Die lebensrettende Medizin liegt in Berlin

JÜNKERATH. Spekulatius, Walnüsse, Mandarinen: Weihnachtliches Ambiente herrschte bei der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinde-Rates (VG) Obere Kyll, bei der die Ratsmitglieder wieder schicksalsergeben einen defizitären Haushaltsplan beschlossen.

Im Verwaltungshaushalt der VG Obere Kyll sind Einnahmen von 5,125 Millionen Euro kalkuliert, bei Ausgaben von rund acht Millionen Euro. Bleibt ein Defizit von 2,877 Millionen Euro. Der Vermögenshaushalt schließt ausgeglichen. Dort stehen die Einnahmen und Ausgaben bei jeweils 932 000 Euro. Kleiner Lichtblick: Das Defizit im Haushalt 2007 fällt erheblich geringer aus als in den beiden Vorjahren. Die Verbesserung um rund 510 000 Euro resultiert aus höheren Verbandsgemeindeumlage. Für das Haushaltsjahr 2007 soll der Umlagesatz um 1,2 Prozentpunkte auf 45,8 Prozent reduziert werden. "Die Alt-Fehlbeträge schieben wir vor uns her wie eine Bugwelle. Irgendwann haben wir einen Tsunami zu befürchten", sagte Bürgermeister Werner Arenz (CDU). Die Kredite, mit denen die VG die Fehlbeträge finanziert, hingen ihr wie Mühlsteine am Hals. Schulden hin oder her, per Eilentscheidung wurden zwei Gerätewagen-Tragkraftspritzen für die Feuerwehren Auel und Schönfeld im Wert von insgesamt rund 58 000 Euro angeschafft. "Das ist kein Luxus, ich bin auch kein Feuerwehrfreak, es war einfach notwendig", verteidigt Arenz den Kauf. Notwendig sei auch, die Schulen in Ordnung zu halten. Man wolle in die Zukunft der Kinder investieren. So soll die etwa 40 Jahre alte Küche der Graf-Salentin-Schule erneuert werden. Hans-Josef Möller (CDU) stimmte dem zu. Beim Haushalt gebe es kaum Aussicht auf Besserung, ein Sparwille sei deutlich zu erkennen. Dieser Einschätzung schloss sich Ewald Hansen (SPD) an. Man habe keine großen Dinge mehr gefunden, bei denen man noch hätte sparen können. Lothar Schun (FWG) verglich den Haushaltsplan mit der Intensivstation eines Krankenhauses, mit dem Unterschied, dass die lebensrettenden Medikamente in Mainz und Berlin liegen, aber keiner bereit ist, das Rezept dafür auszustellen. Um einen eindeutig gesunden Patienten handelt es sich dagegen beim Wirtschaftsplan der VG-Werke Obere Kyll. "Die Werkleitung hat einen Plan nach allen Regeln der Kunst aufgestellt", sagte Arenz. Positive Nachricht an alle Bürger: Die Entgelte und Gebühren für die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung werden, wie in den vergangenen zwei Jahren, nicht erhöht. Und das trotz Anstieg der Mehrwertsteuer im nächsten Jahr. Diese werde aufgefangen durch geringere Zinsausgaben. Im Vermögensplan für 2007 steht unter anderem die Einrichtung einer Filteranlage im Hochbehälter Tiergarten, um das Wasser der Quellen Birbach und Salzenpütz besser zu reinigen. Ab 2007 übernehmen die VG-Werke die Betreuung der Wasseraufbereitungsanlage der ehemaligen Munitionsfabrik Espagit bei Hallschlag-Kehr. "Die Übernahme der Abwasseranlage Hallschlag wird sich positiv auswirken, da kommt ein beachtliches Entgelt", sagte Josef Vietoris (CDU). Ewald Hansen bescheinigte Werkleiter Richard Ehlen, sparsam gewirtschaftet zu haben. 2008 werden die Bürger wohl mit einer Erhöhung der Gebühren rechnen müssen: "In den vergangenen Jahren wurde viel Wert darauf gelegt, die Bürger nicht zu sehr zu belasten."

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