Dauns Drachenfels

Mehrmals wurde über die geplante Sanierung oder einen eventuellen Neubau einer reparaturbedürftigen Brücke berichtet, die über die die B 257 und die Lieser führt. Im Volksmund wird sie die "Eselsbrücke" genannt. Und mit diesem Namen verbindet sich Dauner Historie, denn ihr wirklicher Name lautet: "Städterbrücke".

 Lambert Zimmer befördert Gäste vom Bahnhof zum Kaufmanns-Erholungsheim. Bei der Aufnahme von 1927 hat der Fotograf dem Tier den Kopf angeschnitten. TV-Foto: Alois Mayer

Lambert Zimmer befördert Gäste vom Bahnhof zum Kaufmanns-Erholungsheim. Bei der Aufnahme von 1927 hat der Fotograf dem Tier den Kopf angeschnitten. TV-Foto: Alois Mayer

Daun. Im Sommer 1896 erfolgten auf Vorschlag des damaligen Landrates von Ehrenberg die ersten offiziellen Straßenbezeichnungen in Daun. Die bis dahin bestehenden und seit Generationen überlieferten Wegenamen wurden übernommen. Einige neue Straßennamen wurden geschaffen, denn die "moderne Zeit" hatte das kleine Städtchen Daun nicht vergessen.

So auch nicht die technische Errungenschaft der Eisenbahn. Bereits 1892 begann sowohl der Bau einzelner Teilstrecken als auch der des Bahnhofs. Am 7. Juni 1894 lief der erste Zug in Daun ein. Am 15. Mai 1895 wurde die Strecke Gerolstein-Daun-Mayen dem öffentlichen Verkehr übergeben, am 1. Oktober 1909 die Teilstrecke Daun-Gillenfeld (Wittlich-Wengerohr) eröffnet. Logisch, dass die damaligen Stadtväter die zur Dauner Zugstation führende Straße auch "Bahnhofsstraße" nannten.

Beschwerlicher Weg durch Brücke abgekürzt



Reger Handelsbetrieb setzte ein. Zahlreiche Urlauber und Gäste besuchten Daun. Aber für viele war der Weg vom Bahnhof aus zu den Geschäften und Hotels in der Innenstadt, und vor allem nach Ober-Daun, nicht nur sehr weit, sondern auch recht beschwerlich.

Deshalb war es von Beginn des Eisenbahnbaues an das Bestreben des Dauner Stadtrates, eine kürzere Verbindung vom Bahnhof aus über die Lieser, den steilen "Rammelsberg" hinauf zur Innenstadt zu gestalten.

Das ließ sich nur mit Hilfe einer Brücke bewerkstelligen. Und diese konnte bereits im Sommer 1895 für den Verkehr freigegeben werden.

Der neu angelegte und gepflasterte Weg durch die "Schweiz" in die "Leopoldstraße" wurde offiziell "Bahnhofsweg" genannt, von den Daunern aber nur "dat Rammelspeedjen", und die Lieserüberquerung erhielt den Namen "Städterbrücke".

Lastesel gaben Brücke ihren Spitznamen



Und diesen Weg beschritten ab da nicht nur Fußgänger und Touristen, sondern auch zahlreiche Esel. Diese vierbeinigen Grautiere waren von Geschäfts- und Hotelbesitzern angeschafft worden.

Sie transportierten nun regelmäßig Handelswaren, Gepäck und Touristen vom Bahnhof in die Stadt und wieder hin zu den Zügen. Damals für Daun eine ähnliche Attraktion wie heute noch für viele die "Esel am Drachenfels".

Und für die Graubeiner war die Brücke schon notwendig, denn diese wasserscheuen Tiere weigern sich beharrlich, selbst kleinste Wasserläufe zu durchqueren. Wen wundert's also, dass die Brücke sehr schnell ihren schmückenden Beinamen "Eselsbrücke" bekam.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg und mit dem Aufkommen der ersten Autos und Lastwagen ließ der "Eseltransport" nach.

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