Die große kleine Welt der kleinen großen Träume

In einer Sonderausstellung zeigt das Ardenner Cultur Boulevard die umfangreiche Sammlung von Otto Straznicky. Zu sehen ist die komplette Ostra-Sammlung des gebürtigen Wieners mit seltenen Märklin- und Bing-Lokomotiven.

Losheim. (red) Otto Straznicky, der Österreicher, den es im Krieg als Motorrad-Ordonanz in seinen heutigen Wohnort Erftstadt bei Köln verschlug, wo er seine spätere Frau Änne kennenlernte, hat sich als "Mr. Live Steam" verabschiedet. Seit er 1973 den Bausatz einer Live-Steam-Lokomotive von Zimmermann kaufte, ist er auf Spielzeugmessen und Modellbauausstellungen mit seiner eigenen Ostra-Bahn sage und schreibe rund 800-mal aufgetreten und hat mehr als eine viertel Million Kinder befördert.Derselbe Otto Straznicky, der mit seinen Eindruck erweckenden Maschinen unter anderem der Eröffnung einer Fleischmann-Ausstellung im Spielzeugmuseum in Deventer Glanz verlieh, auch mal für die Fahrrad- und Automobilindustrie in Amsterdam Runden drehte, derselbe Mann, auf dessen grauen Schopf selbst John Travolta eifersüchtig wäre, hat beschlossen, sein abenteuerreiches Eisenbahnerdasein an den Nagel zu hängen. Schweren Herzens, versteht sich."Ich habe viel Glück gehabt im Leben. Glück, dass ich den Krieg, zu dem wir Österreicher zwangseingezogen wurden, überlebt habe. Glück mit Änne. Sie war ein prächtiger Mensch. Und sie hat mir viel Freiheit gegönnt für mein Eisenbahnhobby. Und ich hatte viel Glück mit den Modellbahnen selbst. Ich habe eine wirklich schöne Märklin-Sammlung aufgebaut, von Spur-0-Blechschienen von vor dem Krieg und Spur-1-Modellen bis hin zu allerlei außergewöhnlichen HO-Loks. Ja in der Tat, und komplett mit Originalverpackung!" Alles zu sehen in der Arstecnica. Sammlerstücke vom Schrottplatz

Aber am meisten fällt sicher seine Fabrikschildersammlung auf. Hunderte von Schildern, kleine, aber vor allem große, mit europäischer und kyrillischer Schrift, chinesischen und japanischen Schriftzeichen, aus Deutschland, Italien, den Niederlanden, Frankreich, Amerika, Österreich, Russland. Alle Länder die jemals als Hersteller von Lokomotiven Rang und Namen hatten, sind vertreten. "Ich habe", winkt er ab, "auch hier Glück gehabt. Ich habe 1962 angefangen. Damals fuhren noch überall Lokomotiven und für einen Apfel und ein Ei konnte man auf dem Schrottplatz noch hübsche Sachen finden." Sein wertvollstes Stück ist ein belgisches Fabrikschild aus 1912. Es stammt von einer dampfbetriebenen Straßenbahnlok aus einer kleinen Fabrik, den "Ateliers Detombay"."Ich weiß so gut wie nichts über diesen Betrieb. Nur dass diese Firma nur sehr wenige Maschinen gebaut hat. Höchstens ein paar Hundert. Bis heute kenne ich nur einen einzigen Sammler, der auch so ein Schild hat."Was ihn an den Fabrikschildern so fasziniert? "Ganz einfach. Sie haben oft eine schöne Form, ihre Beschriftung ist schön, bis hin zum Porträt des Eigentümers. Die grafischen Elemente, das Material, aus dem sie gemacht sind, das alles gefällt mir. Fabrikschilder waren früher die Zier jeder Lok. Sie spiegelten den Stolz ihrer Erbauer wider. Nach dem Motto ‚Schauen Sie mal, was nach monatelanger Arbeit aus dem Klumpen Stahl geworden ist!' Fabrikschilder waren früher eine wichtige Visitenkarte, ein Aushängeschild."Die Arstecnica präsentiert die komplette Ostra-Sammlung als Sonderausstellung im ersten Stockwerk, darunter Hunderte von seltenen Märklin- und Bing-Lokomotiven von 1895 bis heute. Dazu gibt es Lokschilder und Eisenbahn-Raritäten der Vergangenheit. Die Arstecnica präsentiert weiterhin eine der schönsten digitalen Modelleisenbahnanlagen Deutschlands auf über 1500 Quadratmetern AusstellungsflächeDie Sonderausstellung im Ardenner Cultur Boulevard in Losheim/Eifel im Gebäude der Arstecnica ist geöffnet von Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Montags ist Ruhetag. Infos im Internet unter www.a-c-b.eu.

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