Ein "Lac" mit Leck

ROBERTVILLE. Trocken-Tourismus: Der See im belgischen Robertville ist derzeit ohne Wasser, weil die Staumauer überprüft werden muss. Ein Ausflug lohnt sich trotzdem.

Ein See ohne Wasser: "Das ist richtig schön", sagt François Thünüs vom Verkehrsamt in Robertville. Thünüs kennt den See wie vielleicht kein anderer: Er hat als kleiner Junge bereits gesehen, wie die mehr als 50 Meter hohe Staumauer gebaut wurde und miterlebt, wie sich der "Lac" vom Energiespender zum Freizeitparadies entwickelt hat. Heute ist François Thünüs 82 Jahre alt. Er erinnert sich an damals: "Ich war mit fünf Jahren zum ersten Mal da, mit meinem Vater." Das war 1929, vier Jahre nach Baubeginn. Zwei Mühlen habe es zu jener Zeit noch an der Warche gegeben, dem kleinen Fluss, der auch den etwas größeren See im benachbarten Bütgenbach speist. Beide Seen versorgen das Wasserkraftwerk im nahen Beverce mit Energie, aus Robertville bezieht zudem die Stadt Malmedy ihr Trinkwasser. Der "Lac" erstreckt sich auf eine Fläche von rund 67 Hektar, er bietet Freizeitmöglichkeiten für Camper, Angler und Badegäste. Die Mühlen sind verschwunden, und zurzeit auch das Wasser: Heute kann man deshalb sehen, wie viel Ardennen-Landschaft sich normalerweise unter der Oberfläche verbirgt - und wie tief der See tatsächlich ist. An einigen Stellen ragen beeindruckende Felsen auf, die man sonst nie zu sehen bekommt. Unwirkliche Landschaften

Ein Spaziergang über die Staumauer bietet einen Blick in mehr als 50 Meter Tiefe. Wer sich an anderer Stelle auf den trocken gelegten Grund des Sees wagt - das ist nicht verboten, sollte aber unter erhöhter Vorsicht geschehen - stapft durch faszinierend unwirkliche Landschaften. Und er findet etliche zivilisatorische Hinterlassenschaften: Flaschen, Fässer, Schuhe, Autoreifen. In der Nähe des Campingplatzes dann eine weitere Überraschung: Die Brücke, an der eine der Mühlen gestanden hat, ist noch in Resten zu erkennen, ebenso wie die frühere Straße, die von dort hinauf in den Wald führte. Auch ein versunkenes Ruderboot ist wieder aufgetaucht. Einige Meter weiter ragt ein weißes Plastikpaddel aus dem Schlick. "Das ist jetzt alles ganz schön zu sehen", erzählt François Thünüs. Vorige Woche habe er am Ufer deutsche Touristen getroffen: "Die haben gesagt, das sei schon das dritte Mal, dass sie den See ohne Wasser sehen." Die bislang letzte Trockenlegung, schätzt Thünüs, müsse vor mehr als zehn Jahren gewesen sein. Nach der Überprüfung der Staumauer soll der See von Robertville zügig wieder angestaut werden. "Im Frühjahr ist der wieder ganz voll", sagt François Thünüs. Vom Grenzübergang Losheimergraben bis Robertville sind es knapp 25 Kilometer. Sehenswert in der Nähe sind außerdem Malmedy und die Burg Reinhardstein bei Waimes. Kurz hinter Malmedy liegt die Rennstrecke von Spa-Franchorchamps. Mehr zum See und den Freizeitmöglichkeiten in der näheren Umgebung erfährt man im Tourismusbüro von Robertville unter der Telefon-Nummer 0032/80/446475.

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