Düstere Bilder, helle Freude

Die "Tannöd"-Verfilmung ist mit zwei Wochen Verspätung dort angekommen, wo sie auch zu weiten Teilen gedreht wurde: in der Eifel (der TV berichtete). Im Prümer Kino machten sich am Donnerstag rund 280 Besucher einen schönen Abend - zumal viele von ihnen sich auf der Leinwand wiedersahen.

 Die Herzen des Publikums erobert und ganz viele Autogrammkarten geschrieben: Verena Günnel aus Bonn, die bei „Tannöd“ in einer Nebenrolle auftritt. Gudrun van Gelderen (links), Komparsin aus Prüm, hatte Verena und ihre Mutter Mechthild zur Premiere eingeladen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Die Herzen des Publikums erobert und ganz viele Autogrammkarten geschrieben: Verena Günnel aus Bonn, die bei „Tannöd“ in einer Nebenrolle auftritt. Gudrun van Gelderen (links), Komparsin aus Prüm, hatte Verena und ihre Mutter Mechthild zur Premiere eingeladen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm/Winterscheid. (fpl) Woran erkennt man einen Menschen mit Down-Syndrom? "Er ist lieb." So hat Verena Günnel geantwortet - in einem Fragebogen des preisgekrönten Magazins "Ohrenkuss", das von Menschen mit Down-Syndrom gemacht wird - Menschen wie Verena Günnel.

Verena Günnel schreibt nicht nur für "Ohrenkuss", sie spielt auch in "Tannöd" mit. Und sie war am Donnerstag bei der Eifel-Premiere des Films im Prümer Kino dabei: "Danke, dass ihr alle da seid", rief sie vor Beginn der Vorführung in den voll besetzten Saal - und das Publikum dankte zurück, mit großem Applaus.

Die 21-Jährige Bonnerin ist nicht nur lieb, sie ist hinreißend in ihrer Offenheit, die sich wunderbar abhebt vom Wichtigkeits-Getue so mancher Knattermimen, die sich für die Krone des deutschen Filmschaffens halten. Und es ist schön zu sehen, mit wieviel Wärme die Eifeler auf Verena Günnel reagieren, die noch lange nach der Premiere freundlich und geduldig Autogrammkarten unterschreibt. Dabei hat sie nur drei Szenen im Film. Eine vierte, die schönste und längste, berichtet ihre Mutter Mechthild, sei herausgeschnitten worden. An diesem Abend ist das egal: Er gehört vor allem ihrer Tochter.

Und er gehört den Eifelern, von denen so viele in "Tannöd" zu sehen sind. Wie Florian Klein aus Winterscheid. Seine Rolle? "Messdiener" bei der Beerdigung der Film-Mutter von Hauptdarstellerin Julia Jentsch, sagt der 14-Jährige. In der Kirchenszene hat auch Brigitte Schenk von der Winterscheider Mühle mitgemacht. "Die Monica Bleibtreu hat zu mir gesagt: Du bist die reiche Erbtante", erzählt sie.

Dann beginnt der Film, nach kurzer Begrüßung des Publikums von Kinobetreiberin Daniela Riewer, gemeinsam mit Verena Günnel und Gudrun van Gelderen, die ebenfalls als Komparsin mitgewirkt und viele ihrer "Kollegen" nach Prüm gelotst hat.

"Tannöd" ist keine leichte Kost, sondern ein düsteres Werk mit etlichen an die Nieren gehenden Szenen. Trotzdem wird viel gelacht: Wenn die Winterscheider wieder einen aus dem Dorf auf der Leinwand erkannt haben.

Dann ist "Tannöd" vorbei: Applaus beim Abspann, in dem unter anderem - wunderbare Kinowelt - ein "Kuh-Koordinator" aufgelistet wird. "Ich fand es hart", sagt Margarethe Hoffmann aus Bleialf beim Rausgehen. Aber auch gut? "Ja, auf jeden Fall!" Josef Schmitz, auch aus Winterscheid, bescheinigt dem Film, dass man sich sehr gut in die damalige Zeit habe hineinversetzen können. "Man ist mittendrin", sagt er. Auch Florian Klein hat "Tannöd" gefallen. Obwohl er ja selbst nur etwa zwei Sekunden lang zu sehen war. Seine Kinonachbarin Hanna Schmitz, ebenfalls 14 und ebenfalls aus Winterscheid, fand den Film "sehr spannend, nie langweilig". Das letzte Wort hat Ortsbürgermeister Leo Knauf: "Ich bin begeistert", sagt er. "Früher waren die Winterscheider berüchtigt. Hiernach sind sie berühmt!"

"Tannöd" läuft noch bis Mittwoch, 9. Dezember, täglich um 17.45 Uhr im Eifel-Kinocenter Prüm.

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