Der Weg zum starken Wald

Prüm · Vorbild Forstamt Prüm: Die Abteistädter sind auserkoren worden, beim Forum "Wald und Rotwild in der Eifel" auf der nordrhein-westfälischen Landesgartenschau darzulegen, wie sie die Wildschäden in ihrem Bezirk minimiert haben. Der stellvertretende Chef des Forstamts, Bolko Haase, erklärt im TV, wie das gelang.

 Bolko Haase. TV-Foto: F.-P. Linden

Bolko Haase. TV-Foto: F.-P. Linden

Prüm. Warum sind auf dem Schneifelrücken, in den Staatswäldern des Forstamts Prüm, die Bäume so gesund und die Wildschäden so gering? Darum geht es unter anderem beim Tag zum Thema Wald und Wild am Mittwoch, 3. September, auf der nordrhein-westfälischen Landesgartenschau in Zülpich (siehe Extra). Die Prümer sind eingeladen worden, dort zu erläutern, wie ihnen das gelang. Denn in vielen anderen Wäldern, auch in der NRW-Eifel, sieht es deutlich schlimmer aus. Prüm als gutes Beispiel? Die Einladung geht zurück auf einen Besuch der NRW-Forstspitze vor einigen Wochen (der TV berichtete). Die Gäste zeigten sich beeindruckt vom Zustand der Wälder südlich der Landesgrenze. Bis dahin aber, sagt Bolko Haase, der stellvertretende Leiter des Forstamts Prüm, "war es ein langer Weg." Lang und schwierig: Denn vor 30 Jahren habe es in den Prümer Staatsforsten ähnlich ausgesehen wie noch heute in vielen anderen Wäldern - hohe Schäden durch Verbiss und abgeschälte Baumrinden, verursacht vom Rot- und vom Rehwild, mit den entsprechenden Konsequenzen für den Zustand und den Verkaufswert der Bestände: Bei der Fichte kann das eine Wertminderung um zwei Drittel bedeuten - von aktuell etwa 90 Euro für den Kubikmeter auf nur noch gut 30 Euro. Damals waren im Schneifelwald an 95 Prozent der Fichten im Alter von bis zu 30 Jahren Schälschäden zu verzeichnen.
So ein dicker, alter Hirsch, sagt Haase, hinterlasse in seinem etwa 14-jährigen Leben rund 14 000 Euro Schaden im Wald. Und um ihn bei Laune und im Revier zu halten, brauche er weitere Tiere um sich herum, die natürlich ebenfalls Probleme bereiten.
Mit den dicken Hirschen, deren Geweihe manchem Waidmann die Wände dekorierten, war deshalb bald Schluss: Im Forstamt schaffte man unter der Leitung von Karl-Heinz Pentzlin und den Revierleitern Raimund Köhl und Dieter Geider unter anderem die Trophäenjagd auf den rund 2000 Hektar Fläche in den Revieren Schneifel und Prüm (heute: Roth und Sellerich) ab. Man hörte mit Fütterungen auf, schuf Jagdschneisen und erhöhte den Abschussplan beim großen Rotwild. Und man verabschiedete sich von Jägern, die diese Strategie nicht mittragen wollten und zum Beispiel nicht vor und während der Brunft schießen wollten, wie es das Forstamt tut.
Nicht nur auf die Pacht schauen


Heute, sagt Haase, schieße man "jedes Jahr ein Stück pro 100 Hektar". Man rechne dabei in den genannten Revieren mit einem Bestand von zwei Tieren pro 100 Hektar - was einer Gesamtzahl von 40 Tieren auf der Schneifel entspreche. "Es gibt andere Bezirke, wo die Zahl mehr als doppelt so hoch ist." Entsprechend gering seien im Vergleich dazu inzwischen die Schäden im Prümer Staatswald.
Leider aber, sagt Haase, sehe das in manchen privaten oder kommunalen Wäldern anders aus. Denn da schaue man vor allem auf die Pacht, die man für ein Revier erzielen könne: "Da wird mir übel, wenn ich mir die Wildschäden angucke", sagt der Forstmann. "Es gibt eine hohe Jagdpacht, aber dass man damit die Zukunft seiner Wälder vernichtet, da redet niemand drüber. Die Bäume werden faul, brechen zusammen und sind nix mehr wert." Verlust pro Jahr und Hektar: rund 100 Euro. "Das wird durch die Jagdpacht kaum aufgehoben. Aber wenn der Pächter dann für den Kindergarten Geld spendet, dann ist das vergessen." Und dagegen komme auch das Forstamt nicht an.
Extra

Der Thementag "Wald und Rotwild in der Eifel" auf der Landesgartenschau in Zülpich wird ausgerichtet vom Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde, und der Kreisjägerschaft Euskirchen. Die Kollegen aus Prüm, sagt der Forstamtsleiter Horst-Karl Dengel, seien wegen ihrer Erfolge im Kampf gegen die Rotwildschäden dazu eingeladen. Der Abend soll eine Diskussion anstoßen - "zwischen Jägern, Grundstückseigentümern und Förstern", sagt Dengel. "Mit dem Ziel, die Rotwild-Schadenssituation gemeinsam in den Griff zu bekommen." Es gebe zwar auch in der Nordeifel Bezirke, wo das bereits ganz gut funktioniere. In vielen anderen aber nicht. Dort lägen die Wildschäden auf gleicher Höhe oder sogar über dem Reinertrag aus dem Holzverkauf. "Und da stimmt doch etwas nicht", sagt Dengel. Deshalb seien alle Beteiligten, auch von diesseits der Grenze, dazu eingeladen, um an einer Lösung zu arbeiten: "Die Veranstaltung ist offen." Beginn ist um 17 Uhr im Forum Landwirtschaft auf der Gartenschau. fpl

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