Der Wolf ist auf dem Weg in die Eifel

Prüm/Euskirchen · Neue Besucher für den Nationalpark Eifel? Seit Jahren breiten sich Wölfe aus Osteuropa immer stärker nach Mitteleuropa aus. Im Nationalpark geht man davon aus, dass die Tiere irgendwann in Zukunft auch dort auftauchen werden.

Kaum ein anderes Tier bekommt in Märchen, Mythen und Legenden seit Jahrhunderten derart schlechte Noten und ist auf die Rolle des Bösewichts festgelegt wie Isegrim, wie der Wolf auch genannt wird. Doch sind das alles Schauergeschichten, sagt Gerd Ahnert, stellvertretender Leiter des Nationalparks Eifel. Er ist sicher, dass der Wolf irgendwann auch wieder in der Nordeifel heimisch wird, denn seit Jahren sind die Tiere aus Polen und der Ukraine auf dem Weg nach Westen - ihr schlechter Ruf geht ihnen voraus.

Im finsteren Mittelalter, als Aberglaube weit verbreitet war, Potentaten und Kleriker die Menschen dumm und arm hielten, war der Wolf für viele Bauern mit ihren wenigen Nutztieren ein Nahrungskonkurrent. Das hat nachhaltig zu seinem schlechten Image beigetragen, denn für die Menschen damals war er der Böse.

Dabei ist der Wolf seit jeher ein ausgesprochen soziales Rudeltier, das dem Menschen nicht gefährlich wird. "Ein Wolf greift einen Menschen nur an, wenn er Tollwut hat", sagt Ahnert. Denn wie jedes andere Säugetier kann auch der Wolf an Tollwut erkranken. Nachdem aber die Fuchstollwut ausgemerzt ist, "ist Tollwut in Deutschland kein Thema mehr und wird auch keines mehr werden". Von daher gehe von Wölfen keine Gefahr aus, auch nicht für die Viehhalter, "weil die Zeiten der vielen großen Schafherden bei uns vorbei sind".

Seit mehr als zehn Jahren wandern die Wölfe aus den Weiten Polens und der Ukraine nach Westen. Sie haben sich inzwischen auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen der Nationalen Volksarmee in Sachsen und Brandenburg häuslich eingerichtet und sich fortgepflanzt, so dass es dort bereits einige größere Populationen gibt. Auch im Nationalpark Bayerischer Wald, in Südtirol, Österreich und der Schweiz werden nicht mehr nur Einzeltiere gesichtet, wie der "einsame Wolf", der sich seit etwa zwei Jahren in Ostwestfalen an der Grenze zu Hessen aufhält. Von diesem Einzelgänger gibt es inzwischen eindeutige DNA-Spuren, Sichtungen und sogar Fotos. Anders als beim schwarzen Panther, der, ähnlich wie das Ungeheuer von Loch Ness in Schottland, immer mal wieder in den Schlagzeilen auftaucht, weil er im Raum Eifel-Ardennen irgendwo gesehen worden sein soll.

"Der Wolf wird irgendwann zu uns kommen", ist Gerd Ahnert überzeugt, "und sobald er kommt, dann ist er willkommen. Aber ich traue mich nicht, eine Jahreszahl zu nennen, wann er kommt." Das hänge unter anderem davon ab, wann es dem Tier gelingt, die Rheinschiene zu überwinden. Darin sieht auch Ulrich Klinkhammer vom Naturpark Nordeifel die größte Schwierigkeit. "Das ist ja schon eine große Barriere." Vor allem in Verbindung mit Autobahnen und ICE-Strecken beiderseits des Flusses. "Von daher halte ich das eher für unrealistisch", sagt Klinkhammer. Falls es doch anders komme, sei der Wolf aber willkommen. Ein geeigneter Lebensraum wäre auf jeden Fall vorhanden.

Ohnehin, sagt Luchsberater Elmar Falkenberg, dürfte sich der Wolf in dieser dicht besiedelten Region erheblich wohler fühlen als der scheue und sensible Luchs, der ein wahrer Zivilisationsflüchter ist. Angst müsse vor den Tieren niemand haben. "In der Fachliteratur ist kein Fall bekannt, in dem ein gesunder Wolf einen Menschen angegriffen hat."

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