Ein Dorf für drei Generationen

STEFFELN. "Bei uns geht´s Schlag auf Schlag", freut sich Ortsbürgermeister Bruno Gorges über die Erfolge seiner Gemeinde im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". Steffeln siegte in der Sonderklasse im Mai auf Kreis-, im Juli auf Gebiets- und am vergangenen Freitag auf Landesebene.

"Gold für Steffeln" titelt das Mainzer Wirtschaftsministerium die Pressemitteilung. Neue Ortsschilder wird das Siegerdorf nicht kriegen. "Nicht mit mir. Es ist toll, dass wir es zum Gold-Dorf geschafft haben, aber deshalb brauchen wir keine pompösen Schilder", erklärt Ortsbürgermeister Gorges kategorisch mit Blick aufs "Gold-Dorf" Kronenburg an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. Die Steffeler Bürger seien "auch so stolz auf ihr Dorf". Das Eifeldorf stand in Konkurrenz zu weiteren neun Gemeinden aus dem Land. In der Sonderklasse treten die Dörfer an, die schon einmal im Gebietsentscheid waren. Werner Grasediek erläutert den entscheidenden Siegpunkt: "Steffeln hat es verstanden, aus dem Vulkanismus das Bestmögliche zu machen. Andere Orte hatten mehr Wirtschaftskraft, aber unser Konzept ist Spitze, weil von allem etwas drin ist." "Und jeder Aspekt wurde konsequent verfolgt und gut umgesetzt", ergänzt Gorges. Die Übernachtungszahlen seien verdreifach worden. Vulkan-Akademie, Vulkan-Hotel und Vulkan-Garten Steffeln sind quasi alle "magmatisch". Die 80-jährige Hedwig Schäfer kritisiert jedoch: "Dass damals der Steffelberg abgetragen wurde, gefällt mir nicht. Jetzt kriegen wir auch viel mehr von den Gewittern mit." Doch die Gemeinde machte aus dem Übel das Beste. Statt den 60 Meter tiefen Krater, der nach dem Lava-Abbau entstand, mit Abraum zu verfüllen, wurde aus dem Areal mit den markanten Felswänden der Vulkangarten. Nicht nur ein Touristenmagnet. Maria Grasediek findet am Fuß der Felsblöcke, am Lauf des Oosbaches, ihren Lieblingsplatz. Der achtjährige Nick Schäfer findet den Vulkangarten "klasse zum auskundschaften". Seine Schwester Stella will gar nicht woanders leben. Die Neunjährige sagt: "Hier kann ich viel mit Freundinnen unternehmen und mein liebstes Hobby, das Reiten auf Pferd Sammy, rund ums Dorf genießen." Einen hohen Freizeitwert bescheinigen auch Florian (14) und Stephan (11) Grasediek ihrem Heimatdorf. Unisono sagen sie: "Auf dem Spiel- oder Sportplatz treffen wir unsere Freunde. Auch auswärtige Kinder kommen dahin." Der naturnahe Spielplatz in der Ortsmitte gehörte zum Wettbewerbskonzept. Mittlerweile hat er sich zum "Drei-Generationen-Treffpunkt" entwickelt. Im Dorf hat sich noch mehr getan. 43 private Projekte der Dorferneuerung wurden umgesetzt. Das wäre Entscheidend für die Erhaltung des Ortskerns. Siegfried Schäfer hat aus Stall und Scheune ein Wohnhaus in der Bachstraße gebaut. Der 46-Jährige sagt: "Der Umbau hatte wesentlich mehr Reize als ein Neubau." Bis zum Entscheid auf Bundesebene, der im Drei-Jahres-Rhythmus 2008 stattfindet, gilt es für Steffeln, auf Landesebene im kommenden Jahr noch die Hürde in einem speziellen Prozedere zu nehmen. Doch bis dahin stehen vorerst andere wichtige Dinge an. Morgen überreicht Staatssekretärin Jacqueline Kraege vom Umweltministerium die Genehmigung zur Renaturierung des Eichholzmaares. Fünf Jahre nach der ersten Idee rückt die Flutung des trockenen Vulkankraters in greifbare Nähe.

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