Busse fahren auf Bestellung: Kreistag des Eifelkreises stimmt für Konzept zur Sicherung des Eifeler Nahverkehrs

Bitburg · Immer weniger Menschen fahren Bus, immer mehr Buslinien werden unrentabel - vor allem auf dem Land. Derzeit wird an einem neuen Konzept gearbeitet: Damit will auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm den Nahverkehr zukunftsfähig machen.

Busse fahren auf Bestellung: Kreistag des Eifelkreises stimmt für Konzept zur Sicherung des Eifeler Nahverkehrs
Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Bitburg. In der Eifel gibt es sie eben: diese wunderschönen Fleckchen Erde, an denen aber auch noch nie ein Bus gefahren ist. Und im größten Flächenkreis des Landes ist das auch schwierig, weiß Landrat Joachim Streit: "Dass wir es perfekt hinkriegen und alle zufrieden sind." Das sei außerdem auch "gar nicht bezahlbar". Was aber drin ist: noch ein bisschen was am Ist-Zustand verbessern - gerade auf dem Land, wo die Situation künftig immer schwieriger wird. Das zu versuchen, hat nun auch der Kreistag bei seiner jüngsten Zusammenkunft beschlossen, indem er den Plänen, vorgestellt von Barbara Schwarz, Geschäftsführerin des Zweckverband VRT, und Raphael Meinhart vom Planungsbüro IGDB, zugestimmt hat.

Das Problem: Weil die Schülerzahlen sinken, lassen sich die Linien nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Ein Trend, den die Zahlen der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm bestätigen: So sind im Schuljahr 2004/05 noch 8881 Schüler und 1347 Kindergartenkinder befördert worden, im Schuljahr 2014/2015 nahmen nur noch 7104 Schüler und 998 Kindergartenkinder den Bus. Die Prognose: Bis zum Jahr 2025 sollen die Schülerzahlen im Verkehrsverbund Region Trier (VRT) im Vergleich zu 2010 um bis zu 40 Prozent sinken. Im ländlichen Raum jedoch seien Schüler "die wichtigste, häufig sogar zahlenmäßig einzig nennenswerte Fahrgastgruppe des ÖPNV", heißt es in der Kreistagsvorlage. Während also die Einnahmen zurückgehen, bleiben die Kosten gleich hoch. Und es herrscht noch ein weiteres Ungleichgewicht: "Im Süden des Kreises besteht noch eine etwas stärkere Nachfrage nach Busfahrten", sagt Raphael Meinhart. "Doch viele Orte in der Eifel werden im Moment gar nicht bedient."

Die ersten Konsequenzen: Der VRT hat zeitweise Verluste über Preiserhöhungen ausgleichen können - doch wenn in einem Eifelort die Kunden fehlten, wurde das Busfahren auch in Trier teurer: ein Riesenproblem, weshalb Trier erst aus dem gemeinsamen Verbund aussteigen wollte (der TV berichtete). 2015 einigte man sich auf die "Allgemeine Vorschrift" mit diesen Ergebnissen: Der VRT stoppte die Preisspirale, indem er Höchsttarife festsetzte, zugleich sagten die Kommunen zu, die finanziellen Defizite auszugleichen. Weil das allein aber noch nicht die Probleme löst, haben bereits im Jahr 2012 das Innenministerium und der VRT - ebenso wie der Verkehrsverbund Rhein-Mosel und der Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Nord - gemeinsam das Planungsbüro IGDB beauftragt, sich ein ganz neues Konzept für den ÖPNV einfallen zu lassen.

Die neue Idee: Künftig sollen verschiedene Linien gebündelt und weniger rentable Strecken mit rentablen verknüpft werden. Hauptlinien verbinden dann größere Städte - etwa Bitburg und Prüm - miteinander. Weiter sollen diese Haupt- durch Nebenlinien ergänzt werden, die dann auch die kleineren Orte anbinden. Das soll beispielsweise geschehen über Ruf-Busse: Diese fahren immer nur, wenn der Kunde sie vorher auch bestellt hat. Die Planer sind optimistisch, dass die Versorgung besser werde und das Angebot zugleich bezahlbar bleibe. Mit anderen Worten: es insgesamt nur besser werden könne.

Die Kosten: Das ist auch das Argument, wenn es um die Frage geht, was der Kreis dafür eigentlich bezahlen muss. Würde alles beim Alten bleiben, sagt Meinhart, dann "muss der Kreis 1,6 Millionen Euro im Jahr 2025 investieren, um den Schülerverkehr weiterhin zu gewährleisten." Wird das Konzept umgesetzt, auch - plus etwa weitere 16 Prozent. Der Kreis profitiere aber dann von einem System, das wesentlich mehr Fahrplankilometer abdecke - nämlich 4,7 Millionen pro Jahr (das ist eine Steigerung um 1,9 Millionen im Vergleich zu heute).

Bleibende Fragen: Die Planung, wie die Busse künftig fahren, hört natürlich nicht an der Kreisgrenze auf. Daran sei gedacht, sagt Meinhart: "Die Verknüpfungspunkte funktionieren." Doch noch weiß keiner so richtig, was nun mit der Oberen Kyll geschieht, wenn die nächste Stufe der Kommunalreform umgesetzt wird. Das wird zwar die Busfahrpläne keineswegs berühren - wohl aber Fragen zur Finanzierung. Einfacher gesagt: Wer zahlt am Ende?

Die Meinungen: Es geht bei dem Thema auch um die Zukunft der Eifel - deshalb sei das Konzept so wichtig, "und wir reden ja auch immer davon, die Menschen zurück auf das Land zu bringen", gibt Christine Kausen (FWG) zu bedenken. Es sei auch gut, dass man touristische Ziele künftig stärker einbinden wolle, sagt Günter Scheiding (SPD). Dabei soll nicht nur an den Eifelpark gedacht werden, sondern auch an Teufelsschlucht und Dinopark oder den Eifelzoo Lünebach. Helmut Fink (Grüne) erachtet eine Anbindung nach Vianden als sinnvoll und fordert, dass längere Wartezeiten für Schüler vermieden werden sollten. "Damit die Verkehre nicht aneinander vorbeifließen, muss das Konzept mit dem regionalen Bahnverkehr abgestimmt werden", sagt Hans Jürgen Götte (FDP). Auch eine App wäre wichtig: "Damit sich auch Ortsfremde schnell orientieren können." Andreas Kruppert (CDU) hofft, dass die Planer mit ihrer Kostenanalyse auch Recht behalten: "Es ist ein schwieriges Thema - und ein teures."Meinung

Ohne neue Ideen geht es nichtNichts bleibt wie es ist. Der demografische Wandel verändert selbst das Busfahren: nur von A nach B und das nur zu Regelzeiten - das funktioniert nicht mehr. Wollen wir verhindern, dass irgendwann gar keine Busse mehr fahren, brauchen wir ein frisches Konzept - und neue Ideen, so wie diese hier in der Eifel. Nur eins bleibt wohl so wie immer: Billiger wird es nicht. e.blaedel@volksfreund.de

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