Besinnung statt Kommerz: 40. Adventsblasen lockt Hunderte Menschen auf den Prümer Hahnplatz

Prüm · Vor 40 Jahren brachten die Schwestern Marlies und Berta Hansen erstmals Notensätze mit Adventsliedern aus dem Alpenraum mit, damit der Musikverein sie zum Adventsbeginn auf dem Hahnplatz spielen kann. Es war der Auftakt einer Tradition, die mittlerweile fest verwurzelt ist in der Abteistadt.

Besinnung statt Kommerz: 40. Adventsblasen lockt Hunderte Menschen auf den Prümer Hahnplatz
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Es ist im Grunde Jahr für Jahr dasselbe Schauspiel und dennoch verliert das Adventsblasen auf dem Hahnplatz nicht an Reiz: Langsam füllt er sich mit Menschen, das Stimmgewirr wird minütlich lauter. Man begrüßt sich - manche sind von fern her angereist - trifft Freunde, schwatzt. Die Stimmung ist ausgelassen.
Und dann, recht plötzlich hallt der erste Ton vom Turm der Basilika, und es wird schlagartig still. Niemand spricht, keiner bewegt sich mehr. Die Abteistadt hält inne. Die Zeit steht irgendwie still - das Einzige, was jetzt noch zählt, ist die Besinnung.

Schon zum 40. Mal spielten die Blechbläser des Musikvereins Prüm zum Freiluftadventskonzert auf: vom Turm der Basilika, zwei Balkonen und diesmal von der Terrasse des Stadtcafés aus spielten sie 17 Adventsstücke aus dem Alpenraum. Die Notensätze wurden in den vergangenen 40 Jahren von den Schwestern Marlies und Berta Hansen gesammelt (der TV berichtete) - so entstand mit den Jahrzehnten ein Fundus an Stücken, der garantiert, dass auch weiterhin jedes Jahr ein neues Programm gespielt werden kann.
Und wieder blieb es dabei: Beim Adventsblasen wird in Prüm auch weiter auf jeden kommerziellen Firlefanz verzichtet. Die Gründerinnen verfügten einst, dass drum herum keinerlei Weihnachtsspektakel das besinnliche Konzert stören darf. Nach einem Machtwort vor vier Jahren, als kurz überlegt wurde, doch die eine oder andere Bude aufzustellen und die Schwestern Hansen drohten, in diesem Fall die Noten wegzunehmen, hält man sich an die Absprache.Es gehört einfach dazu

Besinnung statt Kommerz: 40. Adventsblasen lockt Hunderte Menschen auf den Prümer Hahnplatz
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"
Besinnung statt Kommerz: 40. Adventsblasen lockt Hunderte Menschen auf den Prümer Hahnplatz
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"
 Tolle Akustik: Ob vom Balkon eines alten Gasthauses, dem Turm der Basilika oder vom Balkon eines Neubaus – die Blechbläser des Musikvereins Prüm sorgen rund um den Hahnplatz für Klang.

Tolle Akustik: Ob vom Balkon eines alten Gasthauses, dem Turm der Basilika oder vom Balkon eines Neubaus – die Blechbläser des Musikvereins Prüm sorgen rund um den Hahnplatz für Klang.

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"


Und das ist auch gut so, findet die langjährige Besucherin Marita Mosebach-Amrhein. "Sollen andere Städte ruhig zu trubeligen Weihnachtsmärkten laden, hier haben wir mit dem Adventsblasen einfach etwas ganz Besonderes", sagt sie, "und zwar die schönste Art, wie man den Auftakt der Adventszeit feiern kann." Jedes Jahr komme sie schon seit den ersten Konzerten am Vorabend des Advents auf den Hahnplatz. "Es gehört für mich einfach dazu. Ich genieße die Atmosphäre, die besinnliche Stimmung und staune auch immer noch darüber, wie still die Menschen plötzlich werden."
Selbst Kinder spürten die besondere Stimmung und würden von selbst ganz leise. "Zumindest merkte ich das bei meinen", sagt sie und lacht. Verändert habe sich das Adventsblasen in all den Jahren im Grunde nicht: "Nein, es ist in der ganzen trubeligen Zeit immer dasselbe geblieben - schön, stimmungsvoll und andächtig." Marita Mosebach-Amrhein ist sich sicher, dass viele Besucher - wie sie - auch sehr tiefe Erinnerungen mit dem Adventsblasen verbänden. "Ich denke zurück an die Zeit mit meinen Eltern, ich erinnere mich daran, wie meine Kinder noch klein waren und ich sie in ihrem Buggy auf den Hahnplatz schob. Das alles macht so ein Ereignis natürlich auch wichtig." Gegen Weihnachtsmärkte generell habe sie nichts: "Abgesehen davon, dass einer aussieht wie der andere, aber mit unserem Adventsblasen ist das alles nicht zu vergleichen."

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