Die letzte Saison

Im insolventen ehemaligen Stadtkyller Hotel am Park wird zum Monatsende der Betrieb eingestellt - nur wenige Wochen nach der Schließung des Freizeitbads "Vulkamar" (der TV berichtete). Die rund 60 Mitarbeiter werden ihre Arbeitsplätze verlieren.

 Krankes Haus in der Kurallee: Das Stadtkyller Hotel wird geschlossen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Krankes Haus in der Kurallee: Das Stadtkyller Hotel wird geschlossen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Stadtkyll. Das Stadtkyller Hotel: Fett sitzt das Gebäude seit 1992 zwischen den Wohnhäusern in der Auelstraße und der Kurallee - wie ein übergewichtiger 15-Jähriger in der Krabbelgruppe. Jetzt droht der massive Bau mit seinen 90 Apartments, ebenso wie das benachbarte "Freizeitbad Vulkamar" (im Volksmund ein besseres Planschbecken, allerdings gut fünf Millionen Euro teuer), zur Ruine zu verfallen.Denn Insolvenzverwalter Oliver Brand hat am Montag dieser Woche den etwa 60 Mitarbeitern verkündet, dass er auch den Hotelbetrieb einstellen wird. "Durch die Bad-Schließung haben wir so hohe Stornierungsquoten, dass es nicht mehr geht," erklärt er im Gespräch mit dem TV.

Für die Beschäftigten war eine Transfergesellschaft geplant, in der ihre Jobs - mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit - zumindest für drei Monate hätten erhalten werden können. Dieser Plan allerdings ist am Dienstag ebenfalls geplatzt: Die Kreissparkasse Vulkaneifel, berichtet Brand, sei nicht bereit, die Beiträge zur Sozialversicherung - Brand schätzt die Kosten für drei Monate auf 80 000 Euro - zu finanzieren. Stattdessen habe die Bank aufgrund der Einstellung des Betriebs den vor etwa einem Monat erteilten Massekredit gekündigt und verlange die Rückzahlung bis 31. Juli.

Damit habe ich gerechnet

Kein Wunder, dass unter den Mitarbeitern Trübsal herrscht - und Fatalismus: "Da habe ich schon lange mit gerechnet", sagt einer. Unter den aktuellen Bedingungen weiterzuwursteln, habe keinen Sinn.

Nun also das Aus nach 15 turbulenten Jahren für das Stadtkyller Sorgenkind, das der Gemeinde Millionen-Schulden und dem Initiator - dem damaligen Verbandsbürgermeister Otto Friedrich - ein sechsstelliges Schadensersatz-Urteil einbrachte.

Aber selbst jetzt bleibt die Hoffnung auf einen Neuanfang: Brand berichtet von "intensiven Gesprächen" mit einem möglichen Investor, der nicht nur - wie zunächst berichtet - das Vulkamar, sondern auch das Hotel samt Apartments übernehmen könnte. Dazu allerdings müssen sich alle Apartment-Eigner zum Verkauf bereit erklären - am besten über eine Vollmacht an einen Dritten. Die meisten sind das auch: Der von den Eigentümern bestellte Verwalter (nach Wohnungs-Eigentumsgesetz), Anton Seiberts, bestätigt, dass "gut 95 Prozent" der mehr als 80 Besitzer verkaufen wollen. Die übrigen müssten nun ebenfalls davon überzeugt werden: "Das ist neben neuem Kapital und gründlicher Renovierung eine der Grundvoraussetzungen für einen Neustart mit dem Hotel", sagt Seiberts. "Mit diesen vielen Eigentümern funktioniert das nicht. Dann wird kein Investor bereit sein, zu kaufen."

Zumal sie bei einer dauerhaften Stilllegung mit Kosten rechnen müssen: " Wenn das Hotel jetzt über längere Zeit geschlossen bleiben sollte", sagt Seiberts, "dann wird es für die Eigentümer noch teurer. Dann bekommen sie nicht nur nichts für ihre Zimmer, sondern müssen auch noch bezahlen, zum Beispiel für die Verkehrs-Sicherungspflicht und öffentliche Abgaben."Hintergrund Als Hotel und "Vulkamar" 1992 eröffnet wurden, stand der Wuppertaler Centra-Hotelgesellschaft das Wasser bis zum Hals, 1993 der erste Konkurs. Der Betrieb lief weiter: Apartment-Eigner und Handwerker übernahmen Immobilie und Betreiberschaft. Das Bad betrieb die Ortsgemeinde - und fuhr große Verluste ein, bis sie es für eine Mark an die Hotel-Immobilien-KG verkaufte. Auch aus dem Hotel floss Geld ab wie aus einer undichten Wanne, an teure Direktoren und kostspielige Berater. Am schlimmsten trieb es 2003 die Kasseler Lamm-Gruppe. Ergebnis: Riesenschaden, 2005 die zweite Insolvenz - und Anfang 2007 die erneute Havarie. (fpl)

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