Ein Schatz, der weiter poliert werden muss: 120 Teilnehmer bei Symposion des Naturparks Nordeifel

Prüm · Das Symposion des Naturparks Nordeifel im Konvikt Prüm hat am Mittwoch viele Fachleute und interessierte Bürger zusammengebracht. Alles drehte sich um die Frage: Was macht unsere Natur- und Kulturlandschaft aus - und wie können wir sie erhalten und weiterentwickeln?

Wer Wolfgang Laux ein paar Minuten zuhört, denkt irgendwann: ein Glück, dass wir in Zeiten leben, in denen man "Eifel" mit einem doch recht gesunden Heimatstolz denken kann: Touristenziel, Naturparadies, Bauernland, Kulturland, das Ganze bei beinah Vollbeschäftigung.

Laux, Professor für geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier, ist der erste Experte, der beim Symposion des Naturparks spricht. Und er erinnert in seinem Vortrag über die Entwicklung der Region im Hinblick auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft daran, dass die Eifel nie eine staatliche Einheit gewesen ist, der Name stelle, "verzeihen Sie es mir, eine gewisse Künstlichkeit dar". Und das hier, wo wir doch so aufs Natürliche setzen.

Die 120 Zuhörer verzeihen gern, denn der Professor erläutert, wie sich aus einer Gegend mit "hohem Grad der Zersplitterung" unter allerlei Kur- und anderen Fürsten erst das entwickelt hat, was wir heute als Eifel bezeichnen und erleben. Und es war ein echt dickes historisches Brett zu bohren, bis die Region wurde, was sie ist: Denn weil eine "zentrale Herrschaftsbildung" fehlte, stockte auch die Entwicklung in Richtung Modernisierung oder Urbanität, sagt Laux. Und die Zersplitterung setzt sich auch im Kleinen fort - in der Realteilung, derzufolge die Parzellen, die der Landmann bewirtschaften konnte, immer winziger wurden.

Zumal auch nicht alle Herren wirklich gut mit der Eifel umsprangen: Der Franzose zeichnete sich durch "skrupelloses Abholzen" aus, der Preuße sah sie zunächst nur als "Bollwerk gegen Frankreich", schaffte es aber zumindest im späteren 19. Jahrhundert, die Kleinparzellierung zu ändern und Infrastruktur aufzubauen - Wasserleitungen, Drainagen, Eisenbahn.

So, halber Artikel vorbei und erst ein Redner bruchstückhaft zitiert - es war eben eine sehr interessante Veranstaltung. Dafür stehen auch die weiteren Experten, wie Edgar Kiewel, der Dorfnerneuerungsmann des Kreises. Er zeigt in gelungenen Beispielen, wie alte, traditionelle Substanz erhalten blieb oder neue Bauten, öffentlich wie privat, die althergebrachten Formen und Vorgaben aufgreifen und interpretieren. Baukultur, sagt Kiewel, "ist mehr als nur Architektur" - sie sei eine wichtige Facette für das Profil einer Region.Vielfalt an allen Ecken


Peter Burggraaff, niederländischer Wahleifeler und Professor am Geographischen Institut der Universität Koblenz-Landau, zeigt wiederum, welche baulichen Spuren der Mensch in noch früheren Zeiten hier hinterlassen hat, von keltischen Ringwällen bis zu Burgen und Kirchen , wie bedeutend dabei auch die Klöster waren, vor allem das in Prüm ("Der Trierer Kurfürst fand das gar nicht lustig").

Wie groß die biologische Vielfalt in der Eifel ist und wie man sie in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten vom Landwirt bis zum Forstvertreter gewinnbringend erhalten kann, das legt Wolfgang Schumacher dar, emeritierter Professor für Geobotanik und Naturschutz der Universität Bonn. Peter Wind, Chef des Forstamts Prüm, liefert anschließend Belege für die Bedeutung des Waldes, der so vielen Nutzungen unterliegt. Weitere Vorträge halten Annette Hoeft von der Gesellschaft für regionale Kultur- und Umweltbildung und Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel-Tourismusgesellschaft, der darlegt, was die Standortmarke Eifel für das "regionale Wir-Gefühl" tun kann.

Welche Schätze haben wir hier, was macht den Naturpark, die Landschaft, die Kultur aus, welche Projekte kann man daraus entwickeln?" - Anne Stollenwerk, seit vorigem Jahr Geschäftsführerin im rheinland-pfälzischen Teil des Naturparks Nordeifel (siehe Extra), hatte etliche Gründe, zu einem Symposion einzuladen. Vor allem wollte sie Akteure und interessierte Bürger zusammenbringen, damit "vielleicht eine Vernetzung entsteht".

"Absolut sinnvoll" findet Gerd Ostermann, Biotopbetreuer im Landkreis Vulkaneifel, das Symposion - weil es einen differenzierten Blick ermögliche auf alles, was die Eifel ausmache. Und die erhoffte Vernetzung, die hat für ihn schon an diesem Tag begonnen.

"Vielleicht kommen 20 Leute", hatte Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, vermutet, als ihm Anne Stollenwerk die Idee unterbreitete. Und jetzt? 120 - "das zeigt, dass Sie einen Nerv getroffen haben". Für ihn war das Symposion die Chance, alle Aspekte übergreifend zu betrachten - "jenseits der jeweils eigenen Disziplin", von Landschaft über Baukultur bis zu Tourismus und regionalen Produkten, allesamt "identitätsstiftend" für die Eifeler. Die Chance wurde genutzt.Meinung

Ein guter Tag
Zu den Aufgaben des Naturparks, hatte Geschäftsführerin Anne Stollenwerk in ihrem Vortrag gesagt, gehöre auch die Kommunikation. Mit dem Symposion hat sie alles richtig gemacht: Selten hört man so gerne zu, selten sieht man so viele Menschen so angeregt miteinander reden. Was sagte ihr Vor-Vorgänger Ernst Görgen? "Das war eine richtig gute Idee." Stimmt. Und ein guter Tag für die Eifel. Da dürfte, sollte, muss noch mehr draus werden. f.linden@volksfreund.deExtra

Erhaltung, Pflege und Entwicklung der Landschaft, die Entwicklung naturverträglicher Tourismusangebote, Regionalentwicklung, Umweltbildung - und das Ganze auch öffentlich machen: Das sind die Aufgaben des Naturparks Nordeifel, 1960 in Schleiden (Kreis Euskirchen) gegründet. 1970 kam das kleinere Teilgebiet in Rheinland-Pfalz hinzu, 1971 die Partnerschaft mit dem belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel. Gemeinsam bilden die drei Abschnitte seitdem mit einer Gesamtfläche von 2700 Quadratkilometern den "Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel". Der nordrhein-westfälische Teil ist 1600 Quadratkilometer groß, in Rheinland-Pfalz liegen 400, auf der Fläche der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens 700 Quadratkilometer. Auf nordrhein-westfälischer Seite liegt auch der Nationalpark Eifel im Naturparkgebiet. Weitere Informationen im Internet unter: www.naturpark-eifel.de

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