Die ganze Palette eines Eifelmalers

JÜNKERATH. Wo ein Wille ist, lässt sich auch ein Bahnhof wiederbeleben, zumindest für begrenzte Zeit. Das "Art Collegium", eine Gruppe kunstbegeisterter Kölner und Eifeler, präsentiert kommenden Januar eine umfassende Ausstellung mit Exponaten aus dem Nachlass des Eifelmalers.

10. November 1940 - Fritz von Wille schreibt an die Familie Wirz im Eifelort Kerpen: "Ich danke Ihnen besonders herzlich für Ihr Paket an uns in Düsseldorf. Nun kann man sich ja mal wieder Butter aufs Brot schmieren. Ich werde mir erlauben, mich im nächsten Jahr ,in Oel' zu revanchieren." Zur versprochenen "Revanche" kommt es nicht mehr: Fritz von Wille stirbt zwei Monate später. Sein Brief blieb erhalten - er ist eines von rund 200 Ausstellungsstücken, die ab Freitag, 19. Januar, knapp vier Wochen lang im Bahnhof Jünkerath gezeigt werden. Das "Art Collegium" hat das leer stehende Gebäude gemietet und präsentiert dort eine große Ausstellung über Leben und Arbeit des Eifelmalers. Für drei Monate wird der historische Bau wieder belebt: Nach der Wille-Schau sollen weitere Präsentationen folgen, mit spätmittelalterlicher Buchkunst zur Eifel sowie Bildern von Rolf A. Tilemann-Schenck, Künstler, Jurist und eines von sechs Mitgliedern im "Art Collegium". Zurück zu Fritz von Wille. Gezeigt wird ab 19. Januar ein umfassender Blick in Nachlass und Arbeit des Eifelmalers, der 1911 die Burg Kerpen gekauft hatte: bislang kaum bekannte Gemälde aus privaten Sammlungen, Paletten, Pinsel, Skizzenbücher, Korrespondenz, Privatfotos des Malers und vieles mehr aus seinen letzten 30 Lebensjahren. Außerdem zu sehen: eine Original-Mappe mit Zeichnungen von Fritz von Wille und begleitenden Texten von Clara Viebig. Fast alle Exponate stammen aus der Sammlung von Familie Wirz in Kerpen, die viele Jahre lang mit Wille befreundet war. "Wir bringen sogar zu diesem Anlass einen Eifelbrand heraus", sagt Dieter Klaus, Jünkerather und Mitglied im "Collegium". Für das edle Getränk - aus der renommierten Brennerei Faber in Ferschweiler - haben die "Art"-Collegen eigens drei Etiketten entworfen. Außerdem geben sie eine Postkarten-Edition heraus und einen Ausstellungskatalog. Allerdings will keiner von ihnen damit kunsthistorisches Fachwissen vortäuschen, wie Wilhelm Blum sagt. Stattdessen habe Wille-Expertin Margot Klütsch wesentliche Passagen verfasst.Mit eigenem Geld und Sponsorenhilfe

Wilhelm Blum stellt noch etwas klar: "Wir sind keine Lackschuh-Typen, die das machen, um ihr Ego aufzubessern." Und sie haben für alle "flankierenden Maßnahmen" eigenes Geld investiert - wobei Sponsoren durchaus helfend eingreifen dürfen. Warum ausgerechnet eine Ausstellung im Jünkerather Bahnhof? Dazu Helmut Engelhardt, der auch die Gestaltung aller Druckerzeugnisse lieferte: "Wir suchen das Außergewöhnliche. Und dieses Haus bietet das Außergewöhnliche." Die Ausstellung soll anschließend wandern: von Jünkerath nach Gemünd und zuletzt nach Kerpen. Derzeit wird zudem nach einem dauerhaften Heim für den Wille-Nachlass gesucht. Jetzt aber erst einmal Jünkerath. Denn, so schreibt Hubertus Foester, ebenfalls vom "Collegium", im Vorwort des Ausstellungskatalogs: "Was passte besser zu Fritz von Wille, als ein denkmalgeschützter Bahnhof aus Wilhelminischer Zeit - einer Zeit, in der der Eifelmaler seine größten Erfolge feiern konnte?" Die Vernissage ist am Freitag, 19. Januar. Ab Samstag, 20. Januar, ist die Ausstellung für alle zu sehen, immer Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung unter Telefon 06597/2596.

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