Die Spaltung der Kirche hilft nicht weiter

Waxweiler · Geistliche tauschen sich bei Podiumsdiskussion über Glaube in Zeiten einer globalisierten Welt aus.

Waxweiler (red) Auch in der heutigen, hochtechnisierten Wirklichkeit ist Gott überall präsent: Davon zeigten sich Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, und Engelbert Felten, Kooperator in der Pfarreiengemeinschaft Waldrach, bei einem Podiumsgespräch der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Dechant-Faber-Haus in Waxweiler überzeugt. Die entscheidende Frage sei jedoch: Was kann Gott für die Menschen in ihrem Leben bedeuten?
Darauf Antworten anzubieten, sei der zentrale Auftrag für alle Christen beider Konfessionen. Nur gemeinsam werde diese Herausforderung zu meistern sein. "Die Spaltung in die beiden Kirchen können wir uns immer weniger leisten, angesichts einer globalisierten Welt, die vielfach unsere Werte fundamental in Frage stellt", sagte Felten. Der katholische Priester und der evangelische Pfarrer kennen sich bereits seit rund 20 Jahren. Zum Reformationsjubiläum hatte die KEB Schönecken-Waxweiler die beiden Geistlichen zum Austausch eingeladen. Dort kamen sie zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Gottesdienst sei mehr als nur das Feiern einer Liturgie. "Unser Dienst für Gott ist ein Auftrag, sich für Frieden und Gutes in der Welt einzusetzen", sagte Weber. Dieser Aufruf gelte zwar für alle Gläubigen, fordere aber gerade auch jene zum Nachdenken über die eigene Rolle auf, die ein Amt in der Kirche bekleiden. Statt der verlorenen vermeintlichen Idylle früherer Zeiten nachzutrauern, sollten sie lieber schauen, wo heute Menschen mit Themen des Glaubens erreichbar sind.
Und dafür gibt es aus Sicht der beiden Diskutanten durchaus zahlreiche Anknüpfungspunkte. Religiöse Fragen spielten nach wie vor eine Rolle, auch wenn viele Menschen sie vielleicht nicht auf den ersten Blick als solche benennen würden. Als Beispiel verwies Weber auf die Texte mancher Popsongs, in denen Themen wie Trauerbewältigung angesprochen worden. Felten brachte den deutschen Spielfilm "Gnade" ins Gespräch, bei dem ein tödlicher Verkehrsunfall in der Polarnacht am Rande des Eismeers ein Ehepaar zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen zwingt. Gott werde in diesem Film zwar nie genannt, aber das hoffnungsvolle Ende lasse sich nichtsdestotrotz religiös deuten.
Allerdings biete heutzutage nicht mehr nur die christliche Religion Antworten an. Vielmehr werbe eine Vielzahl von spirituellen Formen um das Interesse der Sinn-Suchenden. "Wir sind auf dem Markt", spitzte Weber die Situation der Kirchen zu. Und in diesem Bild bleibend, liege der Marktanteil der Christen keineswegs mehr allerorten über 50 Prozent.
"Wenn wir Menschen von unserem Glauben überzeugen wollen, müssen wir uns erst fragen, warum uns selbst der Glaube wichtig ist", leitete Felten aus diesen Überlegungen ab. Seiner Einschätzung nach hat man in der Kirche gerade dies allzu oft versäumt. Man solle sich auch hüten, von Kirchen-Fernen und Kirchen-Nahen zu sprechen. "Glaube ist immer eine Suche. Man sollte nie in Anspruch nehmen, alle Antworten gefunden zu haben. Vielmehr verbindet diese Suche alle Menschen", betonte Felten.

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