"Die Rettungskette hat funktioniert"

Ein bis zwei Mal die Woche rücken die Prümer Rettungssanitäter wegen Herz-Kreislauf-Stillstands aus. In manchen Fällen müssen die Patienten reanimiert werden. Um ihren Zustand nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand zu verbessern, wird neuerdings im Prümer St. Joseph-Krankenhaus die therapeutische Hypothermie (Kältebehandlung) angewandt.

Prüm. Bis zu seinem 23. Lebensjahr war Andreas Plätz (Name von der Redaktion geändert) ein gesunder junger Mann. Im August dieses Jahres erleidet er einen Herz-Kreislauf-Stillstand, verursacht durch Herzflimmern. Er bricht im Flur seiner Wohnung zusammen. Sein Freund alarmiert den Notarzt und versucht Andreas Plätz wiederzubeleben. Innerhalb von sechs Minuten sind ein Rettungsteam und ein Notarzt vor Ort. Mit Hilfe eines Defibrillators (Gerät, das durch starke Stromstöße das Herz wieder zum Schlagen bringen soll) reanimieren sie ihn.

Der noch bewusstlose junge Mann wird auf die Intensivstation des Prümer Krankenhauses gebracht. Dort wird erfolgreich die therapeutische Hypothermie (Kältebehandlung, siehe Infokasten) angewandt. Im Fall von Andreas Plätz war es sicherlich besonders vorteilhaft, dass die Abteilung zwei Tage zuvor intensiv über die Hypothermie gesprochen hat und darüber, was im Notfall zu tun ist.

"Der Patient wurde nach der Behandlung zügig wach und zeigte gute neurologische Funktionen, das heißt, er war ansprechbar und konnte sich artikulieren", sagt Dr. Thomas Erb, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin.

"Die Rettungskette hat gut funktioniert", sagt Erb, der überzeugt ist, dass die Kältebehandlung das Überleben und neurologische Ergebnis nach Herz-Kreislauf-Stillstand verbessert. Das belegen auch wissenschaftliche Studien. In Absprache mit den Internisten hat er deshalb das Verfahren am Prümer Krankenhaus eingeführt. "Bei einem Kreislauf-Stillstand von längerer Dauer kann es durch Sauerstoffmangel zu Schädigung der Hirnnervenzellen kommen. Bei der Kältebehandlung werden diese Schäden reduziert", sagt der Anästhesist.

Herz-Kreislauf-Stillstand auf Grund von Kammerflimmern kommt viel häufiger vor, als man allgemein annimmt. "Das haben wir ein bis zwei Mal die Woche", sagt Oswald Benzel, Organisationsleiter des DRK Bitburg-Prüm.

In der Rettungswache in Prüm stehen tagsüber drei Fahrzeuge bereit und je fünf Mann für den Einsatz. In 15 Minuten soll der Rettungsdienst spätestens zur Stelle sein. Deshalb hat die Prümer Wache auch ausgebildete Mitarbeiter mit Rettungskoffern in den Dörfern, die gleichzeitig mit alarmiert werden.

Unterstützung für Prüm aus Bleialf oder Winterspelt

"Das schließt die kleinen Lücken, wo der Rettungsdienst länger braucht", sagt Benzel. Ein System, das sehr gut funktioniere und immer wichtiger werde: Seit der Umstellung des ärztlichen Bereitschaftsdiensts rücken die Rettungswagen häufiger aus. Verstärkt werden sollen die Prümer durch eine Rettungswache in Bleialf oder Winterspelt. Doch Manfred Böttel, Leiter des Rettungsdienstes des DRK-Kreisverbands, wartet noch auf den positiven Bescheid, rechnet aber damit, dass Winterspelt den Zuschlag erhalten wird. EXTRA: Hypothermie: Es klingt kompliziert, dabei ist es relativ einfach: Bei der therapeutischen Hypothermie bekommt der Patient eine kalte Infusion, so dass die Körpertemperatur auf Werte zwischen 32 und 34 Grad Celsius sinkt. Außerdem wird mittels Kühlakkus versucht, die Körpertemperatur des Patienten zu senken. (sn)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort