Aus der Vertiefung des Raumes

Prüm · Eine Schule feiert - und zeigt Flagge für einen Kontinent: Am Regino-Gymnasium Prüm ist Direktor Albrecht Petri offiziell ins Amt eingeführt worden. Im Anschluss: Schulfest zum Thema Europa und die Fete der Ehemaligen.

Aus der Vertiefung des Raumes
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Räume schaffen: Das ist eines seiner Ziele. Das hat Albrecht Petri schon im TV gesagt, als er vor zwei Jahren den Posten als Chef am Prümer Gymnasium von Peter Pelz übernahm. Räume, die brauchen - an diesem Post-Halbfinaltag geht es nicht ohne Fußballanspielungen - auch Nationalkicker, wenn sie zaubern sollen. Das gelang dem deutschen Team in diesem Fall nicht ganz so gut ,wie offenbar Albrecht Petri in seinen ersten beiden Jahren. Denn, das ist das Schöne an der gestern vorgenommenen offiziellen Amtseinführung des 52-Jährigen: Man kennt ihn bereits.
Und es scheint gut zu laufen: Petri sei sogar, wie Stephan Disch vom Personalrat in seiner gewitzten Rede (nicht der einzigen an diesem Tag) sagt, der erste Chef seit 40 Jahren, der seinen Wohnsitz in Prüm genommen habe und sich "in fußläufige Nähe seines Arbeitsplatzes traut".
Und an diesem Arbeitsplatz scheint er auch bei seinen Schützlingen anzukommen: Elena Hoffmann, stellvertretende Schülersprecherin, hält deshalb auch "keine Willkommensrede, sondern eine Dankesrede". Denn der Chef sei immer für die Gymnasiasten da, zeige große Präsenz - und jeder Schüler könne sich frei entfalten.
Bevor es dunkel wird

 Steht ihm gut, das Europafähnchen: Albrecht Petri. TV-Foto: F.-P. Linden

Steht ihm gut, das Europafähnchen: Albrecht Petri. TV-Foto: F.-P. Linden

Foto: (e_pruem )


Da sind wir dann wieder bei den Räumen. Oder, wie Petri sagt: "Wer Angst hat, bringt keine Leistung." Und Bangemachen gilt gerade jetzt nicht. Darauf verweisen viele Redner im Ansprache-Marathon dieses Tages (pardon, falsche Sportart), auch Landrat Joachim Streit: Es drohe gerade angesichts all der Krisen - und Krisengewinnler - sehr dunkel zu werden in diesem Europa. Einem Kontinent, daran erinnert Bürgermeister Aloysius Söhngen, auf dem man einander lange genug die Köpfe eingeschlagen habe.
Da passt es umso mehr, dass Regierungs-Schuldirektorin Ursula Biehl nicht nur gute Worte für den Regino-Chef mitbringt, sondern auch ein Europafähnchen. Das lässt sie dann auch gleich am Rednerpult stehen.
Die Vorlage verwandelt Albrecht Petri gern - denn er trägt dieses Europa, das belegt er anhand seiner Biografie - in der Seele. Und will den vergangenes Jahr erhaltenen Titel "Europaschule" immer weiter mit Leben füllen. Mit einem entsprechenden Lehrplan und dem Leitsatz "Europa entdecken, erfahren und vertiefen".
Gerade jetzt, wo so viele diese kontinentale Gemeinschaft "gezielt schwächen wollen", Angst schüren und sich dann, siehe die Brexit-Aktivisten in Großbritannien, aus dem Staub und der Verantwortung machen. Und gerade für die Menschen seiner Generation, die im Kalten Krieg aufgewachsen sei, müsse der europäische Gedanke nicht nur Aufgabe, "sondern Leidenschaft sein".
Da überrascht es dann kaum noch, dass auch Jan Herbst, der Vorsitzende des Ehemaligenvereins, der am Abend zur Party lädt, dem neuen Chef ein ausgezeichnetes Zeugnis ausstellt. Zitat: "Wir haben hier einen Guten bekommen."
Und Abpfiff. Günter Netzer kam damals in den 70ern, wie jedes Fußballkind weiß, "aus der Tiefe des Raumes". Petri kommt da eher aus der Vertiefung. Und sein Raum ist ein bisschen größer als auf'm Platz. Er heißt: Europa.

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