Dialektatlas: So schwätzt die Eifel hüben und drüben

Eupen · Die Universität Lüttich hat in Zusammenarbeit mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens einen Atlas zu den Dialektvarianten der Eifel erstellt. Er wird am Freitag, 21. Februar, in Eupen vorgestellt - dazu sind auch die Eifeler auf deutscher Seite eingeladen.

Eupen. Auch das ist Kulturerbe, und zwar wissenschaftlich fundiert: Ein Atlas des Eifeldialekts - vorrangig auf belgischer Seite, aber mit Ergänzungen auch von den deutschen Eifelern. Und drin steht, wie sie alle schwätzen, babbeln und "kallen".
Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens (DG) stellt ihn am Freitag, 21. Februar, in Eupen vor - ein gut gewählter Termin. Denn seit 2000 ist der 21. Februar auch der weltweite Unesco-Tag der Muttersprache. Und was wäre da passender als die mütterlichste und heimatlichste aller Sprachen - der Dialekt?
In Eupen sind bei der Präsentation übrigens auch aus "unserer" Eifel Besucher gern gesehen: "Natürlich würden wir uns darüber freuen", sagt Manuel Brüls, Referent für immaterielles Kulturerbe bei der DG-Regierung in Eupen. "Wir haben ja auch viele Rückmeldungen aus der deutschen Eifel auf unseren Fragebogen erhalten."
Im November 2011 hatten die DG und die Universität Lüttich alle Eifeler Dialektsprecher dies- und jenseits der Grenze dazu aufgerufen, bei der Erstellung des Werks mitzuhelfen. Dazu hatten die Sprachwissenschaftler zwei Fragebogen entwickelt, in denen "die kleinen und großen Unterschiede zwischen den Ortschaften festgehalten werden sollten", wie die DG mitteilt.
Der Erfolg sei überwältigend gewesen: Es gab etwa 1700 Rückmeldungen aus fast allen Orten der Deutschsprachigen Gemeinschaft - und sogar aus dem deutschen, niederländischen und luxemburgischen Grenzgebiet. "Die Erarbeitung des umfassenden Dialektatlas wurde erst möglich, weil so viele Menschen die Fragebögen ausgefüllt haben", sagt Ministerin Isabelle Weykmans.
Mit diesen Daten haben die Wissenschaftler an der Universität zu verschiedenen Begriffen Landkarten gestaltet. Darauf erkennt man, farblich markiert, welche unterschiedlichen Bezeichnungen es beispielsweise für Marmelade gibt und wo sie verwendet werden.
Allein für eine so schlichte Pflanze wie den Löwenzahn gebe es fast 30 verschiedene Namen auf Platt. Und was für herrliche Wörter sind da dabei: Pissenlit, Pissbloom, Ketteschalot, Peerdsbloom oder Hondsbloom - oder die auch östlich der Grenze bekannte "Suurmelek". Beim Bonbon wiederum sieht es anders aus: Dazu sagen fast alle belgischen Eifeler "Schicke", nur nicht in der Gegend um Manderfeld.
Selbstverständlich habe man sich nicht auf die rein schriftliche Darstellung beschränkt: Der Dialekt sei vor allem eine gesprochene Sprache, und so wurden in allen Gemeinden der DG auch Tonaufnahmen gemacht. Dadurch könne man die Unterschiede auch hören und seine eigenen Dialektkenntnisse anhand der Beispiele überprüfen.Extra

Der Dialektatlas wird am Freitag, 21. Februar, 20 Uhr, im Europasaal des Ministeriums der Deutschsprachigen Gemeinschaft präsentiert. Besucher sind sehr willkommen, eine Anmeldung ist nicht nötig. Der Saal ist in der Eupener Gospertstraße 1. Um 20 Uhr begrüßt Kulturministerin Isabelle Weykmans die Gäste, dann übernimmt Manuel Brüls die Präsentation des Dialektatlasses. Zum Thema Mundart als Muttersprache referiert der Dialektexperte Georg Cornelissen vom Landschaftsverband Rheinland in Bonn. Außerdem gibt es einige Dialektbeiträge. fpl

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