Die Galerie von vis-à-vis

Stadtkyll · Marlene Hansink fängt neu an: Von Mai an will sie ihre Kunst dauerhaft in Stadtkyll präsentieren. Nicht schlecht, wenn man 85 Jahre zählt und elf Schlaganfälle überstanden hat. Und mutig - denn von gegenüber grüßt Kollege Max Ströder.

 Auf ein Neues: Marlene Hansink und ihre Bilder in Stadtkyll. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Auf ein Neues: Marlene Hansink und ihre Bilder in Stadtkyll. TV-Fotos (2): Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Stadtkyll Viele Stadtkyller hatten sich schon gewundert: In dem Brillen-Geschäft an der Hauptstraße, wo sich so lange nichts getan hatte, verschwanden irgendwann die Gestelle aus den Ständern - und Bilder zogen ein. Sehr viele Bilder, großformatig, farbenfroh hingespachtelt, einige mit Kölner Motiven.
Kunst also? Wäre in Stadtkyll ja nichts Neues. Weil direkt gegenüber Maler Max Ströder seit vielen Jahren ebenfalls seine Galerie betreibt.
Jetzt können wir das Rätsel lösen: Ja, tatsächlich, Marlene Hansink heißt die Frau, die dort demnächst mit einer Vernissage eine Dauerausstellung eröffnen wird. Sie kommt aus Köln, arbeitete früher als Chemikerin für Bayer Leverkusen. Und hat immer schon gemalt: "Weil das mein Leben ist." Und deshalb fange sie "jetzt noch mal neu an. Mit 85".
Wir finden: ein gutes Alter für einen Neubeginn. An Mut scheint es der zierlichen Person nicht zu mangeln. Und an Durchhaltevermögen auch nicht: Seit 1991, sagt sie, habe sie elf Schlaganfälle erlitten. Bis die Ärzte irgendwann feststellten, was die Attacken auslöste. Ein Tumor in der Wirbelsäule sei das gewesen. Den überstand die Malerin auch.
Seitdem hat sie noch Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Und mit dem Laufen. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen: "Ich war 20 Jahre lang weg vom Fenster. Es geht langsam wieder. Und ich habe den Willen, das zu machen", sagt Marlene Hansink. "Ich bin kein Mensch, der im Sessel sitzt und Fernsehen guckt."
Tapfer. Kollege Ströder von gegenüber, dessen Bilder in vielen Eifeler Häusern und weit darüber hinaus hängen, findet das auch. Oder stört er sich an der Mitbewerberin? "Nein, ich seh das nicht als Konkurrenz", sagt er. "Absolut nicht. Und die Bilder sind ja auch ganz anders als meine."
Darüber sei sie ebenfalls froh, sagt Marlene Hansink. Aber wie kam sie denn in die Eifel? "Durch meine Tochter", denn die habe in Dahlem, dem Nachbardorf auf nordrhein-westfälischer Seite, drei Häuser. In einem lebt inzwischen auch die malende Mutter.
Marlene Hansinks Bilder zeigen viele Kölner Motive und Figuren - Tünnes, Schäl, Hänneschen und Bärbelchen (darunter ein Bild, das das Hänneschen-Theater für seine Werbung verwendete). Den Dom, klar. Auf einem Gemälde ist ein Früh-Kölsch zu sehen: Die Brauerei, sagt die Malerin, besitze drei ihrer Bilder. Andere zeigen Musiker - den Operettenkomponisten Jacques Offenbach, auch er ein gebürtiger Kölner, oder Leonard Bernstein.
Ortsbürgermeister Harald Schmitz, mit seinem Friseursalon direkter Nachbar der Malerin, ist froh, "dass wieder ein Leerstand gefüllt ist". Und vergisst nicht zu erwähnen, dass auch ein paar hundert Meter weiter, in der Auelstraße, das Eiscafé einen neuen Betreiber gefunden habe.
Zurück zur Hauptstraße: Bald ist bei Hansinks Vernissage, voraussichtlich im Mai, der genaue Termin steht noch nicht fest.
"Ich lebe für die Kunst", sagt Marlene Hansink. Und jetzt, wo sie ihre Lähmung langsam überwunden habe, soll es damit auch weitergehen. "Und vor allen Dingen möchte ich von der Gegend hier etwas darstellen, von der Schönheit der Eifel." Der Eifel dürfte das recht sein. Wir wünschen einen frohen Neubeginn.Extra: NOCH MEHR KUNST AUS DER VULKANEIFEL

 Leonard Bernstein, wie ihn Marlene Hansink sieht.

Leonard Bernstein, wie ihn Marlene Hansink sieht.

Foto: (e_pruem )


Während der Termin für die Vernissage in Marlene Hansinks Galerie in Stadtkyll noch nicht feststeht, ist eine andere Eröffnung gerade über die Bühne gegangen: Der Kulturkreis Daun hat gestern Abend in der Zentrale der Kreissparkasse Vulkaneifel seine Jahresausstellung mit Malerei, Grafik und Plastiken gestartet. Zu sehen sind in der Kreisstadt 48 Arbeiten von 27 Künstlern aus der Eifel, aus Trier und dem Köln-Bonner Raum. Ebenfalls dabei ist auch der Stadtkyller Maler Max Ströder mit einigen seiner neuen Arbeiten. Die Ausstellung in der Schalterhalle dauert bis Donnerstag, 18. Mai, und ist zu den Bank-Öffnungszeiten zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort