Breiter Konsens unter Kandidaten: Bürgermeisterwahl in Irrhausen am 24. September

Irrhausen · Irrhausen hat die Wahl: In dem Islek-Dorf bewerben sich zwei versierte Vereinsmenschen um den Bürgermeistersessel. Beide wollen das Beste für die Heimat, nur in einem Punkt gehen die Meinungen weit auseinander.

 Edgar Krings würde gern noch länger dem Irrhausener Rat vorstehen, im Moment leitet er ihn als Erster Beigeordneter. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Edgar Krings würde gern noch länger dem Irrhausener Rat vorstehen, im Moment leitet er ihn als Erster Beigeordneter. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Irrhausen Sie sind beide waschechte "Irsener", besuchten beide die Neuerburger Realschule und sind beide dank ihres unermüdlichen Einsatzes im Irrhausener Vereinsleben bekannt wie die bunten Hunde: Edgar Krings (54) und Markus Urfels (27) bewerben sich derzeit um das Amt des Ortsbürgermeisters. Zwei Jahre vor der eigentlichen turnusmäßigen Kommunalwahl musste der bisherige Dorfchef, Norbert Groben, aus gesundheitlichen Gründen die Amtsgeschäfte niederlegen, seitdem hat Krings als Erster Beigeordneter das Ruder übernommen. Nun soll der Souverän entscheiden, ob er auf dem Bürgermeisterstuhl sitzen bleiben darf oder mit Urfels quasi der politische Nachwuchs das Ruder übernimmt.
Ein Dorf in Aufruhr? Ein Ort vor der Weichenstellung? Angesprochen auf den Wahlkampf reagieren beide Kandidaten äußerst gelassen. "Von Kampf kann kaum die Rede sein, wohl die meisten Irrhausener kennen uns. Wir versuchen es halt beide und schauen ganz entspannt, wer es wird", sagt Urfels. Auch Krings blickt unaufgeregt auf das Buhlen um die Wählergunst. "In einem Ort wie Irrhausen ist man ja kein Unbekannter. Wir sind beide hier groß geworden und in den Vereinen aktiv - vorstellen brauchten wir uns kaum."
Krings ist besonders Fußballfreunden und Sportlern ein Begriff. Seit seiner Kindheit ist er im SV Daleiden aktiv und seit Jahren Trainer verschiedener Mannschaften. Urfels wiederum dürfte Musikern in der Region bekannt sein. In Schulzeiten begann er mit dem Querflötenspiel, wurde im MV Irrhausen aktiv, in dem er zeitweise auch dirigierte, leitete Projektorchester und ist heute der Dirigent des Jugendorchesters des MV Dahnen-Dasburg.
Die Kontrahenten stehen also relativ nah beieinander. Allerdings gerät, blickt man genau auf die Biografien der Bewerber, die Wahl zu einer politischen Generationenfrage: auf der einen Seite Krings, seit mehr als 15 Jahren politisch aktiv und mit eigener Liste im Gemeinderat vertreten, auf der anderen Seite der kommunalpolitische Neueinsteiger Urfels.
"Interessiert war ich schon immer, hielt mich aber bisher aktiv raus. Durch den Abschied Norbert Grobens bot sich unerwartet die Gelegenheit", sagt Urfels. Genau genommen sei er gar nicht als Erster auf die Idee zur Kandidatur gekommen. "Ich wurde mehrfach von außen angesprochen. Mehrere Leute sagten: 'Du könntest es doch mal probieren'." Erst als diese Anregung mehrfach wiederholt worden sei, habe er sich nach reiflicher Überlegung gedacht: "Warum eigentlich nicht? Und schon fing ich an, mich darüber zu informieren, was dann eigentlich so genau meine Aufgaben wären."
Und wie kam Krings in die Kommunalpolitik? Auf ähnlichem Weg, nur eben einige Jahre früher: "Auf dem Dorf entwickelt sich so was einfach. Man ist engagiert in Vereinen und im Ortsleben, das Engagement wird immer größer, und dann kommt irgendwann die Frage, ob man sich in den Rat einbringen möchte."
Eine politische Agenda im eigentlichen Sinne haben beide nicht aufgestellt. "Klar, Straßenbau und Infrastruktur sind immer ein wichtiges Thema, doch noch viel dringender ist für mich die Frage, wie wir Irrhausen in Zukunft für junge Menschen und Familien noch schmackhafter machen können. Wo können sie bauen, wie können sie sich hier ihr Leben einrichten. Das Vereinsleben und der Zusammenhalt der Gemeinschaft sind ein gutes Argument, wir müssen ihnen aber auch Bauland und Häuser anbieten können", sagt Krings.
Urfels sieht dies ähnlich: "Am dringlichsten ist sicher, den Ort auch in Zukunft für junge Menschen attraktiv zu halten - einerseits, damit sie nicht wegziehen, andererseits, um neue junge Familien für Irrhausen zu begeistern." Auch Urfels lobt das intakte Vereinsleben, würde sich aber wünschen, dass die Zusammenarbeit unter den Vereinen noch intensiver wird. Alles also eitel Sonnenschein und eine Menge Konsens, in einem Punkt gehen die Positionen dann aber doch stark auseinander: wenn es um die Zukunft des Irrhausener Campingplatzes geht. Ein niederländisches Unternehmen will die Anlage kaufen und massiv ausbauen (der TV berichtete). "Ich sehe darin eine große Chance für Irrhausen und die Region. Arbeitsplätze würden geschaffen, der Tourismus würde profitieren", sagt Urfels. Krings befürchtet, dass die Ambitionen von "Iris Parc" zu gigantisch sind: "Die geplante Größe im Verhältnis zum wirtschaftlichen und finanziellen Nutzen für unsere Gemeinde ist leider nicht gegeben."
Übrigens lautet am Sonntag die Frage nicht allein: "Wer wird Bürgermeister?", sondern auch: "Dürfen die Niederländer ihre Pläne verwirklichen?" Insofern ist es doch im Kleinen eine Richtungswahl. Einer Niederlage blicken die Kontrahenten entspannt entgegen. "Ich könnte dann ja zur Kommunalwahl 2019 den normalen Weg gehen und für den Rat kandidieren", sagt Urfels. "Wenn es nicht klappt, gräme ich mich nicht. Auch dann wird Montags wieder die Sonne aufgehen", sagt Krings.

Extra: TAL DER SCHMETTERLINGE LIEGT GLEICH NEBENAN

 Markus Urfels wurde von außen darauf angesprochen, ob er nicht für das Amt kandidieren wolle und beschloss darauf, es zu wagen. TV-Foto: Frank Auffenberg

Markus Urfels wurde von außen darauf angesprochen, ob er nicht für das Amt kandidieren wolle und beschloss darauf, es zu wagen. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"


Irrhausen zählt etwa 200 Einwohner. Der Rat besteht aus sechs Mitgliedern und dem Gemeindebürgermeister. Das Dorf liegt an der Landesstraße 410, einer der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Islek und Luxemburg. Aktuell liegt der sogenannte Jugendquozient, also das Verhältnis von unter 18- jährigen zu erwerbstätigen Bürgern bei 22,3 und damit fast 8 Punkte unter dem Schnitt vergleichbarer Gemeinden (30). Der Altenquotient, also das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen liegt bei 40,8 und damit 5,5 Punkte über dem Schnitt.

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