Die Gefahr bleibt

Der bislang letzte Crash auf der Eifelstrecke Ende Januar hat wohl keine bleibenden Schäden hinterlassen. Dennoch: Das Risiko, dass erneut folgenschwere Unfälle wie 2003 in Neuendorf passieren, wird sich auf absehbare Zeit nicht verringern.

 Einer von fast 700 im Jahr auf der Eifelstrecke: der LKW-Unfall vor gut zwei Wochen in Stadtkyll. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Einer von fast 700 im Jahr auf der Eifelstrecke: der LKW-Unfall vor gut zwei Wochen in Stadtkyll. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Stadtkyll/Neuendorf. Die Bundesstraße 51 zwischen der Autobahnabfahrt Blankenheim und Trier: Transport-Ader für halb Europa. "Im Bereich Stadtkyll haben wir eine Verkehrsbelastung von etwa 10 000 Fahrzeugen pro Tag", sagt Bruno von Landenberg, Abteilungsleiter "Betrieb" beim Landesbetrieb Mobilität in Gerolstein. Schwerverkehr-Anteil: 31 Prozent, also gut 3000 LKW mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht am Tag. Knapp 680 Unfälle werden auf dem gesamten Eifel-Abschnitt jährlich registriert. "Auf der Strecke ist schon was gebacken", sagt Günter Scalla, Chef des Gefahrgut-Kontrolltrupps der Polizei in Wittlich. "Der ganze Verkehr vom Norden bis hinab nach Spanien geht da durch."Unfall 2003: Gift gelangte ins tiefe Erdreich

Und manchmal geht nichts mehr durch: Wie nach dem jüngsten Gefahrgut-Unfall am 24. Januar in Höhe von Stadtkyll (der TV berichtete). Mittlerweile sind die Schäden beseitigt. Und offenbar bleibt nichts zurück, was die Umwelt schädigen könnte. "Wir haben etwa 18 Kubikmeter Erdreich ausgebaggert und mit Schottermaterial wieder gefüllt", berichtet Karl-Heinz Rach, Leiter der Straßenmeisterei Prüm. Die fortgebrachte Erde werde von Spezialunternehmen entsorgt. Allerdings sei laut Untersuchung durch einen Gutachter nichts von der silikonhaltigen Ladung in tiefere Schichten gelangt.Abgesehen von derzeit nicht zu beziffernden Folgekosten wäre die Angelegenheit damit erledigt. Anders als der katastrophale Unfall in Höhe von Neuendorf vor fast fünf Jahren. Damals krachte ein betrunkener Fahrer mit seinem Transporter gegen einen Brückenpfeiler. Das Gespann und seine Ladung gingen in Flammen auf, tonnenweise Insektengift gelangte in Erde und Gewässer. Auch hier rückten die Gutachter an — und blieben länger: Nachdem reihenweise Insekten und andere Kleintiere verendeten, wurden eine Überwachungsstation und eine Filteranlage am Straßenrand für Oberflächen- und Grundwasser aufgestellt. Denn bei dem Unfall gelangte das Gift in tiefere Erdschichten und wurde immer wieder ausgespült. Erst seit etwas mehr als zwei Jahren, sagt Karl-Heinz Rach, lägen die Schadstoffe wieder weit unter dem vorgegebenen Maximalwert. Dennoch gibt es dort weiterhin Kontrollmessungen: "Wir machen das, um zu zeigen: Wir bleiben da am Ball. Es könnte ja außerdem noch in irgendeiner zerklüfteten Schicht etwas liegen."Die Filteranlage könne deshalb jederzeit wieder ihren Betrieb aufnehmen. Bis dahin aber gilt: "Die Natur hat sich erholt. Die Lebewesen sind wieder zurück, alles hat sich stabilisiert."Dennoch ist weiterhin Wachsamkeit gefordert: Günter Scalla hat Überprüfungen im Schwerlastverkehr angekündigt: "Dann sind meist rund 50 Leute im Einsatz." Alle Gefahren-Kandidaten könne allerdings auch die größte Mannschaft nicht im Auge behalten.

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