Das Krawalliers-Delikt: Motocross- und Quadfahrer in den Wäldern

Arzfeld/Prüm · Die Verbandsgemeinde Arzfeld hat eine letzte Warnung im Guten ausgesprochen. Und die geht an Motocross-Fahrer und Quad-Piloten, die verbotenerweise durch die Wälder der Kommune krachen. Denn in jüngster Zeit häufen sich die Beschwerden darüber.

 Motocross-Rennen im Wald: Das stört Naturschützer und Spaziergänger.Symbolfoto: ISTOCK

Motocross-Rennen im Wald: Das stört Naturschützer und Spaziergänger.Symbolfoto: ISTOCK

Foto: Alex-S (iStock Editorial)

Was hier röhrt, ist kein Hirsch: Der Lärm einer Motocross-Maschine oder eines Quads ist für viele Waldbesucher und -bewohner alles andere als erfreulich. Und erlaubt ist es auch nicht, mit einem solchen Fahrzeug durch die Wälder zu knattern.
Vor allem in der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld scheinen das viele noch nicht zu wissen: "Bei uns haben die Beschwerden in letzter Zeit deutlich zugenommen", sagt VG-Bürgermeister Andreas Kruppert. Sie kommen unter anderem von Wanderern, Spaziergängern, Landwirten und Jagdpächtern - ihnen allen gehen die motorisierten Waldbesucher auf die Nerven, zumal sie auf ihren verbotenen Ausflügen Schäden hinterlassen.

"Gerade im Irsental, dem Naturschutzgebiet, sehen wir das nicht gerne", sagt Josef Freichels, Leiter der Tourist-Information Arzfeld. Das Tal sei bekannt für die Vielfalt an Orchideen, an Kräutern oder die zahlreichen Schmetterlinge, die dort flattern. "Und wir erleben es doch leider immer wieder, dass die Motocrossfahrer mitten über diese Flächen im Naturschutzgebiet fahren."

Die Kommune hat deshalb im Amtsblatt noch einmal, deutlich und dick umrahmt, darauf hingewiesen, dass diese Art der Freizeit- und Behördenbeschäftigung schlicht nicht erlaubt ist. Das Landeswaldgesetz untersage die Störung der Lebensgemeinsachaft Wald und seiner Bewirtschaftung. Wer erwischt wird, muss mit Geldbußen rechnen.
Das Ganze, sagt Kruppert, sei zu verstehen als letzter Hinweis im Guten, "bevor man mit der Keule des Gesetzes kommt": Es könne ja immer noch sein, dass der eine oder andere PS-Freund nicht wisse, dass seine Ausflüge ins Dunkelgrüne verboten sind.

So lange die Fahrer ihre Maschinen nur auf Wald- und Wirtschaftswegen steuerten, sagt Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm, hielten sich die Schäden zwar meist in überschaubaren Grenzen. "Das Problem ist aber, dass es die ganze Lebensgemeinschaft Wald stört." Krach, Abgase - gerade viele Tiere reagierten darauf sehr empfindlich.
Das gelte nicht nur im Sommer, wenn zum Beispiel eine sensible Art wie der Schwarzstorch beim Brüten beeinträchtigt werde: "Sehr problematisch ist das auch im Winter, wenn die Tiere ihren Stoffwechsel herunterfahren, um Energie zu sparen."

Der Krach löse dann den Fluchtinstinkt aus. Und je weniger ein Tier dann mit Energie versorgt sei, "desto schwerwiegender die Störung".
Zwar gehöre eine gewisse Unruhe einfach dazu - der Wald werde eben von vielen Menschen als Erholungsraum genutzt. Da spaziere oder radle auch schon einmal eine etwas lautere Besuchergruppe durch die Natur. "Aber Motorengeräusch - das ist schon eine andere Qualität."

Für Peter Wind aber noch gravierender sind die Gefahren, die von den Fahrzeugen für andere Waldbesucher ausgehen: So sei vor einiger Zeit im Mehlental bei Gondenbrett eine Reiterin vom Pferd gestürzt, weil das Tier sich vor einem Crossfahrer so sehr erschrocken habe, dass es scheute.

Auch am Stausee von Willwerath, sagt Christoph Cremer, Chef der Polizei-Inspektion Prüm, werde in jüngerer Zeit wieder mehr Krach durch Cross- und Quadfahrer gemeldet.

Ansonsten verteilten sich die Beschwerden "quer durch unseren Dienstbezirk", das gehe von Lissendorf an der Oberen Kyll über Heisdorf bei Schönecken bis eben nach Arzfeld. "Und hin und wieder erwischen wir auch einen." Dem steht dann meist ein Bußgeld ins Haus, zumal, wie die Polizei häufig feststelle, die Motorräder oft nicht angemeldet und nicht versichert seien.

Wobei die Strafe schwer zu beziffern sei, sagt Cremer: "Das wird individuell bemessen und richtet sich immer auch nach der Höhe des Einkommens. Bei einem Manager mit siebenstelligem Jahresgehalt ist das natürlich höher als bei dessen Sohn, der nur fünf Euro Taschengeld kriegt."
Meinung

Läuft nicht
In den Wald geht, rollt oder reitet man, um sich zu erholen. Oder um da zu arbeiten. Und nicht, um plötzlich (ich rede aus Erfahrung) von einem Motorrad angesprungen zu werden und sich erst einmal höllisch zu erschrecken. Ganz abgesehen von den Schäden, die das in der Natur anrichtet. Zum Austoben gibt es genug andere Möglichkeiten. Und wer es schafft, den Führerschein zu erlangen, der sollte auch in der Lage sein, das zu kapieren. f.linden@volksfreund.de

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