Der Knotenpunkt verwandelt sich

Lichtenborn steht vor einer der größten Veränderungen in der Geschichte der Ortsgemeinde. In einem Zug werden die Bundesstraße und die Landesstraße im Ort ausgebaut. Dazu kommen Gehwege, Straßenlampen und ein neues Gesicht für den Dorfmittelpunkt.

Lichtenborn. Vor und hinter Lichtenborn zieht sich die ausgebaute B 410 mit glattem Asphalt durch den Islek. Allein das 540 Meter kurze Teilstück innerhalb der 410-Einwohner-Gemeinde zwischen Lünebach und Arzfeld ist holpriger denn je. Damit soll bald Schluss sein: Der Landesbetrieb Mobilität peilt den lang ersehnten Ausbau-Lückenschluss für 2008 an und erledigt die L 9 (Üttfelder Straße, 290 Meter) gleich mit.Die Ortsgemeinde nutzt die Gelegenheit, um neue Gehwege anzulegen und damit den Verkehrsknotenpunkt sicherer und schöner zu gestalten (siehe Extra). Weil die Grundstückseigentümer 60 Prozent der Gehweg-Kosten tragen müssen, ist das Interesse am Bauprojekt im Ort groß.

"Wir sollten uns als ein Dorf präsentieren"

Nach einer Bürgerversammlung mit mehr als 40 Teilnehmern kamen auch zur jüngsten Ratssitzung fast 20 Zuhörer. Dabei diskutierte der Rat zunächst über eine neue Beitragssatzung. Zur Abrechnung des Kanalbaus 1996 bis 1999 galten drei Abrechnungseinheiten: der Kernort plus Eulenbruch, der Ortsteil Stalbach und als dritte Einheit Kopscheid. Der Rat kann es bei dieser Trennung belassen oder zum neuen gesetzlichen Regelfall wechseln, das gesamte Dorf inklusive Ortsteile als Einheit heranzuziehen. Grundstücke im so genannten Außenbereich wie im weiteren Verlauf der Üttfelder Straße oder in den kleinen Ortsteilen Fuchswiese und Faulenpuhl können jedenfalls nach wie vor nicht zu Beiträgen herangezogen werden.

In Stalbach und Kopscheid sehen die meisten Bürger nicht ein, für die Gehwege im Kernort zahlen zu müssen. Die Bewohner des Kernorts wiederum wollen nicht alles alleine stemmen.

Ortsbürgermeister Friedhelm Hermes sprach sich grundsätzlich dafür aus, die Ortsteile einzubeziehen: "Wir sollten uns als ein Dorf präsentieren. Vielleicht kommen aber auch bestimmte Signale aus der Jagdgenossenschaft." Würden sich die Jagdgenossen (inklusive Stalbach und Kopscheid) mit einem Zuschuss beteiligen, dann würden die Beitragsbelastung für die einzelnen Bürger entsprechend sinken. Ohne Gegenstimme beschloss der Rat, die Entscheidung bis zu einem Bescheid von der Versammlung der Jagdgenossen zurückzustellen.

Busse halten künftig auf der Fahrbahn

Hubert Thomas vom Ingenieurbüro Scheuch aus Prüm stellte den aktuellen Planentwurf vor. Vom Ortseingang aus Richtung Arzfeld bis zur Einmündung der K 122 (Kopscheider Straße) bekommt die B 410 eine neue, 18 Zentimeter dicke Fahrbahndecke. An der Einmündung beginnt ein Vollausbau der Straße, das heißt inklusive Unterbau. Eine Verschwenkung nach links soll den Verkehr beruhigen, eine Mittelinsel das Überqueren der Fahrbahn erleichtern. Dort halten die Busse künftig auf der Straße, so dass der nachfolgende Verkehr warten muss.

Statt bisher zwei Einmündungen der Dorfstraße in die B 410 (Hauptstraße) gibt es künftig nur noch eine, und zwar genau dazwischen. Die dann überflüssigen bisherigen Straßenflächen werden eventuell teilweise entsiegelt und/oder verkauft. "Wir werden darüber mit den Anliegern sprechen", kündigte Hermes an.

Bei der L 9 gibt es auf den ersten 65 Metern einen Vollausbau, auf den restlichen 225 Meter genügt ein Bestandsausbau.

Das Beleuchtungskonzept des RWE mit 18 neuen Straßenlampen speckte der Rat auf nur noch sechs neue Lampen ab. Geschätzte Gesamtkosten für Gehwege, Beleuchtung sowie anteilige Bepflanzungs- und Grunderwerbskosten: rund 150 000 Euro. Der Straßenbau wiederum kostet Bund und Land zusammen rund 750 000 Euro.

EXTRA Beim Gehweg in Lichtenborn gilt künftig: je zentraler, desto komfortabler. Aus Richtung Arzfeld beginnt der Bürgersteig einseitig als wassergebundener Weg und einen Meter breit, wird ab dem ersten Haus mit Betonsteinen 1,25 bis 1,50 Meter breit gepflastert und ab Einmündung "Im Bungert" beidseitig. Zum Teil trennt ein Grünsteifen Gehweg und Fahrbahn. Aus Richtung Lünebach führt weiterhin nur rechts ein Bürgersteig ins Zentrum. Aus Richtung Üttfeld verläuft der wassergebundene Weg zuerst links, dann beidseitig. (cus)

Meinung

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 Mit großem Interesse verfolgten viele Bürger die jüngste Sitzung des Ortsgemeinderats Lichtenborn. TV-Foto: Marcus Hormes

Mit großem Interesse verfolgten viele Bürger die jüngste Sitzung des Ortsgemeinderats Lichtenborn. TV-Foto: Marcus Hormes

Bei Ratssitzungen herrscht im Zuschauerraum meist gähnende Leere. Zugegeben: Häufig geht es um verwaltungstechnische Formalien und spezielle Details, die die breite Bürgerschaft langweilen würden. Weil das abschreckend wirkt, verpassen Bürger aber leider auch heiße Diskussionen. Am größten ist das Interesse dann, wenn es Einwohnern direkt an den Geldbeutel geht — so wie beim Ausbau in Lichtenborn. Der Rat steht vor einer schwierigen Entscheidung und wird dabei genau beobachtet. Das System der "wiederkehrenden Beiträge" für alle Grundstückseigentümer setzt sich immer mehr gegen die Einzelabrechnung nur für Anlieger eines Bauprojekts durch. Doch auch dann bleibt wie in Lichtenborn die Frage, ob es mehrere Abrechnungseinheiten (bei räumlich getrennten Ortsteilen) oder nur eine für das ganze Dorf geben soll. Letzteres wäre am einfachsten, weil eine Unterteilung gut begründet werden muss und Anlass für Diskussionen liefert. Im Fall Lichtenborn kommt allerdings hinzu, dass Stalbach und Kopscheid vor 40 Jahren noch selbstständige Gemeinden waren. Zudem wächst der Frust, weil Eigentümer im Außenbereich ohnehin keinen Cent Beiträge zahlen müssen. Von daher ist die Anfrage bei der Jagdgenossenschaft nachvollziehbar, in der Mitglieder aus allen Ortsteilen zusammengeschlossen sind. Deren Versammlung ist ebenso souverän wie der Gemeinderat — eine spannende Situation. m.hormes@volksfreund.de

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