Das letzte Geläut für Luzia

Ihren erneuerten Spielplatz haben sie gut hinbekommen, die Kerschenbacher (der TV berichtete). Jetzt versuchen die Bürger, den Glockenturm der Luzia-Kapelle zu renovieren — aber dafür fehlt das Geld.

 Die Glocken bleiben stumm: Ortsbürgermeister Walter Schneider (links) und Pastor Siegfried May vor der Kerschenbacher Luzia-Kapelle. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Die Glocken bleiben stumm: Ortsbürgermeister Walter Schneider (links) und Pastor Siegfried May vor der Kerschenbacher Luzia-Kapelle. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Kerschenbach. (fpl) Stille aus dem Turm: In der spätgotischen Luzia-Kapelle in Kerschenbach aus dem 16. Jahrhundert dürfen die Glocken nicht mehr läuten. Der altersschwache Turm mitsamt Geläut muss erneuert werden."Das Bistum hat das Läuten ab sofort verboten - wegen Einsturzgefahr des Glockenstuhls", meldet Ortsbürgermeister Walter Schneider. "Das hat uns sehr getroffen", sagt Pastor Siegfried May. "Aber wenn die Glocken rausreißen, dann sausen die durch die Stuckdecke." Exakt 0 Euro stehen für die Renovierung zur Verfügung

Die Renovierung soll 12 000 Euro kosten. Aber das Geld ist nicht da: "Die Situation ist sehr angespannt", bestätigt der Pastor. Exakt "null Euro", sagt Schneider, stehen zur Verfügung. Hauptgrund: Die Pfarrei zahlt immer noch die Tilgung für das erneuerte Dach der Stadtkyller St. Josef-Kirche.Jetzt suchen die Kerschenbacher nach Finanzierungsmöglichkeiten für die Renovierung ihres Schmuckstücks, einer Filialkirche von St. Josef, in dem derzeit noch wöchentlich Gottesdienste gefeiert werden. Die erste Initiative startet die Frauengruppe: Am Samstag, 8. Dezember, laden die Damen zum Luzia-Fest ins Gemeindehaus und wollen als Startkapital Spenden und weitere Einnahmen zur Verfügung stellen."Weitere Aktionen sind in Planung", sagt Walter Schneider. So will Pastor May im Pfarrbrief ebenfalls zu Spenden aufrufen. Schneider wird anschließend mit Helfern von Haus zu Haus pilgern und milde Gaben heischen. Außerdem wolle man, sofern die Arbeiten in Angriff genommen werden können, wieder mit erheblicher Eigenleistung ans Werk gehen.Auch Kerschenbachs Feuerwehrchef Klaus Diederichs, so berichten May und Schneider, habe bereits Unterstützung zugesagt. Bedingung: Das Bistum muss 2500 Euro spendieren. Dann will Diederichs die kleinere der beiden Glocken bezahlen. Wer Ideen - oder eine Spende - zur Finanzierung beisteuern möchte, kann sich deshalb an den Ortsbürgermeister wenden. Der Pastor jedenfalls bleibt Optimist: "Ich hab' ein gutes Gefühl", sagt Siegfried May. "Das kriegen wir hin." Walter Schneider ist erreichbar unter der Telefonnummer 06597/4242. HINTERGRUND Luzia-Fest: Am Donnerstag, 13. Dezember (dem bis zur gregorianischen Kalenderreform von 1582 kürzesten Tag des Jahres), ist das offizielle Fest der "Lichtträgerin", die im vierten Jahrhundert in Sizilien verfolgten Christen geholfen haben soll. Luzia ist laut Heiligenlexikon die Patronin von - unter anderem - Armen, Blinden, reuigen Dirnen und kranken Kindern, von Schneidern, Bauern, Elektrikern, Glasern, Kutschern, Hausmeistern, Anwälten, Schreibern und prinzipiell allen, die mit spitzem Gerät ihrem Handwerk nachgehen. Sie wird angebetet bei Augenleiden, Halsschmerzen und Infektionen. Bis zum 16. Jahrhundert war der Luzia-Tag auch der Tag der weihnachtlichen Bescherung. (fpl)

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