Barrierefrei durch die Geschichte

Kultur aus drei Epochen und Geologie aus vielen Jahrtausenden: Im Oberen Kylltal entsteht ein Lehrpfad in die Geschichte. Eine Station, das Moorgebiet bei Dahlem, soll barrierefrei erschlossen werden.

Esch/Dahlem. Entwässert, aufgeforstet, nahezu zerstört: Das ist, in aller Kürze, das Schicksal des Heidemoors in Dahlem im Oberen Kylltal.

Inzwischen aber wurde es zu neuem Leben erweckt. Die biologische Station des Kreises Euskirchen hat vor einigen Jahren das Moorgebiet in der "Wasserdell" vom Fichtenbewuchs befreit, damit sich typische Arten wieder ausbreiten und ansiedeln konnten. Anschließend wurde ein Holzbohlensteg quer durch das Gebiet gelegt, um die Besucher ohne Gefahren für die Moorvegetation durch das Gelände zu führen.

Die Maßnahmen haben gewirkt: "Eine Welt für sich" sei dabei entstanden, sagt Josef Schweinheim, Kulturwart beim Eifelverein, der das Projekt betreut. Initiiert wurde es vom Naturpark Nordeifel, Partner ist die Gemeinde. Glockenheide, Moorlilie, Sonnentau oder Wollgras seien in Dahlem wieder heimisch geworden. "Hier gibt es aber nicht nur seltene Pflanzen, sondern auch seltene Schmetterlinge oder die Wald eidechse", erzählt Schweinheim.

Nun sollen die wiedergewonnenen Naturschätzchen weiter gehegt und zugleich erlebbar gemacht werden: mit einem Moor-Lehrpfad, der wiederum angebunden wird an den Wanderweg, der von Esch im Vulkaneifelkreis kommt. Dieser führt über die Reste der dortigen ehemaligen Römerstraße (der TV berichtete).

Nicht nur das: Entlang der Route liegen zwei vermutlich keltische Hügelgräber und der mittelalterliche "Vierherrenstein", der die damalige Grenze zwischen den benachbarten Herrschaften markierte. Und zuletzt passiert der Weg die Kiesgrube hinter Dahlem, in der nach wie vor Sand abgebaut wird. Dieser stammt noch aus einem prähistorischen Flusssystem zwischen Köln und Trier, "als die Eifel noch eine flache Schüssel war", sagt Andreas Wisniewski, Chef des Verkehrsvereins Oberes Kylltal.

Der Lehrpfad soll als Rundweg um das Dahlemer Moor führen. Bislang ist dort kaum etwas ausgeschildert. Auch Informationen zu den umliegenden kulturellen, historischen und geografischen Sehenswürdigkeiten fehlen. Der etwa neun Kilometer lange Gesamtweg von Esch bis nach Dahlem soll deshalb eine informative Beschilderung erhalten, der behindertengerechte Rundweg zusätzlich Handläufe, eine Rollstuhl-Öffnung an der Forstschranke und weitere Hilfen, die den Zugang erleichtern. Die Gesamtkosten sollen bei etwa 12 000 Euro liegen, ein Antrag zur Finanzhilfe aus dem Projekt "Natura 2000" ist gestellt.

Extra
Erst verschwunden, jetzt geschützt: Heiden und Moorgebiete gehörten bis ins 19. Jahrhundert zum typischen Landschaftsbild der Eifel. Das hat sich deutlich geändert. Vor allem in Folge der landwirtschaftlichen Nutzung verschwanden diese Gebiete immer mehr. Im Interreg-III-Projekt "Heiden, Moore und Wiesen als Bausteine für ein deutsch-belgisches Biotopnetzwerk" planen Naturschutzorganisationen beider Länder ein grenzüberschreitendes Netz zum Schutz dieser selten gewordenen Lebensräume. Das Moorgebiet bei Dahlem gehört dazu. (fpl)

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