Ein Landstrich, viele Blickwinkel

Wallersheim/Winringen · Paul Weber, Wallersheimer Gewächs und Fernsehredakteur, hat einen Film über fünf Menschen in der Eifel gedreht. Manche leben schon immer dort, andere zogen vor einigen Jahren hin - oder sind gerade erst angekommen, als Flüchtlinge.

 Stolz auf ihren Beruf, glücklich in der Heimat: Landwirtin Gudrun Breuer. Fotos (2): ARD (1), Paul Weber (1)

Stolz auf ihren Beruf, glücklich in der Heimat: Landwirtin Gudrun Breuer. Fotos (2): ARD (1), Paul Weber (1)

Foto: (e_pruem )

Wallersheim/Winringen. Heimat geht wieder - auch jenseits von Sentimentalkitsch und Stadlgedudel: Das hat auch die ARD gemerkt und richtet Anfang Oktober eine ganze Themenwoche dazu aus. Einer der Hauptbeiträge ist die 90-minütige Dokumentation von Paul Weber, der mit seinem Team ein halbes Jahr lang fünf Menschen in der Eifel begleitete - zwei Bauern, eine Schriftstellerin, einen Fotografen und einen Flüchtling.
Eine der Porträtierten ist Gudrun Breuer, Landwirtin aus Winringen. Wie war's mit den Fernsehleuten? "Cool. Das hat absolut Spaß gemacht", sagt die 44-jährige Mutter von drei Kindern. "Die Chemie hat direkt gestimmt."
Was ja vielleicht auch daran liegt, dass sich Weber und die Bäurin von früher kennen: Sie stammt nämlich aus Wallersheim, wie auch der Filmautor. Weber ist vor 50 Jahren dort geboren. Gudrun Breuer war ihm von Biolandwirt Regino Esch aus Wascheid empfohlen worden, erzählt er - und erst, als sich Fernsehmann und Bäurin nach vielen Jahren wieder trafen, fuhr es ihm durch den Kopf: "Ach, das ist ja die Gudrun."
Nichts zu verbergen

 Links: Viecher. Rechts: Filmemacher.

Links: Viecher. Rechts: Filmemacher.

Foto: (e_pruem )


Und die zögerte nicht lange, als die Anfrage kam. Motto: "Du hast ja nix zu verbergen." Stattdessen sieht sie den Film als Chance, ihren gebeutelten Berufsstand zu repräsentieren, zu zeigen, dass Landwirtschaft nicht allein in "Riesenfabriken" betrieben wird - und zugleich gegen das Bild von den Eifelern "als kleines Dümpelvölkchen" anzuarbeiten. Man lebe zwar auf dem Land, und das richtig gern, "aber deswegen sind wir ja nicht hinterm Mond geblieben".
Auch wenn sich Bruno Thomé, der Demeter-Landwirt aus Weiersbach bei Daun, bei seiner Arbeit an die wechselnden Phasen des Erdtrabanten hält. Thomé schließt sogar Verträge mit der Natur und streichelt die Schnecken, die seinen Salat anknabbern. Da sei er in eine ganz andere Gedankenwelt eingetaucht, sagt Paul Weber, die ihn aber ebenfalls beeindruckt habe.
Wie auch Biniam, der Flüchtling, der mit seinen fünf Freunden im November aus Eritrea in die Eifel kam und in Oberbettingen landete. Sechs Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten - und denen nun die Eifeler dabei helfen, hier eine neue zu finden. Besonderes Glück hatte dabei der junge Samuel, der jetzt das Gymnasium in Neuerburg besuchen kann und dort "eine Riesenchance" erhalte, sagt Weber. Die sechs Eritreer hat er ins Herz geschlossen: "Das sind unglaublich sanftmütige Menschen."
Weitere Stationen von Webers Eifel-Heimatreise: der Fotograf Michael Jäger, der aus Düsseldorf nach Kerpen-Loogh gezogen ist, und als Letzte im Bund die Poetry-Slammerin Svenja Gräfen aus Darscheid. Sie verließ die Eifel, lebt in Stuttgart und kehrt nur selten zurück. Trotzdem ist ihre Heimat ein zentrales Thema in ihren Texten.
Der Film für die Themenwoche sei ein echtes Renommierprojekt, sagt Paul Weber. Deshalb habe er sich auch ein halbes Jahr Zeit für die Vorbereitung und noch einmal sechs Monate für den Dreh genommen. Bei dem übrigens noch ein Eifeler mitmachte: Kameramann Ernst Krell stammt aus Schwirzheim und hat, wie Gudrun Breuer bereits sehen konnte, "tolle Bilder eingefangen". Und Tontechniker Franz Hangauer ist auch nicht weit weg aufgewachsen: in Bernkastel-Kues.
Als er den Auftrag für den Film erhielt, sollte es eigentlich um den Westerwald gehen, sagt Paul Weber. Seine Antwort: "Nee - ich kann aber besser Eifel. Und dann hab ich mich da reingekniet." Und welchen Stellenwert hat der Film in seiner bisherigen Arbeit? Die Antwort kommt sofort: "Ich würde sagen: Nummer Eins. Weil da mein Herz drin hängt."

Sendetermin: Samstag, 3. Oktober, 20.15 Uhr, im dritten Programm des Südwestrundfunks.

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