Der Bahnhof rangiert ganz vorn

JÜNKERATH. Neue Chance fürs Bahngelände: Die Entwicklungs-Agentur Rheinland-Pfalz unterstützt Jünkerath als eine von sechs Pilot-Gemeinden auf der Suche nach einer neuen Nutzung für Bahnhof und Anlagen.

Große Runde: Auf Einladung der Eifeler Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt (SPD) haben sich am Mittwoch Gemeinde- und Kreisvertreter an einen Tisch gesetzt. Astrid Schmitt: "Es besteht Handlungsbedarf. Es geht darum, zu überlegen, wie es mit dem Bahnhof weitergehen kann." Besonders willkommen: Hans-Günther Clev, Geschäftsführer der Entwicklungsagentur. Zu deren Aufgaben zählt die Unterstützung der Kommunen bei der Umnutzung militärischer Anlagen oder von Einrichtungen der Post und der Bahn.Ungewisse Zukunft des Bahnhofs

Kurz: "Wenn Sie Probleme mit Bahn-Liegenschaften haben, können Sie sich gern an mich wenden", sagte Clev. Das hörten alle gern, denn Probleme haben sie genug in Jünkerath: Gebäudeteile stehen leer, Flächen liegen brach. Nach wie vor ist ungeklärt und umstritten, was aus dem Bahnhofsbau selbst werden soll (der TV berichtete). Die Gesamtanlage soll eines derzeit fernen Tages auf modernen Stand gebracht werden - barrierefrei, behindertengerecht, mit Fahrradboxen und Park & Ride-Flächen, aber für die Planung verlangt die Bahn die Kostenübernahme von der Gemeinde: satte 340 000 Euro. Das alles, sagte Ortsbürgermeister Rainer Helfen, "muss in einem Gesamtkonzept vorbereitet werden". Von Einzel-Lösungen hält er nichts, weder von privater noch von kommunaler Seite. Zudem sei die Gemeinde mit rund 2,5 Millionen Euro verschuldet. "Und die Bedarfszuweisungen vom Land gehen drastisch zurück." Eine gute Nachricht allerdings hat Rainer Helfen: Die Unterführung hinüber zur Gewerkschaftsstraße bleibt offen. Die von der Bahn geplante Schließung konnte die Gemeinde verhindern, muss dafür aber Verkehrs-Sicherung, Beleuchtung, Reinigung und Winterdienst übernehmen. Immerhin: Die Bahn stellt 10 000 Euro für Reparaturen bereit.Agentur arbeitet unabhängig

Günstiger ist die - kostenlose - Hilfe der Entwicklungsagentur, angeregt von der Dauner Kommunalaufsicht und von der Ortsgemeinde 2004 aufgegriffen. Die Agentur unterstützt die Jünkerather auf Grund der großen Probleme auch als Pilotgemeinde, dient als "Steuermann", vor allem aber als zentraler Ansprechpartner. Die Detail-Planung vergibt die Agentur an Fachbüros. Clev: "Die müssen dann schauen: Was ist aus den entbehrlichen Flächen zu machen?" Ebenfalls wichtig: "Die Kommune erhält auch eine neutrale Diagnose mit Fördermöglichkeiten." Auch Clev ist nicht für Einzelprojekte zu haben: "Es geht um alles - Flächen, Gebäude, Anlagen. Und es muss sich rechnen." Am Ende stehe ein von Bahn und Gemeinde unterschriebener "Masterplan". Clev: "Wenn Sie sich einig sind, dann verpflichtet sich die Bahn, auf Basis dieses Nutzungsmusters zu verkaufen." Ein weiterer Vorteil der Agentur: Sie arbeitet zwar kooperativ, aber auch unabhängig von Bahn oder kommunalen Auftraggebern. Deshalb sei auch die anstehende Prüfung der Möglichkeiten in Jünkerath ergebnisoffen. Aber: "Es muss einen tragfähigen Kompromiss geben", sagt Clev. Was nichts an der Dringlichkeit ändert, am Bahnhof wieder die Weichen für bessere Zeiten zu stellen. Hilmar Klein von der CDU-Ratsfraktion: "Wir sind der Eintrittsort für den Fremdenverkehr im Oberen Kylltal, das Interesse geht deshalb auch über Jünkerath hinaus." Fazit: Nach langem Hin und her, nach vielen fruchtlosen Diskussionen, kommt man in Jünkerath einer einvernehmlichen Gesamtlösung vielleicht ja doch deutlich näher. Astrid Schmitt: "Und jetzt macht jeder sein Päckchen Arbeit."

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