Eifeler Protest gegen hohe Kanalgebühren

Hellenthal/Schleiden. Während in Rostock Gegner des G8-Gipfels für mehr globale Solidarität zwischen Reich und Arm demonstrierten, forderten die Eifeler Solidarität im Kleinen. Denn einige von ihnen zahlen jährlich Kanalgebühren in Höhe eines Monatsnettoeinkommens.

"Da wir alle Bürger in NRW sind, wollen wir auch gleiche Gebühren zahlen", stand auf einem Plakat zu lesen, dem 270 Demonstranten auf dem Weg von Konzen nach Fringshaus folgten. Ebenso viele hatten sich von Lammersdorf auf den Weg gemacht.Dass auch im Südkreis Euskirchen hohe Abwasserabgaben drücken, darauf wiesen Bruno und Leo Westerburg vom Bürgerverein Hellenthal hin. Doch statt der erhofften großen Resonanz begleiteten nur zwei weitere Hellenthaler ihr Plakat. "Gleicher Vorgang, gleiche Gebühren" war dort neben einem aufgemalten WC zu lesen. "Die Gebühren sind offenbar noch nicht hoch genug", zeigte sich Bruno Westerburg enttäuscht, dass seinem Aufruf nicht mehr Hellenthaler gefolgt waren. Er hofft, dass der Kontakt zwischen den Interessengemeinschaften in den Eifelkreisen wieder gestärkt wird. Westerburg: "Als es um den Bau einer Olefpipeline ging, haben wir auch gemeinsam protestiert."Dieser Protestmarsch werde nicht der einzige bleiben, ist er sicher. Davon sind auch Reinhard und Eleonore Thiemann aus Rohren überzeugt, die sich mit Ludwig Carl dem Zug angeschlossen hatten. "Alle sprechen von der Solidarität mit dem Osten, aber innerhalb von NRW gibt es diese Solidarität nicht", sagte Thiemann. Eine Möglichkeit sehen alle drei darin, das es landesweit einheitliche Gebührensätze gebe.Ob der Marsch über belgisches Territorium an diesem Morgen die Demonstranten diesem Ziel näher brachte? "Letztendlich werden wir nach Düsseldorf ziehen müssen", sagte Carl. Derweil fuhr ein Reisebus mit Touristen an der Gruppe vorbei, die den Demonstranten zuwinkten. Der Fahrer hielt ungeachtet der Autoschlange hinter ihm an, und tauschte einige Worte mit Reinhard Germ, der ihm einen Zettel mit den Forderungen der Interessengemeinschaft Kanal und Entsorgung in die Hand drückte. Germ freute sich über den Zuspruch der Vorbeifahrenden. "Nur wenige sind wütend über unsere Aktion", stellte er fest. Auf die Frage, ob nicht ein anderer Ort als das Niemandsland zwischen Belgien und Deutschland geeigneter gewesen wäre, wehrte er ab. "Nein, denn mehr Aufmerksamkeit hätten wir uns nicht wünschen können." Die belgische Polizei habe sogar eine Vollsperrung vorgeschlagen. "Aber dann hätten die Autofahrer, die heute in die Eifel kommen, nichts von unserem Protest mitbekommen", so der Aktivist.Er selbst hat eine Zeit lang in Belgien gelebt, und weiß von daher, dass es auch billiger geht. Germ: "Dort zahlt man einmal im Jahr 70 Euro." Ähnlich wie früher beim Telefonanschluss, der für alle auch nur 60 Mark gekostet habe, schwebe ihnen eine einheitliche Lösung in der Abwassergebührenfrage vor.Lösungen und Alternativen rund um Wasser und Abwasser waren Gesprächsthema Nummer eins an diesem Vormittag. "Wir sollen das Wasser sauber halten und eine reine Natur für die Touristen vorhalten, aber andere bekommen es günstiger", sagte Marin Stockschleder aus Imgenbroich. Gebühren Derzeit zahlen die Hellenthaler 5,92 Euro pro Kubikmeter sowie eine Grundgebühr von 120 Euro. Im Monschauer Land liegen die Gebühren ebenfalls bei rund 6 Euro je Kubikmeter Abwasser. Damit haben sich die Abgaben seit 1996 so gut wie verdoppelt. Forderungen Die Demonstranten forderten, dass wie in den meisten Abwasserverbünden auch der Wasserverband Eifel Ruhr und der Ertverband statt des Verursacherprinzps das Genosschenschaftsprinzip bei der Berechnung der Gebühren anwenden. Damit könnten nach Berechnung der IG Kanal und Entsorgung die Gebühren in den Eifelkommunen um 2 Euro auf 4 Euro gesenkt werden. In Köln, das mit 1,98 Euro eine der günstigsten Abwassergebühren im Land hat, würden bei der genossenschaftlichen Berechnung zusätzlich 7 Cent je Kubikmeter fällig.

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