Auf diesen Flötenköpfen spielt die Welt

LÜNEBACH. Flötisten weltweit schwören darauf. Ihre Querflöten haben ein Kopfteil ganz besonderer Qualität: Made in Lünebach. Dort lebt und arbeitet Tobias Mancke, 28 Jahre alt. Er baut Mundstücke für Querflöten aus Holz und Edelmetallen.

China, Taiwan, USA - und Europa sowieso: Flötisten bekannter Sinfonieorchester schwören auf die Handarbeit von Tobias Mancke. Schuld daran ist sein Vater. Der bekannte Bildhauer hat noch ein zweites liebstes Hobby: Querflöte spielen. Und im Winter baute er Flötenköpfe. Sohn Tobias lernte Werkzeugmechaniker bei Stihl und half seinem Vater nebenbei Flötenköpfe zu bauen. Nach der Ausbildung ging er dem amerikanischen Flötenbauer Dana Sheridan, einem Freund des Vaters, in seiner Werkstatt zur Hand. "Er hat mir das nötige Know-How vermittelt und Tricks gezeigt", sagt Tobias Mancke. Mehrere Wochen verbrachte er in Boston und half dem bekannten Flötenbauer, als dieser in Köln eine Geschäftsstelle aufbaute. Schließlich wagte der passionierte Saxofon- und Flötenspieler den Schritt in die Selbstständigkeit. Kopfstücke aus afrikanischen Grenadill-Holz wurden eine seiner Spezialitäten. Außerdem macht er Wartungs- und Reparaturarbeiten für große Sinfonie-Orchester. Seine gute Arbeit sprach sich in Musiker-Kreisen schnell herum. Außerdem besuchte der gebürtige Weißenseifener Flötenclubs, Festivals und Meisterkurse auf der ganzen Welt, wo er seine Werke ausstellte. Nächste Woche fliegt er nach Pittsburgh/USA, dann nach Manchester, Mailand und Rom. Der Bau eines Flötenkopfs aus Holz ist eine langwierige Angelegenheit. Das Holz muss zehn bis 15 Jahre, manchmal auch 25 Jahre abgelagert sein. Nach fünf Jahren wird der Holzkant abgedreht und gebohrt. Zwei Jahre vergehen, bis er wieder bearbeitet wird. Zum Schluss wird das Kopfstück geschliffen, ausgefräst und poliert. Die Maschinen für diese Arbeiten hat er zum Teil selbst gebaut. Tobias Mancke möchte später mal ganze Flöten bauen. Doch dafür hat er im Augenblick keine Zeit. Denn er ist voll ausgelastet mit der Produktion. Zwei Monate verbringt er auf Reisen durch die ganze Welt. Nicht zu vergessen seine Kunden in Deutschland, darunter das Rundfunk-Sinfonieorchester des WDR Köln, des RSB Berlin, des SWR Baden-Baden, die Düsseldorfer Symphoniker, das Gewandhausorchester Leipzig und die Staatskapelle Weimar. Oft lange Wartezeiten am Zoll

Mit seinen schwarzen Koffern transportiert er seine Ware, eingeschlagen in blauen Samt, über Bahnhöfe und Flugplätze. Nicht immer ist die Einreise unkompliziert. In den USA muss die Ware verzollt werden. "Dafür muss man schon ein paar Stunden einplanen", sagt Mancke. Im vergangenen Jahr in Boston beschlagnahmte der Zoll die Koffer. "Da musste ich mit dem Taxi meinen Sachen hinterherfahren und bekam sie erst kurz vor der Ausstellung wieder", erinnert sich der Flötenbauer. Und sein Vater? Der ist immer noch gerne dabei. Jedenfalls wenn es um den letzten Schliff und den guten Ton geht. Das Einspielen machen beide gemeinsam. "M" und "M", Mancke Junior und Senior. So steht es auch auf den Flötenköpfen, auf denen in China, Taiwan - und Europa sowieso - gespielt wird.

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