Ein Tangoquartett in der Kirche

Bleialf. (gkl) Dass in einer Kirche zum Gottesdienst eine Orgel erklingt, ist normal. Ab und zu können es bei besonderen Anlässen auch mal zwei sein. In Bleialf gab es jetzt ein Konzert, bei dem gleich vier dieser pfeifenbestückten Instrumente erklangen. Ein ernst zu nehmendes Unterfangen, das auch ein wenig Eventcharakter hatte.

Acht Hände, 40 Finger, 224 Tasten und mehr als 1000 Pfeifen. So war das Konzert für vier Truhenorgeln in der katholischen Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt in Bleialf im Untertitel überschrieben. Nun, zumindest was die Pfeifenanzahl angeht, hatte der musikalische Hausherr Volker Krebs, Dekanatskantor in Bleialf, etwas übertrieben. Mehr als 840 Pfeifen brachten die vier Instrumente, auf denen musiziert wurde, nicht zusammen. Dieser kleine mathematische Schönheitsfehler tat aber dem Erfolg dieses musikalischen Events keinen Abbruch. Zusammen mit seinem Dienstnachbarn, dem Prümer Dekanatskantor Christoph Schömig und den Kollegen Lutz Brenner und Thomas Hoepp gestaltete Krebs ein Konzert, das in dieser Form durchaus Seltenheitswert hat. Möglich war es nur durch die Mithilfe des Orgelbaumeisters Hubert Fasen aus Oberbettingen, der für die Veranstaltung die vier Instrumente zur Verfügung gestellt hatte.Sonaten für drei und vier Orgeln

Orgelmusik in Quadrophonie gab es dementsprechend für die Zuhörer in der fast vollständig besetzten Kirche zu erleben. Für den ersten Teil hatte Krebs ein Instrument vor dem Altar positioniert, die drei anderen im hinteren Teil der Kirche jeweils in den beiden Seitenschiffen und im Mittelgang. So wurde das Publikum tatsächlich von Sonaten für drei und vier Orgeln der Komponisten Mariano Müller und Pietro valle, Meister des 18. Jahrhunderts, sowie durch Improvisationen für zwei Orgeln, ausgeführt von Krebs und Brenner, eingehüllt. War es an sich schon ein Genuss, in einem Orgelkonzert einmal den intimen Klang einer Truhenorgel zu erleben, die ansonsten selten über die Funktion eines Continuoinstrumentes hinaus kommt, so ging in Bleialf von der räumlichen Verteilung ein ganz besonderer Reiz aus. Für den zweiten Teil des Konzertes hatte man die Orgeln vor dem Altar der Kirche positioniert und eröffnete ihn mit einer freien Improvisation für alle vier Instrumente, die deutlich eine moderne Tonsprache pflegte, bevor sich die Organisten dem Schaffen Johann Sebastian Bachs zuwandten. Von ihm erklangen die Konzerte für drei und vier Cembali, BWV 1064 und 1065, die sich, dass belegte das Konzert, auch recht gut auf windbetriebene Klangkörper übertragen lassen. Hörbar wurde auch, wie anspruchsvoll die Kompositionen des Thomaskantors sind. Nicht immer war das Zusammenspiel wirklich so, wie Bach es sich vorgestellt hatte. Es sprach aber für die vier Profimusiker, dass sie immer wieder einen Weg zusammen fanden. Für den Abschluss dieses besonderen Konzertes hatten die vier Kirchenmusiker sich den "Tango für Orgel" des Kölner Komponisten Thomas Roß ausgesucht, ein Werk, dass schon von der Anlage her für vier Interpreten vorgesehen ist. Welch einen großen Erfolg sie damit hatten, zeigte der lange Applaus, für den die Musiker mit einer Zugabe dankten.

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