Der Spielplatz eines Professors

ALENDORF. "Haus- und Hofkultur on tour": Die private Kulturinitiative von der Oberen Kyll geht zwei Kilometer über die Landesgrenze ins nordrhein-westfälische Alendorf. Karl-Heinz und Helena Urlaub öffnen am Samstag ihr umgebautes Bauernhaus und zeigen die Dauerausstellung des Künstlerpaares Wörner.

 Professor Karl-Heinz Urlaub und Ehefrau Helena öffnen am Samstag für Kulturinteressierte ihr umgebautes Bauernhaus. Foto: Gabi Vogelsberg

Professor Karl-Heinz Urlaub und Ehefrau Helena öffnen am Samstag für Kulturinteressierte ihr umgebautes Bauernhaus. Foto: Gabi Vogelsberg

Der Nachname ist fast Programm im Hause Urlaub. Im Senegal-Urlaub 1979 saßen Karl-Heinz und Helena Urlaub am Gambia-Fluss und sinnierten übers Leben. Diplom-Psychologin und Therapeutin Helena Urlaub erinnert sich: "Es war ein wunderschöner Abend. Ein Fischotter tobte herum, als mein Mann meinte, dass er doch noch einen Wunsch verwirklichen wolle - ein Bauernhof zum Herumwerkeln mit viel Platz." Kaum wieder zu Hause in Köln, setzte die heute 67-Jährige alle Hebel in Bewegung und schenkte ihrem Mann zum 50. Geburtstag das alte, marode Bauernhaus in Alendorf. Handwerksarbeit gehörte nicht zum Alltag

Der Schalk blitzt in den Augen des 76-jährigen Soziologie-Professors, als er erzählt: "Und so wurde ganz nebenbei aus der feinen Dame eine Frau vom Land. Sie hat den Mayflower-Test, den wir nach dem ersten Auswanderschiff benannt haben, weil diese Leute auch alles können mussten, mit Bravour bestanden." Das kinderlose Paar hatte sich bis dahin seiner beruflichen Lehrtätigkeit verschrieben. Tatkräftiges Handwerk gehörte nicht zum Alltag. Urlaub erzählt: "Als mein Schwager zu Besuch kam und seine vornehme Schwester in Gummistiefeln, bei Regen im Matsch stehend, die Hecke pflanzen sah, verstand er die Welt nicht mehr." Die erste Aufgabe des "Mayflower-Tests". Die komplette Sanierung, "unter den eigenen Händen gewachsen sei keine Arbeit, sondern Genuss gewesen". Helena Urlaub nennt das Haus in der Wiesbaumer Straße 8 "den Spielplatz meines Mannes". Aus dem "Spielplatz" schuf das Paar im Laufe der Jahre einen erfüllten Lebensraum, der mittlerweile zum gelebten Traum geworden ist - eingerahmt von der dichten Hecke. Aus dem Hühnerstall wurde eine Schmiede und im Garten wachsen in "geordneter Wildnis" weiße Phlox, lila Disteln und rosa Balsaminen - umschwirrt von eigenen Bienenvölkern. Kunst von Gerda und Christa Wörner

Dieses Idyll "bevölkerten" zuerst Studenten und Seminarteilnehmer. Heute sind es Verwandte, Gäste und Künstler. Die Tenne wurde zur Galerie. "Das war nicht so geplant, ist einfach gewachsen", sagt Helena Urlaub. Am Samstag werden Kunstobjekte von Gerd und Christa Wörner gezeigt. Eifelliteraturpreisträger Norbert Scheuer und Lyriker Christoph Leisten werden "Kunst im Wort" präsentieren. Urlaubs sagen unisono: "Der größte Reichtum bei der Beschäftigung mit Kunst ist das Kennenlernen von Menschen, die irgendwann Freunde werden. Je älter wir werden, desto schöner und wichtiger ist das." Der Abend "Haus- und Hofkultur" beginnt am Samstag, 12. August, 19 Uhr, im Haus Urlaub in Alendorf, Wiesbaumer Straße 8. Wegen der begrenzten Platzzahl wird um Anmeldung unter 02449/1342 oder via Mail urlaub.prof.kuh@gmx.de gebeten. Die Veranstaltungen der "Haus- und Hofkultur" finden üblicherweise am zweiten Samstag im Monat an wechselnden Orten statt. Bei freiem Eintritt. Weitere Infos bei Ulrike Erb-May, 06597/900362 oder Heide Harney 06597/960386. "Kunst im Wort" liefern am Samstag der Eifelliteraturpreisträger Norbert Scheuer und der Lyriker Christoph Leisten.

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