Ein Stück Ruhrgebiet in der Abteistadt

Prüm · Quasi an jeder Ecke steht im Ruhrgebiet oder auch im Rheinland ein Kiosk. In der Eifel waren die kleinen Geschäfte mit den wichtigsten Dingen des Lebens bisher jedoch kaum zu finden - damit ist nun aber Schluss.

 Vom Pott inne Eifel: Antonio Galvez Rodriguez betreibt mitten in Prüm eine „echte“ Bude. TV-Foto: Frank Auffenberg

Vom Pott inne Eifel: Antonio Galvez Rodriguez betreibt mitten in Prüm eine „echte“ Bude. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Prüm. Ring - die Türglocke schellt. "Tach Jungs, allet klar? Schule aus?", begrüßt der Kioskbesitzer seine Kundschaft. Ausgiebig begutachten die Schüler das Angebot an Kartoffelchips. Sie treffen ihre Wahl, nur um entsetzt zu bemerken, dass fürs perfekte Glück zehn Cent fehlen. "Ach, dann nehmt sie halt ausnahmsweise für zwei Euro mit", sagt "Toni". Er blickt in strahlende Gesichter - eine Szene voller Ruhrgebietsromantik, doch spielt sie sich nicht irgendwo zwischen Gelsenkirchen und Wanne-Eickel ab, sondern am Prümer Hahnplatz, wo nun "Tonis Kiosk" eröffnet hat.
Angebote wie in der Kindheit


"Der Kerl vonne Bude" - wie man den Betreiber im Pott nennen würde - heißt Antonio Galvez Rodriguez und ist ein waschechtes Kind des Ruhrgebiets. Was einen gebürtigen Dorstener und Wahl-Essener in die Eifel verschlägt? "Natürlich die Liebe", sagt der 31-Jährige und grinst breit. Seine Frau stamme ursprünglich aus Giesdorf. Nach einem gemeinsamen Jahrzehnt in Essen habe das Paar vor zwei Jahren beschlossen, in ihre alte Heimat zu ziehen. "Wir bekamen unseren Sohn und wollten hier auf ein ruhigeres Leben setzen."
Ganz so beschaulich ist es dann aber doch nicht geworden, denn plötzlich stand die Selbstständigkeit vor der Tür. "Ich träumte immer davon, mein eigener Chef zu sein", erinnert er sich.
Als ein Bekannter ihn auf das leere Ladenlokal hinwies, fragte er sich, was in Prüm fehlt. "Man unterschätzt die Stadt gerne, auch wenn sie klein ist, eigentlich hat sie alles zu bieten - nur eben keinen Kiosk." Dabei gebe es die kleinen Geschäfte mit Getränken, Naschzeug und dem Nötigsten für den Alltag doch im Ruhrgebiet oder auch im Rheinland an jeder Ecke. "Warum sollte das hier nicht funktionieren?"
Die Idee stand also. Anfang Juli folgte der erste Kontakt zu seinen späteren Vermietern: "Dann ging alles ganz flott." Schon Ende des Monats waren der Mietvertrag unterschrieben und der Gewerbeschein beantragt. Am ersten September konnte "Tonis Kiosk" bereits öffnen. "Freunde halfen mir mit der Einrichtung. In alles andere musste ich mich schnell einarbeiten." Beim Sortiment erinnerte er sich kurzerhand an seine Kindheit. "Ich fragte mich einfach, was es bei uns an der Bude immer gab." Weingummi-Kirschen, Esspapier-Ufos, Prickelbrause und natürlich der Schokokuss im Brötchen - authentischer geht es kaum.
Der Kontakt mit den Kunden mache ziemlichen Spaß, "besonders, wenn man die Leute nach und nach immer besser kennenlernt." Aber ohne Disziplin gehe das Ganze nicht: "Besonders bei den Arbeitszeiten. Ich habe täglich auf. Mittlerweile habe ich die Zeiten dann mehr und mehr auf die Bedürfnisse der Kundschaft ausgerichtet." So starte er zum Beispiel samstags erst um 18 Uhr. "Vorher lohnt es sich kaum, dann ist aber auch bis 4 offen. Wie in jeder anderen Stadt eben." Ein harter Job? "Jau, aber ich habe es mir ja so ausgesucht, und dann gehört das eben auch dazu."

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