Der Täter kriegt drei Jahre, das Opfer lebenslänglich

Kaum jemand weiß das besser als die renommierte, in früher Kindheit selbst schwer betroffene und traumatisierte Künstlerin und Autorin Helga Bode aus Aachen. Mit ihrer Ausstellung "Bilder gegen das Schweigen" (bis zum 19. November im Konvikt - Haus der Kultur) will sie anderen Betroffenen Mut machen, ihr Schweigen zu brechen, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

 Mit Bildern treten Dorothea Kruft (Caritas Interventionsstelle), Dagmar Plum (Mitglied katholischer missionsärztlicher Schwestern) und Künstlerin und Autorin Helga Bode (von links) gegen das Schweigen an. TV-Foto: Elmar Kanz

Mit Bildern treten Dorothea Kruft (Caritas Interventionsstelle), Dagmar Plum (Mitglied katholischer missionsärztlicher Schwestern) und Künstlerin und Autorin Helga Bode (von links) gegen das Schweigen an. TV-Foto: Elmar Kanz

Prüm. (ka) Als "wenig heiter, aber umso mutiger und wichtiger" bezeichnete Wolfgang Vierbuchen, Leiter der katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Prüm, das Anliegen der Ausstellung. Gefühlvoll führte er in die sensible Thematik ein. Im Namen der Initiatoren, der KEB, des Caritasverbandes Westeifel und des Dekanats St. Willibrord Westeifel hieß Vierbuchen die Besucher willkommen.

Helga Bode zufolge finden Opfer von Gewalt, vor allem in engen, sozialen Beziehungen, noch immer zu wenig Gehör, Aufmerksamkeit oder Hilfe. Sie mahnt: "Das Schweigen schützt die Täter und belastet die Opfer."

Auch für sie sei es nicht leicht gewesen, das eigentlich Unsagbare auszudrücken. Hieß es doch, das Entsetzten noch einmal zu erleben und Einblick zu gewähren in ihr Innerstes, in das Chaos von Verletzungen und Schmerzen, Ängsten und dunklen Gefühlen.

Parallel zu "Bilder gegen das Schweigen" schildert die Künstlerin ihr jahrelanges Martyrium, das ihr der eigene Vater, ein integerer Polizeibeamter, hinter der Fassade eines "normalen, bürgerlichen Lebens" aufgezwungen hatte. In dessen Verlauf sie, von Selbstzweifeln geplagt, auch gute Seiten an ihrem Peiniger zu entdecken glaubte, Angst und Schuldgefühle verspürte, obwohl sie das Opfer war.

"Das Schreiben und Malen hat mir über vieles hinweggeholfen", resümiert sie. Aber zum Vergessen reicht es nicht. Ihre Autobiographie bezeichnet sie als "Mut-mach-Buch". Mut machen soll es. Sexuell missbrauchte Kinder seien keine Einzelschicksale, wie viele glauben, betont Helga Bode. Allein in Deutschland gebe es sie zu Tausenden.

Extra: Die Ausstellung ist täglich ab 17 Uhr, am Sonntag ab15 Uhr geöffnet. Samstag geschlossen. Sonntag, 16. November, 17 Uhr: Lesung mit Helga Bode, Gespräch und Führung. Montag, 17. November, 19 Uhr: Traumabegleitung, Referentin Rita Köhler, Delbrück. Dienstag, 18. November, 19 Uhr: Gebetszeit, Die Erfahrung der Gewaltopfer und die Würde des Menschen. (ka)

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