Den Geistern der Verstorbenen gewidmet

DAUN. Zahlreiche Münzen, Gebäudereste, Votivgaben, Töpferwaren und Kultgegenstände, die man rund um Daun fand, sind heute in verschiedenen Museen, die meisten im Landesmuseum Trier, zu betrachten.

Fast 2000 Jahre sind bereits ins Land gegangen. In der Eifel wohnten damals neben der keltischen Urbevölkerung auch die Römer. Bis heute sind ihre Spuren in Kultur und Sprache, in Natur und Lebensgewohnheiten der Bevölkerung nachzuweisen. So auch in Daun. Ein beeindruckendes Monument findet man noch in der Kreisstadt selbst: einen mächtigen Grabstein. Aus Dauner Basalt ist dieser halbzylindrische Deckelstein. Er bedeckte die Grabkammer eines kelto-romanischen Bewohners des Ortes "Dunum", wie Daun damals genannt wurde. Etwa um 200 nach Christus wird es gewesen sein, als er starb und hoch oben auf dem Burgberg beigesetzt wurde. Als es um 1780 im Burggelände zu baulichen Maßnahmen kam, entdeckte man bei Ausgrabungen neben etlichen römischen Scherben und Ziegeln, Münzen und Marmorreliefs auch diesen schweren, mächtigen Stein. Jedoch erkannte niemand seinen historischen Wert. Man wusste nichts mit ihm anzufangen, hatte ganz andere Sorgen kurz vor Beginn der französischen Revolution, als sich um diesen Basaltstein zu kümmern. So wuchtete man ihn über die Burgmauer und ließ ihn hinab ins Tal der Lieser rollen. An der Lieserbrücke in der heutigen Bahnhofsstraße wurde er aufgestellt und diente viele Jahre als Eisbrecher. Als die napoleonische Besatzungszeit vorüber war, und die preußische Verwaltung die Schicksale von Daun und den damaligen Rheinlanden bestimmte, kam es zum Neubau dieser Lieserbrücke. Dabei entdeckte man den Grabstein und auch die Inschrift auf seiner Frontseite, die man aber noch nicht deuten konnte. Der damalige Bürgermeister Karl Becker ließ den Stein in seinen Hof bringen (heute Restaurant im Burghof) und meldete den Fund dem Landesmuseum nach Trier. Dieses fertigte von ihm einen Abguss an, der sich im dortigen Archiv befindet. Der Historiker G.O.L Schneemann entzifferte die Schrift "D.M. L.APRONIUS SECCO VIVOS SIBI FECIT" und gab die Übersetzung: "Den Geistern der Verstorbenen. L. Apronius Secco hat sich zu Lebzeiten dieses Denkmal gesetzt." Der Familienname "Apronia" ist römischen Ursprungs und mehrmals bei antiken Schriftstellern und auf Denkmälern zu finden. Der Beiname Secco scheint keltischen Ursprungs zu sein. Er kommt selten vor, aber in einer Inschrift zu Augsburg ist er auch urkundlich im Trierer Raum nachweisbar. Der Dauner Kelto-Romane Apronius Secco war sicherlich nicht unvermögend, sonst hätte er sich nicht diesen auch damals in Anfertigung und Transport nicht ganz billigen Stein leisten können. Vielleicht war er auch ein allein stehender pensionierter Soldat, der sich seinen Grabstein bereits zu Lebzeiten kaufte und sich nicht auf Erben oder Kinder verlassen konnte. Bürgermeister Becker jedenfalls überließ dieses römische Denkmal dem Hotel Grethen (später Hotel Schramm, mittlerweile Hallenbad), in dessen Hof es aufgestellt wurde. Nachdem er mehrmals den Standort gewechselt hatte, lag er nun Jahrzehnte vor dem Eingang zum Dauner Heimatmuseum, bis er vor wenigen Tagen auf einen provisorischen Platz vor dem Forum gebracht wurde. Der einzige Grund dafür ist die geplante völlige Neugestaltung des Hallenbadvorplatzes. Nach deren Fertigstellung wird der Stein wieder einen würdigen Stellplatz finden, um den Besuchern von der längst vergangenen Römerzeit zu erzählen.

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