Ein Bahnschatz soll gerettet werden

Das historische Stellwerk am Bahnhof Lissendorf, 112 Jahre alt, ist seit acht Jahren außer Dienst. Ortsgemeinde und eine Reihe von Bahnfreunden wollen es erhalten, Gebäude und Flächen drumherum kaufen, Parkplätze einrichten und für Feiern und andere Angebote nutzen.

 Altes Schätzchen mit Platz drumherum (von links): Lothar Schun, Berthold Crump und Helmut Michels am Stellwerk. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Altes Schätzchen mit Platz drumherum (von links): Lothar Schun, Berthold Crump und Helmut Michels am Stellwerk. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Lissendorf. Waren das noch Zeiten, als die Bahnstrecke zwischen Lissendorf und Jünkerath vier Gleise hatte, der gesamte Bahnhof am Ortsrand sogar sechs. Das ist lange her - aber das alte Stellwerk, vor 112 Jahren am Bahnhof Lissendorf errichtet, tat noch bis vor acht Jahren seine analoge Arbeit, bevor es von ferngesteuerter Computertechnik in den Ruhestand geschickt wurde: Die Bahn, erzählt Ortsbürgermeister Lothar Schun, habe es 2006 durch ein sogenanntes Modulhaus ersetzt, das von Gerolstein aus fernbedient wird.
Aber das alte Schätzchen steht noch - und sei, sagt Schun, mit seiner historischen Technik "einmalig auf der Bahnstrecke Köln - Trier". Und es habe bis heute nichts von seiner Faszination verloren.
Das Gebäude und die technischen Einrichtungen stehen unter Denkmalschutz, "aber eine weitere Nutzung ist unklar, es droht der Verfall", sagt der Bürgermeister.
Den gelte es zu verhindern - und zugleich die Brachfläche vor dem Stellwerk neu zu nutzen. Der Plan: Die Gemeinde könnte das Gebäude und die 2400 Quadratmeter Grundstück kaufen. Dazu habe man lange mit der Bahn verhandelt, sagt Schun, der einen Kaufpreis von annähernd 9000 Euro für alles nennt.
Das klingt überschaubar. Gute Nachrichten kamen dazu auch aus Daun: Die Kommunalaufsicht habe das Vorhaben genehmigt, obwohl die Gemeinde bekanntlich in finanzieller Not steckt. "Das ist ein klares Signal, dass wir das auch machen sollen", sagt der erste Beigeordnete Berthold Crump. Es sei einfach wichtig, an so exponierter Stelle zuzugreifen und den Ort aufzuwerten. Und "dass das nicht in die falschen Hände gerät".
Denn das wollen die Lissendorfer verhindern: "Wenn wir das Grundstück nicht kaufen", sagt Lothar Schun, "kommt ein anderer. Und dann stehen wir da und die Leute sagen: ,Warum habt ihr nichts unternommen?\'"
Es gibt auch schon erste Überlegungen, was die künftige Nutzung der Flächen betrifft. Schnell umzusetzen, sagt Schun, wäre ein Parkplatz. Den brauche man ohnehin: Immerhin halten inzwischen wieder 25 Züge jeden Tag in Lissendorf. Der gesamte Platz eigne sich außerdem für Dorffeste.
Das Stellwerk selbst muss allerdings wieder aufgepeppt werden: Im Dach klafft ein Loch, ob man das reparieren oder alles neu eindecken muss, steht noch nicht fest. Auch die Holzverkleidung im oberen Teil des Gebäudes muss zumindest abgebeizt und neu gestrichen werden, während das Mauerwerk sich noch in stabiler Verfassung zeigt.
Und am Ende soll das Stellwerk allen Bahnfreunden und anderen Interessierten wieder zur Besichtigung freigegeben werden. Man könne sich auch vorstellen, sagt der zweite Beigeordnete Helmut Michels, dann dort wieder die alte Technik vorzuführen oder Lesungen und andere Veranstaltungen anzubieten.
Der Bürgermeister und die Beigeordneten wollen nun den Gemeinderat in der nächsten Sitzung - ein Termin ist noch nicht bestimmt - vom Sinn des Vorhabens überzeugen und es zum Beschluss vorlegen.Förderverein geplant


Allerdings will man noch auf weitere Hilfe setzen, indem man einen Förderverein gründet - weil die Ortsgemeinde ohnehin nicht die finanziellen Lasten für Nutzung und Unterhaltung tragen kann.
Dass sich dieser Verein gründen wird, scheint wahrscheinlich: Es gebe bereits eine Reihe interessierter Bürger, sagt Lothar Schun. "Vorgestern hat schon einer aus Birgel mir geschrieben: Ich bin dabei."
Und weil noch mehr Interessierte dabei sein sollen, sind alle Bürger, Vereine, Firmen und Behörden zu einer Versammlung ins Jugend- und Dorfgemeinschaftshaus Lissendorf eingeladen. Termin: am Freitag, 12. September, 19 Uhr. Dort sollen dann das Vorhaben der Gemeinde erläutert und die Gründung des Fördervereins gemeinsam beraten werden.

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