Prüm. Wo und wie können Menschen Ruhe finden und Kraft tanken? Die Antwort darauf suchten neun Jugendliche und drei Erwachsene aus Prüm in der Nähe von Cluny in Frankreich. Gemeindereferent Thomas Maas machte sich schon zum zwölften Mal mit Jugendlichen auf den Weg nach Taizé (siehe Extra).Die Jugendlichen und ihre Betreuer schlafen dort in Baracken oder Zelten. Das Essen ist kein Luxusmenü, aber dennoch völlig ausreichend. In langen Schlangen warten die Menschen geduldig an der Essensausgabe. "Keiner hat gedrängelt", sagt Phillip Laures. Jugendliche helfen ganz selbstverständlich bei der Ausgabe und erfahren so die Vielfalt der vertretenen Nationen. Das Licht wandert wie die frohe Botschaft

"Das war einfach toll!", sagt Lukas Maas. Was zu Hause oft zu Diskussionen führt, ist hier selbstverständlich: Gemeinschaftdienste, Spülen und das tägliche Putzen der Unterkünfte. Zum Tagesprogramm gehören unter anderem Workshops und "Zeit für dich". Es gibt drei gemeinschaftliche Gebete in der großen Kirche. Kerzen werden angezündet beim Evangelium. Jeder reicht das Licht weiter, um die Verbreitung der frohen Botschaft zu symbolisieren. Nach und nach erhellt sich der Saal, und es werden Lieder gesungen."Die Faszination der Lieder ist immer noch einmalig", sagt Thomas Maas. Die Atmosphäre vermittelt die Schönheit der Stille. "Gänsehaut überkommt mich jedes Mal inmitten dieser Lichter und Klänge", sagt Jutta Schreiber, eine der Betreuerinnen der Prümer Gruppe. Man hat die Möglichkeit, zu sich selbst zu finden, über Dinge nachzudenken, die belasten oder erfreuen, oder die Augen zu schließen, dem Gesang zu lauschen und "einfach mal nichts zu denken". Diejenigen, die eher Kontakte suchen, treffen sich in der freien Zeit am Oyak, dem zentralen Kiosk. Es wird geredet, gesungen und getanzt. Man trifft auf französische Feuerspucker oder Diabolo-Künstler und lässt den Tag individuell gestaltet ausklingen. Die katholische Jugend Prüm möchte ihre Erlebnisse aus Taizé teilen und veranstaltet eine " Nacht der Lichter" mit Gottesdienst am Sonntag, 8. Dezember, um 18.30 Uhr in der Kirche in Schwirzheim.Hintergrund In Taizé gründete Frère (Bruder) Roger 1940 eine internationale ökumenische Gemeinschaft. Sein Anliegen war es, Jugendlichen aus aller Welt ungeachtet ihrer Religion einen Ort der Verbundenheit zu bieten. Heute gehören zur Gemeinschaft rund 100 Brüder katholischen und evangelischen Glaubens aus über 25 Nationen. Sie führen ein einfaches Leben, bestreiten ihren Lebensunterhalt aus ihrer Arbeit und nehmen keine Spenden oder Geschenke an. Auch nach dem Tod von Frère Roger, der während eines Gottesdienstes in seiner Kirche ermordet wurde, hat Taizé nichts von seiner Faszination verloren. Sein deutscher Nachfolger Bruder Alois führt seither das Werk seines Vorgängers mit einer Mischung aus Tradition und Erneuerung weiter. (lw)