Ein Eifeler für Europa

Lützkampen-Welchenhausen · Ein Fest für einen beinah verkannten Künstler: Mehr als 70 Menschen haben am Sonntag in Welchenhausen die Eröffnung der Ausstellung mit Arbeiten von Theodor Wiesen besucht. Am Ende der Vernissage wurde der Platz an der "Warte-Halle" nach dem 1906 im Dorf geborenen Wiesen benannt.

Lützkampen-Welchenhausen. Großer Auftrieb am kleinen Museum: Mehr als 70 Kunstfreunde (plus die Musiker von "Der schöne Thomas Meier") sind zur "Warte-Halle" gekommen, um Theodor Wiesen zu ehren. Die Ausstellung, vom sehr engagierten Museumsverein organisiert und von dessen Vorsitzendem Bernd Kersting mit mindestens genau so viel Engagement und Verve eröffnet, gerät zu einem richtig schönen Fest für den Mann, der 1906 im Dorf geboren wurde, später eine Sägerei im ostbelgischen Grüfflingen betrieb und als Ruheständler zu einem ernstzunehmenden Künstler wurde (TV von Samstag).
"An diesen Tagen verdoppelt oder verdreifacht sich immer die Einwohnerzahl von Welchenhausen", sagt Patrick Bormann, Ortsbürgermeister der Gemeinde Lützkampen, zu der auch das 35 Seelen zählende Grenzdörfchen im Ourtal gehört. Und die Besucher sind international: Aus Belgien, wo gleichzeitig eine weitere Wiesen-Ausstellung läuft, sind Burg-Reulands Bürgermeister Joseph Maraite (ehemaliger Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft) und sein St. Vither Kollege Christian Krings dabei.
Wiesen, sagt Krings, "war seiner Zeit weit voraus". So weit, dass er zu Lebzeiten von vielen verlacht worden sei. Das hat sich geändert, wie Maraite darlegt, der den 1999 gestorbenen Künstler noch gekannt hat. Maraite weist aber auf noch etwas hin: Wiesen, der in beiden Ländern lebte und arbeitete, verkörpere "das menschliche Europa - nicht das Europa der Fotokopien und Richtlinien": Das sei die Botschaft, die über diesen Tag hinaus Bestand haben müsse.
Enkel des Künstlers erinnert sich


Ein weiterer besonderer Gast an diesem Tag: Alfred Wiesen, ebenfalls in Belgien lebender Enkel des Künstlers. Er hat dem Museumsverein auch ein Original seines Großvaters zur Verfügung gestellt - und erinnert sich angesichts der vor der Halle aufgebauten, geschnitzten Zaunpfähle daran, wie er als Kind über eben jene Pfähle geklettert sei, die sich heute im Museum für Moderne Kunst im französischen Lille befinden. Dass sein Großvater nun eine solche Ehrung erfahre und "ein bisschen zurück nach Hause" kehre, "das freut mich sehr".
Genauso wie die anschließende Taufe des "Theodor-Wiesen-Platzes", vorgenommen von Bormann und dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld, Andreas Krupper.
Die Ausstellung in der Ortsmitte ist bis Samstag, 25. August, täglich rund um die Uhr geöffnet - weil die (Bus-) "Warte-Halle" nicht abgeschlossen werden kann. Gleichzeitig läuft in Grüfflingen (auf dem ehemaligen Wiesen-Anwesen an der N 827) eine weitere Ausstellung, ausgerichtet vom Kunstforum Ostbelgien.
Bis Sonntag, 24. Juni, zeigt sie an den Wochenenden Arbeiten des Künstlers und von 13 belgischen Kollegen, die sich auf die Spuren von Theo Wiesen begeben haben.

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