Damwild muss vom Rasen runter

Weil der Burgberg in Schönecken besonders exponiert ist und dort schützenswerter Kalk-Magerrasen wächst, muss die Familie Lindemann vom Hotel Burgfrieden ihr Damwildgatter abbauen.

Schönecken. Steil führt der Weg durch Schönecken bergauf in Richtung Hotel Burgfrieden. Dort oben angekommen, hat man eine fantastische Aussicht auf die Burgruine. Rechts vom Hotel liegen weitläufige Wiesen. Eine große Damwildherde ist zu sehen. Idylle pur.

"Viele Menschen gehen hier spazieren, um unser Damwild zu sehen", sagt Hotelpächter Alexander Lindemann. Seine Herde umfasste 126 Tiere. Doch nun muss er sie um die Hälfte reduzieren. Grund: Das Gehege hatte er 2006 ohne Genehmigung im Naturschutzgebiet "Schönecker Schweiz" errichtet. Nun musste er es wieder abbauen. Seine restlichen Wiesen reichen aber nicht, um 126 Tiere zu ernähren.

Damwild-Halter klagt - der Zaun muss weg

Zusätzlich zu seinen 1,5 Hektar Land, die nahe dem Hotel liegen, hatte er nach der Flurbereinigung vor etwa vier Jahren 2,5 Hektar gekauft. Laut Lindemann hatte das von ihm um Rat gefragte Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) Eifel keine Bedenken bei der Damwildhaltung auf dieser Fläche. Nach eigener Aussage nicht ahnend, dass diese Behörde nicht der richtige Ansprechpartner ist, hat er dort das Gehege errichtet und versucht, es nachträglich von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord genehmigen zu lassen. Dies wurde jedoch aus naturschutzrechtlichen Gründen abgelehnt: Lindemann sollte den Zaun abbauen. Dagegen hat er geklagt. Ergebnis: Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz bestätigte, dass die illegal errichtete Zaunanlage zu beseitigen ist. Nun gab es für Lindemann nur noch eine Möglichkeit: Ebenfalls im Besitz der Familie ist eine zweite Wiese im Naturschutzgebiet, auf der seit Jahrzehnten Rinder grasen. Lindemann hoffte nun, eine Ausnahme-Genehmigung zu bekommen, dort sein Damwild grasen zu lassen. Die wurde ebenfalls aus naturschutzrechtlicher Sicht abgelehnt. Seite 11

Meinung

Von Stefanie Glandien

Schafe statt Damwild

Es gibt kein Recht im Unrecht, heißt ein alter Rechtsgrundsatz. So fällt es zunächst schwer, die Wut von Alexander Lindemann zu verstehen. Wo kann man heute noch etwas bauen oder errichten, ohne sich zuvor den behördlichen Segen dafür geholt zu haben? Auf der anderen Seite ist es schwer zu verstehen, warum jahrzehntelang Rinder und Pferde auf einer Weide grasen dürfen, umgeben von einem uralten Stacheldrahtzaun, und Damwild soll es dort nicht dürfen. Gleiches Recht für alle, schießt es einem durch den Kopf. Doch Tier ist nicht gleich Tier, Rasen nicht gleich Rasen, lernt der Laie. Schon so manche seltene Kröte oder schützenswerte Fledermaus haben wichtige Bauvorhaben gekippt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Da bleibt Alexander Lindemann wohl nur die Möglichkeit, weniger Damwild auf seinen hausnahen Wiesen zu halten, auf Pferde umzusatteln oder Schafe zu hüten. Auch wenn es in diesem Fall schwer fällt, das als gerecht zu empfinden. s.glandien@volksfreund.de

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