Der Sieger heißt Weber

SCHÖNECKEN. Peter Weber und sein jüngerer Bruder Martin haben die Schönecker Eierlage am Ostermontag, 9. April, ersteigert. Kurios: Es ist ganze 55 Jahre her, dass zuletzt ein Brüderpaar das historische Wettspiel um 104 Eier bestritten hat. Und die Gewinner von damals sind auch noch die Großonkel der Weber-Brüder.

Neben Weihnachten, Ostern und Neujahr gibt es in Schönecken zusätzlich den Palmsonntag als wichtiges Datum, nicht nur im kirchlichen Zusammenhang. Da treffen sich nämlich die Junggesellen des Burgfleckens und versteigern nach altem Brauch im ehemaligen Burgmannenhaus "Von Hersel" die Eierlage. Dabei bietet der Hauptmann der "Sodalität" - so heißt der Verein - allen interessierten Raffer-Läufer-Paaren den symbolischen Betrag von 25 Euro für die Ausrichtung des Brauchtums an. In der anschließenden Versteigerung unterbieten sich die interessierten Paare gegenseitig in 50-Cent-Beträgen abwärts und machen die Vergabe der Eierlage damit für den Verein jeweils billiger. Das wilde Abwärtsbieten unterbricht schließlich der Hauptmann durch einen Schlag mit seinem Holzhammer auf den Tisch. Anschließend zieht sich der Vorstand zu einer Beratung zurück, um die Eierlage an eines der drei letztbietenden Paare zu vergeben. Beim Gebot von 20 Euro und 50 Cent ging der Zuschlag in diesem Jahr an den 27-jährigen Peter Weber und seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Martin. Peter wird am Ostermontag in den Nachbarort Seiwerath und zurück laufen, während Martin die 104 Eier im Rinnstein der "Von-Hersel-Straße" einzeln aufraffen muss. Bis es so weit ist, bleibt noch knapp eine Woche. "Wir werden auf jeden Fall täglich trainieren", sagt Peter Weber "Und wir müssen ja die Eier im Ort noch sammeln gehen." Und das dauert bei rund 600 Haushalten erfahrungsgemäß auch immer ein paar Tage, weil die beiden an kaum einer Tür ohne ein Gespräch, einen Imbiss oder einen Schnaps wegkommen. Der eine rennt, der andere sammelt auf

Außerdem steht für die beiden noch der obligatorische Besuch beim Hausarzt an. Denn der muss per Attest seinen Segen zur Teilnahme geben, damit am Ostermontag keiner schlapp macht. Dazu wird es wohl auch kaum kommen. Die beiden haben in früheren Jahren gemeinsam Leichtathletik betrieben und machen heute noch regelmäßig Sport. Aber: "Es geht uns weniger um eine Spitzenzeit, sondern um einen spannenden Wettkampf", sagt Martin. Schwierig wird das Ganze nur für die Mutter. Wem soll sie denn die Daumen drücken? "Ich wünsche dem schnelleren von beiden den Sieg", sagt Maria Weber und ergänzt: "Egal wer von den beiden gewinnt, wir haben den ersten und den zweiten Sieger im Haus." Tradition wird in der Familie der beiden groß geschrieben: 1975 und 1977 ist Klaus-Michael Koch, der Onkel von Peter und Martin, die Eierlage gelaufen. 1952 hatten mit Alois und Peter Koch die Großonkel der beiden den alten Osterbrauch ersteigert. So war für die Weber-Brüder eine Teilnahme auch nur eine Frage der Zeit. "Den Gedanken, sie mal zu laufen, gab es eigentlich schon immer", sagt Martin. Er arbeitet als Versorgungstechniker in Köln und ist seit rund vier Jahren mit Freundin Corinna zusammen. Peter studiert Produktdesign an der "University of the arts" in London und ist zur Zeit solo. Das könnte sich allerdings am Ostermontag ändern, denn erfahrungsgemäß stehen Raffer und Läufer bei den Mädels hoch im Kurs. Als Jubilare ehrt die "Sodalität" am Ostermontag Stefan Erner und Winfried Antony, die vor 25 Jahren die Eierlage gelaufen sind. Goldene Jubilare sind Johann Wallesch und Wilhelm Karp. Die Versteigerung wurde von einem Team des Südwestrundfunks gefilmt. Der Sender berichtet am Gründonnerstag, 5. April, 18.45 Uhr, in der "Landesschau" in einem Themenschwerpunkt über den uralten Osterbrauch und den Burgflecken. /bre

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