Die Kirche der Kaiser und Könige

Tausende von Touristen strömen während der Sommerferien in die Salvator-Basilika. Was fasziniert die Menschen an dieser Fundgrube Jahrtausende alter Geschichte? Der TV hat sich bei einer Führung unter eine Gruppe aus Belgien gemischt.

Prüm. Die erste Überraschung erwartet den TV-Reporter gleich zu Beginn. "Wir sind alle Deutsche", sagt Mechthild Werner, die mit 13 weiteren Senioren die Prümer Basilika besichtigen will. Sie gehören zur Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Belgien, Pfarrbezirk Südbelgien/Wallonie. Ihre Wurzeln liegen in Deutschland: Aus einstigen deutschen Kriegsgefangenen in Belgien wurden "normale" Arbeiter, die sich dort niederließen und Familien gründeten.

Wie durch ein Wunder keine Opfer beim Einsturz



Mit dem Thema Zweiter Weltkrieg beginnt auch die Führung von Monika Rolef, Gründerin der Initiative "Frauenschuh" und Vorsitzende des Förderkreises "Basilikafreunde": "Am 16. September 1944 fiel die erste amerikanische Granate auf Prüm." Zwei Stunden vor der Christmette 1945 stürzten das Mittelschiff und das südliche Seitenschiff der Salvatorkirche ein - wie durch ein Wunder gab es dabei keinen Verletzten oder Toten.

Am 15. Juli 1949 stieg eine riesige Qualmwolke über die Stadt: 520 Tonnen Sprengstoff waren im Munitionslager auf dem Kalvarienberg explodiert. "Keiner kennt die genaue Ursache, aber man geht von Sabotage aus", erklärt Rolef den Gästen.

Nach dieser Einstimmung auf dem Hahnplatz darf die ganze Gruppe ins Chorgestühl der Basilika, hinter die Absperrung. Der Blick geht zurück ins Jahr 721, als Bertrada mit ihrem Sohn Charibert das erste Prümer Kloster gründete. Nachhaltiger wirkte die erneute Klostergründung 752 durch keinen Geringeren als König Pippin, den Vater Kaiser Karls des Großen. Die Benediktiner-Abtei Prüm wurde zum Haus- und Familienkloster der Karolinger. Pippin schenkte ihr eine der berühmtesten Reliquien seiner Zeit: die Reliquie der Sandalen Christi. So bekam die Abtei den Namen "Zum Allerheiligsten Erlöser" (St. Salvator).

Karl der Große ließ die erste Salvator-Kirche bauen, auch "goldene Kirche" genannt. Der Enkel Karls, Kaiser Lothar I., teilte 855 in Schüller an der Oberen Kyll sein Reich, legte die Krone nieder und trat als Mönch in die Abtei Prüm ein. Sein Grab wurde vor dem Hochaltar der Klosterkirche angelegt.

Die große Bedeutung Prüms spiegelt das Güterverzeichnis der Abtei aus dem Jahr 893 wider. Laut diesem "Prümer Urbar" von Abt Regino reichte das Einzugsgebiet des Klosters sogar bis Frankreich und Holland.

Nach dem Neubau der zuvor stark beschädigten Salvatorkirche im 18. Jahrhundert löste Napoleon die Abtei Prüm 1802 auf. 1950 verlieh Papst Pius XII. der Prümer Kirche "den Titel und die Würde einer Basilika Minor mit allen Rechten und Privilegien" (so der Urkundentext).

"Die Basilika ist das Herzstück unserer Stadt", schwärmt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy. "Ich erlebe es immer wieder, wie fasziniert und überrascht die Leute von der Schönheit und der großen geschichtlichen Bedeutung sind." Den vollständigen Rundgang mit allen Sehenswürdigkeiten im Inneren der Basilika lesen Sie auf Seite 11.

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