen entwickelt sich zunächst ein loser Schriftverkehr zwischen den beiden. Mittlerweile telefonieren sie auch schon mal oder schicken sich eine Kurzmitteilung übers Handy. Blum hat Lindenberg eine Flasche Eifler Brombeerlikör geschenkt - zum Malen versteht sich. Demnächst will der Bahnbeamte aus Hallschlag ein weiteres Mal nach Hamburg. Selbstverständlich bucht er dann im Atlantic. Ein weiteres Treffen mit Lindenberg ist also nicht ausgeschlossen.

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