Das Jahr in der Abrechnungseinheit 1

Prüm · In Prüm ist 2016 eine halbe Million Euro verbaut worden. Der TV schaut sich an, was das die Bürger kostet.

 Zwei von vielen Projekten: die Bushof-Baustelle hinter dem Gymnasium und der Ausbau der Bahnhofstraße (kleines Bild). TV-Fotos (2): Archiv/Fritz-Peter Linden

Zwei von vielen Projekten: die Bushof-Baustelle hinter dem Gymnasium und der Ausbau der Bahnhofstraße (kleines Bild). TV-Fotos (2): Archiv/Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm Es sind zwar längst nicht so viele Ziffern hinterm Komma wie beim Pi. Aber doch schon eine ziemliche Latte: 0,1707456 Euro. Das ist der Beitragssatz, den jeder, der im Stadtgebiet ein Grundstück, ein Haus oder ein Grundstück mit Haus besitzt, pro Quadratmeter zahlen muss.
Und zwar für alles, was voriges Jahr an Baukosten auf öffentlichen Verkehrsflächen, Straßen und Plätzen dort zusammenkam. Die krumme Summe hat der Stadtrat in seiner ersten Sitzung des neuen Jahres beschlossen (TV von Donnerstag).
Gehören mir also in der Abteistadt 1000 Quadratmeter Fläche, bin ich mit 170,74 Euro an den Baukosten beteiligt. Oder? Ja und nein: Es kommt nämlich noch etwas dazu. Denn in Prüm zahlt grundsätzlich jeder Eigentümer immer auch für die Möglichkeit, zwei Vollgeschosse auf seinem Grundstück zu errichten, die Verwaltung rechnet dafür jeweils 20 Prozent, in diesem Fall also 200 Quadratmeter, obendrauf.
Und diesen Zuschlag zahlen alle Eigentümer - auch die wenigen, die bisher nicht gebaut haben. Zu den im Beispiel gewählten 1000 Quadratmetern kommen dann also zwei mal 200 Quadratmeter - 40 Prozent - für die möglichen oder schon bestehenden beiden Vollgeschosse (siehe Extra). Macht: 1400 Quadratmeter - und 170 Euro plus 68 Euro, also 238 Euro. Wer mehr als zwei Geschosse besitzt, zahlt entsprechend mehr.
Auch wer sein Eigentum ausschließlich gewerblich nutzt: Der zahlt weitere 20 Prozent obendrauf. Bei nur "mehrheitlich gewerblicher Nutzung" (unten Geschäft, darüber Wohnungen) sind es zehn Prozent.
Die Zuschläge "helfen bei der Umverteilung der Kosten", sagt Kurt Lichter vom Bauamt der Verbandsgemeinde Prüm. Ohne sie wäre der Beitragssatz deutlich höher als 17 Cent. Also keine Schikane, sondern "reine Mathematik", sagt er.
Alles superkompliziert, das gibt auch Kurt Lichter zu. Dennoch sei die Rechnung fair, auch wenn das mit den fiktiven Vollgeschossen auf Anhieb seltsam klingen mag. Und jemand, der nur eine 500 Quadratmeter große Wiese besitzt, sich vielleicht wundert, warum ihm 900 Quadratmeter berechnet werden. Wenn er aber zwei Geschosse baut, wird's eben dann auch nicht teurer für ihn.
"Das kommt jedes Jahr", sagt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy zum Thema Beitragssätze. "Es ist jedesmal ein unterschiedlicher Betrag. Und die Bürger hätten natürlich gern, dass es nicht so teuer wird." Aber die jetzt ausgerechneten 17 Cent, sagt sie, "die liegen schon im Rahmen."
Begleitet war die Beschlussvorlage im Rat von einer ausführlichen Liste. Nämlich der Aufstellung aller Ausgaben, die im vergangenen Jahr für "den Ausbau von öffentlichen Verkehrsanlagen in der Abrechnungseinheit 1 ,Stadtgebiet Prüm'" angefallen sind. Nicht herangezogen werden dafür die Eigentümer in den anderen Abrechnungseinheiten - Dausfeld, Weinsfeld, Steinmehlen, Tafel, Niederprüm.
Ausgegeben wurden insgesamt 500 030 Euro - und zwei Cent. Zum Beispiel für die im Frühjahr eingetroffenen Rechnungen vom Ausbau der Hillstraße, alles in allem gut 150 000 Euro. Oder für den Ausbau der Straßen im Zuge der Hahnplatzumgestaltung, das waren 162 000 Euro.
Von der halben Million bestreitet die Stadt 200 000 Euro, auch aus Fördertöpfen. Die übrigen 300 000 Euro werden auf die Grundstückseigner umgelegt - mit dem kalkulierten Beitragssatz.
Die Stadtbürgermeisterin ist vor allem froh darüber, dass man in Prüm auf die wiederkehrenden Beiträge setze: "Sonst würden wir hier gar keine Straßen bauen", sagt Mathilde Weinandy. Denn dann müssten die Anlieger allein ihren Anteil leisten. Und der ginge dann schnell in die Tausende.SO GROß IST PRüM


Extra

Das Jahr in der Abrechnungseinheit 1
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Weil die Verwaltung in der gesamten Stadt die tatsächlichen Grundstücksflächen plus (echte oder fiktive) zwei Vollgeschosseplus die wirklich gebauten Geschosse zusammenrechnet, kommt man am Ende auf die interessante Gesamtflächengröße von 1,757 105 Millionen Quadratmetern. So groß also ist Prüm - hätte man nicht gedacht. 1,757 Millionen Quadratmeter, das sind 246 Fußballplätze. Und in Relation zum - für solche Vergleiche beliebten - Nachbarbundesland sind das exakt 0,000 683 757 Saarländer.

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