Der Doktor fordert: Fitter statt dünner

"Hey du... Pummelchen - Aktiv werden gegen Übergewicht" lautete der leicht provozierende Titel des 53. Prümer Grundschulforums. Referent war Dr. Johannes Oepen, Spezialist für Kinderheilkunde und Jugendmedizin.

Prüm. Dem sicheren Gespür seines Initiators, Rektor Klaus Hack, für wichtige, aktuelle Themen verdankt das Prümer Grundschulforum seine überregionale Bedeutung und hohe Anerkennung. Dabei kennt sich der Schulmann mit der jeweiligen Thematik stets gut aus. So auch beim 53. Prümer Grundschulforum. Klaus Hacks einführenden Worten zufolge liegt Deutschland mit rund 50 Prozent übergewichtiger Erwachsener im europäischen Vergleich auf einem Spitzenplatz. Besonderen Anlass zur Besorgnis gibt die Entwicklung bei Kindern. Derzeit sind etwa zwanzig Prozent aller Kinder zu dick, davon ein Drittel sogar massiv adipös.Kinderarzt Dr. Johannes Oepen, Vorsitzender des Adipositas-Netzwerkes Rheinland-Pfalz und Spezialist für Kinderheilkunde und Jugendmedizin an der Rehabilitationsklinik Viktoriastift in Bad Kreuznach, weist auf die häufigsten Risiken und Folgen der Adipositas hin. Früherkrankungen an Bluthochdruck, Diabetes, Gefäßleiden und dergleichen würden zu verminderter Lebenserwartung führen, warnt er. Seine Botschaft ist vor allem an Eltern adipöser Kinder gerichtet. Große Bedeutung hat dabei die kindliche Psyche. "Keine Kinder fühlen sich so gestresst wie dicke Kinder. Das Schlimmste für ein Kind ist das Gefühl, gemobbt zu werden", konstatiert er, "ständige Hänseleien und Diskriminierungen verursachen Minderwertigkeitsgefühle. Einhergehend mit Bewegungsmangel ist das der direkte Weg in die Depression. Am Ende steht eine Generation, in der die Kinder vor den Eltern sterben."Was ist zu tun? "Es geht nicht ums Essen, es geht um Bewegung", lautet Oepens Credo. "Weg von der Mattscheibe", fordert er, "Kinder, die sich bewegen, sind auch besser in der Schule. Bewegung bringt Freude und Wachsein im Alltag." Seine Ausführungen belegt Johannes Oepen mit differenzierten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Praxis und Forschung. Von Schlankheitsdiäten für, und dem "Gesundheitsgespräch" mit Kindern, hält er wenig. Sofern nicht übertrieben werde, sei das Essen nicht so wichtig, müsse aber abwechslungsreich sein und Freude machen. Johannes Oepen: "Unsere Kinder sollen fitter, nicht dünner werden".Zum Schluss überrascht Oepen mit einer Gemeinschaftsaktion. Um zu beweisen, dass nahezu immer und überall Sport und Bewegung möglich sind, startet er an der Spitze der Forumsteilnehmer einen Fitness-Lauf durch die langen Gänge der Bertrada-Schule. Rektor Hack: "Derartiges hat es in 52 Grundschulforen noch nicht gegeben."

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