Dem Klimawandel auf der Spur

Daten fürs ganze Land: Im Nationalpark Eifel ist ein 36 Meter hoher Forschungsturm errichtet worden. Er soll künftig Informationen über Klima, Waldentwicklung, Wasserhaushalt und andere Untersuchungsbereiche liefern.

 36 Meter ist der neue Forschungsturm im Nationalpark Eifel hoch. Foto: Nationalpark/P. Joerissen

36 Meter ist der neue Forschungsturm im Nationalpark Eifel hoch. Foto: Nationalpark/P. Joerissen

Gemünd. Im Supermarkt gibt es die Technik nicht zu kaufen. Regenscanner und Fledermausdetektoren, die vielleicht einmal an diesem 36 Meter hohen Turm im Süden des Nationalparks hängen werden, oder die 150 Boxen, die bereits im Boden des Nationalparks schlummern, sind spezielle Entwicklungen für das eine Ziel: Herauszufinden, wie sich veränderte Landnutzung und Klimawandel auf den Wasser- und Stoffhaushalt auswirken - und damit natürlich auch auf die Tier- und Pflanzenwelt.

Der genaue Standort wird nicht verraten



Seit dieser Woche steht der Turm, den Mitarbeiter des Forschungszentrums Jülich, angeleitet von Euskirchener Industriekletterern, mit Muskelkraft errichtet haben, im Nationalpark Eifel, in einem Waldstück bei Erkensruhr. "Den genauen Standort wollen wir nicht nennen, damit es keinen Baustellentourismus gibt. Denn die Bauarbeiten sind nicht ungefährlich", sagt Michael Röös vom Fachgebiet Forschung der Nationalparkverwaltung.

Röös freut sich, dass die Forschungsstation jetzt hier steht, denn sie sei das Herzstück des "Tereno-Observatoriums Rur" für auf den Wald bezogene Untersuchungen. So soll im Nationalpark erforscht werden, wie sich der Waldwandel auf den Stoffhaushalt der Natur auswirke. Denn der Turm steht mitten in einem rund 60 Jahre alten Fichtenwald, den die Nationalparkverwaltung in den kommenden Jahren fällen wird, damit sich dort ein Laubmischwald entwickeln kann.

"Das Gute an dem Projekt ist, dass wir hier Mess-Einrichtungen installieren werden, die langfristige Untersuchungen zulassen", erklärt Röös. So ließen sich negative wie positive Auswirkung der Waldveränderung wirklich fundiert untersuchen.

Beim Turmprojekt hat Thomas Pütz vom Institut Agrosphäre am Forschungszentrum Jülich die Federführung. Pütz und seine Kollegen hoffen, dass sie durch das Projekt etliche Fragen beantworten können. Denn was passiert, wenn Fichten plötzlich großflächig als CO{-2}-Speicher wegfallen? Ab wann speichern die nachwachsenden Bäume wieder mehr CO{-2}, als das Ökosystem während des Wandels abgibt? Welche Stoffe gelangen zwischenzeitlich in den Kreislauf?

Mit den Messgeräten, die hoch über dem Nationalparkwald hängen, lasse sich dafür zum Beispiel feststellen, welche Mengen Kohlendioxid der Waldboden und die Bäume binden, erklärt Pütz.

Neben den Ergebnissen vom Turm nutzen die Forscher dazu Messwerte aus den bereits erwähnten 150 Boxen. Sie befinden sich an verschiedenen Stellen des Nationalparks im Boden.

"Darin enthalten sind jeweils drei Sensoren, die immer drei Werte ermitteln, zum Beispiel Temperaturen oder Bodenfeuchtigkeit. Alle zehn Minuten werden diese per Funk nach Jülich übertragen", sagt Röös. Sie seien im Rahmen eines Dissertationsstipendiums entworfen und im Jülicher Wald getestet worden.

Wertvolle Daten werden also neuerdings in der Eifel gesammelt, wovon Universitäten und andere Institutionen in Deutschland und sogar weltweit profitieren können. So können sie etwa auch eigene Messgeräte neben denen des Forschungszentrums am Turm anbringen und die Projektdaten nutzen. Röös: "Wir hoffen, dass viele Unis davon Gebrauch machen." Extra Das Tereno-Programm: Vier deutsche Regionen haben Wissenschaftler der Helmholtz-Gemeinschaft für das Tereno-Forschungsprogramm ausgewählt. Im Großraum Leipzig-Halle, in den Alpen und im Alpenvorland, im nordostdeutschen Tiefland sowie in der Eifel/Niederrheinischen Bucht wollen sie umweltrelevante Stoff-Flüsse erfassen und den Klimawandel untersuchen. Jede Region ist repräsentativ für großräumige Landschaftstypen Deutschlands, was später die Herleitung von gültigen Erklärungs- und Prognosemodellen ermöglichen soll. Finanziert haben das Tereno-Forschungsprogramm teilweise die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und das Bundesministerium für Erziehung und Wissenschaft. (ron)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort