Blaue Blume für den Kaiser

PRÜM. Die Fritz-von-Wille-Ausstellung im Prümer Haus des Gastes (der TV berichtete) zeigt unter anderem die Wiederholung (Kopie) eines Gemäldes, das einst einen sehr prominenten Abnehmer fand: Kaiser Wilhelm II.

Wer sich für Malerei interessiert und genug Zeit mitbringt, kann ab Sonntag, 27. August, im Haus des Gastes die Begegnung mit den Werken eines großen Meisters genießen. Die Galerie Schwarzer aus Düsseldorf und das Fritz-von-Wille-Museum im Bitburger Haus Beda haben gemeinsam ein einmaliges Ensemble zum Andenken an den Eifelmaler (1860 - 1941) zusammengestellt. Im Dachgeschoss, wo früher die Zentralbücherei der Verbandsgemeinde Prüm untergebracht war, laden 40 Bilder zu einer Reise durch die Schaffensperioden und Facetten des Künstlers ein. 1988 organisierte die Galerie schon einmal eine Ausstellung in Prüm. "Auch die aktuelle Ausstellung ist wieder ein Gewinn für die Stadt Prüm", freut sich Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy. "Wir unterstützen das gerne, wobei es auch einen zusätzlichen Schub für uns bedeutet", sagt Manfred Kottmann, Leiter des Kulturzentrums Haus Beda. Er kann sich an keinen Fall zuvor erinnern, bei dem schon einmal so viele Gemälde aus Bitburg in Prüm gezeigt wurden. Voller Begeisterung für das Ergebnis ist Kunsthistorikerin Dr. Margot Klütsch aus Meerbusch, die auch die fachliche Betreuung des Fritz-von-Wille-Museums übernimmt: "Eine der Stärken Fritz von Willes ist die Erfassung der Landschaften in ihrem Charakter. Die Eifel ist eben teilweise auch schwer, trüb und melancholisch. Der Künstler hat die Eifel ernst genommen und wollte vor Ort sein, um alles mitzuerleben. Er hat unverbrauchte Natur gesucht und gefunden." Außer in seiner Düsseldorfer Wohnung lebte von Wille zeitweise in Reifferscheid (1899 bis 1911), dazwischen von 1905 bis 1907 in Dalbenden.Nüchterne Betrachtung, romantisches Empfinden

Bei der großen Berliner Kunstausstellung 1908 kaufte kein geringerer als Kaiser Wilhelm II. das Gemälde "Die blaue Blume" für seine Sommerresidenz Cadinen in Ostpreußen. Nach seiner Abdankung 1918 soll er das Bild ins niederländische Exil mitgenommen haben. Der Verkauf an den prominentesten aller möglichen Kunden machte von Wille auf einen Schlag berühmt. Wer es sich leisten konnte, bestellte eine Wiederholung des kaiserlichen Bilds. Eines dieser Werke ist in Prüm zu sehen. Hinter dem romantischen Titel verbirgt sich die unspektakuläre Ansicht einer typischen Eifellandschaft: Im Vordergrund ein Hang mit bunt blühenden Sommerblumen, dahinter unter trübem Wolkenhimmel die unscheinbare Kapelle am Weinfelder Maar. "Und doch ist es von Wille hier wie bei keinem anderen Bild gelungen, Einfachheit und Poesie, nüchterne Betrachtung und romantisches Empfinden miteinander zu verbinden", schreibt Margot Klütsch im Begleitkatalog zur Ausstellung. Bei freiem Eintritt ist die Ausstellung im Prümer Haus des Gastes bis 1. Oktober mittwochs, samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

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