Ein Männlein liegt im Walde

Ein beispielloses Verbrechen: Die Polizei Prüm meldet den Fund von 40 Gartenzwergen und anderer Dekorations-Figuren in der Nähe von Dausfeld.

 Der große Zwergen-Chef und eine Auswahl seiner bemützten Gefolgsleute aus dem seltenen Fund bei Dausfeld. TV-Foto: Marcus Hormes

Der große Zwergen-Chef und eine Auswahl seiner bemützten Gefolgsleute aus dem seltenen Fund bei Dausfeld. TV-Foto: Marcus Hormes

Prüm-Dausfeld. (fpl) Entführung oder Entsorgung? Das Prümer Land steht vor einem Rätsel: Eine ganze Population von Gartenzwergen hat eine Spaziergängerin am Mittwoch in Dausfeld, in der Nähe der Fußgängerbrücke über die Prüm, am Wegesrand gefunden.Die Mützenmänner waren nicht allein: In ihrer Begleitung befanden sich außerdem eine Reihe weiterer Garten-Dekorationsstücke - Rehe, Pilze und andere, insgesamt waren es 40 Figuren.Jetzt beherrscht eine Frage das Prümer Land: Wer vergeht sich an einer Minderheit kleinwüchsiger Keramik-Männlein? Wer wirft kurz aufgeschossene Bartträger, süße Bambis und harmlose Pflanzen der Gattung Amanita Muscaria (Fliegenpilz) herzlos ins Gebüsch?Polizeischutz rund um die Uhr

Die Polizei Prüm ermittelt bereits auf Hochtouren und in alle Richtungen. Allerdings sei noch nicht klar, "ob jemand die geklaut oder ob da einer Frühjahrsputz gemacht hat", sagt Hauptkommissar Ferdinand Spartz. Unter Verdacht stehen auch die seit Jahren bekannten Aktivisten, die sich unter dem Motto "Rettet die Gartenzwerge" zusammengetan haben. Sie sind dafür berüchtigt, die Zipfel-Zausel aus eingefriedeten Arealen zu befreien und in ihrem angestammten, natürlichen Lebensraum auszusetzen. Die bislang vernehmungsunfähigen Zwerge und ihre Freunde wurden jedenfalls zur Inspektion gebracht, wo sie nun rund um die Uhr Polizeischutz genießen. Auf eine erkennungsdienstliche Behandlung wurde verzichtet, da von ihnen außer dem Kitsch-Verdacht keine erkennbare Gefahr für das Gemeinwohl ausgeht.Das weitere Schicksal der Zwerge hängt davon ab, was die Ermittlungen ergeben. "Wenn sich niemand meldet, übergeben wir die Figuren dem Fundbüro der Verbandsgemeinde Prüm", kündigt Ferdinand Spartz an. Beim Transport der heißen Ware drohen allerdings Verluste: Manche der Figuren lösen sich schon beim Anfassen in Einzelteile auf. Alle haben ihre beste Zeit hinter sich - der Lack ist ab. Durch einen neuen Anstrich aufgepeppt, ließe sich mit den Zwergen sicher noch mancher Garten amtlich korrekt ausstatten, der den verstoßenen Gesellen als neue Heimat dienen könnte. Die Prümer Beamten hoffen zur Aufklärung der gartenzwergverachtenden Tat auf Zeugenhinweise: Wer etwas zur Herkunft der Entführungsopfer sagen kann, soll sich mit der Inspektion in Verbindung setzen. Telefon: 06551/9420.EXTRA Botschafter der Betulichkeit: Den Gartenzwerg, in seiner klassischen Ausführung mit Laterne und roter Zipfelmütze, gibt es in Deutschland vermutlich seit etwa 240 Jahren. Die ersten Exemplare stammen aus Gräfenroda im Thüringer Wald. Die "Gartenzwergmanufaktur Philipp Griebel" existiert dort noch heute und produziert mittlerweile auch so sensationell frivole Varianten wie "Susi in Dessous" oder "Zwerg Egon zeigt Po". Dennoch: Ob ohne Hose, mit Messer im Rücken oder den Gesichtszügen bekannter Persönlichkeiten - auch modernisierte Ausführungen änderten nichts am Image des Gartenzwergs als Ikone deutschen Spießertums. (fpl)

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