Die Madonna vom Eichelberg

WAXWEILER. Der Eichelberg, Waxweiler und die Madonna, das ist eine besondere Dorfgeschichte. Eine Geschichte, die fast so klingt wie der Bau einer ägyptischen Pyramide oder einer Dorfkirche.

Vor 60 Jahren begannen die Planungen eines Komitees zur Errichtung des monumentalen Denkmals "Mariensäule". Vorausgegangen war ein Versprechen der Einwohner: Sie geboten in den letzten Kriegsjahren, ein Denkmal zu Ehren der Gottesmutter zu errichten. Waxweiler blieb weitgehend vom Krieg verschont, obwohl die Prümtalgemeinde zum Aufmarschgebiet der Wehrmacht gehörte. Die treibenden Kräfte in diesem Prozess waren Magdalena Schomer, Elisabeth Grimbach, Katharina Schaus und Gertrud Hoss, die damals alle dem Marienverein angehörten. Dem Komitee gehörten Ortsbürgermeister Peter Sartor, Drogist Arnold Schomer, Lederfabrikant Johann Baptist Grimbach, Unternehmer Wilhelm Josef Hoss und Amtsbürgermeister Josef Schwickerath an. Als Standort für das Denkmal einigten sich die Männer auf den Eichelberg, von wo man einen einzigartigen Blick ins Prümtal genießen kann. Ebenso kann diese Stelle über viele Kilometer Entfernung eingesehen werden. Das Grundstück wurde von Willi Grimbach und Gerhard Krämer kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Kosten wurden damals mit 20 000 Reichsmark veranschlagt. Als Folge der Inflation erhöhten sich diese Ausgaben später auf 32 000 Reichsmark. Ein Großteil des Geldes wurde durch Haussammlungen aufgebracht, die Arbeiter ließen sich teilweise in Naturalien auszahlen. "Die Steinmetze kamen montags mit leerem Rucksack und gingen samstags mit einem vollen Rucksack nach Hause", heißt es in einer Quelle.Trotz der vorherrschenden Not in den Nachkriegsjahren konnte das Projekt solide finanziert werden. Als großartiges Zeugnis für die Opferbereitschaft der Einwohner gilt die Aussage von Elisabeth Grimbach: "Wän et dan net doarjeet, holle mir noch e Steck" - will heißen: "Wenn's nicht reicht, verkaufen wir noch ein Grundstück". So jedenfalls ist es überliefert. Wilhelm Hoss transportierte die Steinblöcke von Neidenbach nach Waxweiler, Heinrich Adams übernahm das Behauen der Steine. Die Steinmetzarbeiten an den Säulenteilen wurden neben der Schmiede von Peter Schomer im Dorf ausgeführt, ebenso wurden hier die Anker für das Kapitel und für die Verbindung zwischen Weltkugel und Madonna gefertigt.Vier Pferde mussten Steine transportieren

 Vor 60 Jahren geplant und bis heute ein weithin sichtbares Mahnmal und Stätte der Verehrung: die Madonna vom Eichelberg in Waxweiler. Foto: Joachim Schröder

Vor 60 Jahren geplant und bis heute ein weithin sichtbares Mahnmal und Stätte der Verehrung: die Madonna vom Eichelberg in Waxweiler. Foto: Joachim Schröder

Mit dem Pferdefuhrwerk wurden die Statue und die 13 Rundblöcke auf den Eichelberg transportiert. Bis zu vier Pferde mussten angespannt werden, um die schweren Sockelsteine - sie wogen je Stück 3,3 Tonnen - über die ungeteerte Lascheider Straße nach oben zu bringen. Die Stämme für das mächtige Gerüst wurden im Hofswald geschlagen, an einem Flaschenzug konnten die Arbeiter die Blöcke hochziehen. Mit Hilfe einer "Laufkatze" wurden die Blöcke dann Stück für Stück zur Säule bewegt. 20 Monate dauerte es, bis der mächtige Koloss im Rohbau stand. Weitere Arbeiten folgten in den Folgejahren: Beleuchtung, Zuwegung, die Anlage am Boden, der Sandsteinaltar, die Bepflanzung. Die Mariensäule hat eine Gesamthöhe von 16 Metern, Die Madonna mit Kugel ist 4,30 Meter hoch. Die Inschrift auf der Säule lautet: "Dir Immaculata in Dankbarkeit - 1948". Ein beispielloses Gemeinschaftswerk der Waxweilerer und den Einwohnern umliegender Orte, das bis heute hoch in Ehren gehalten wird. Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, dann schreiben Sie unter dem Stichwort "Dorfgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse eifel@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 2000 Anschläge umfasst.

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