Einigung ohne Mistgabeln

Manches Verfahren dauert eben ein bisschen länger: Nach rund 20 Jahren ist die Bodenordnung (Volksmund: Flurbereinigung) in Schönecken abgeschlossen.

Schönecken. Auf dieses Fest haben viele Schönecker lange gewartet: Kommenden Freitag feiern sie, mehr als 20 Jahre nach dem offiziellen Beginn und 112 Jahre nach dem ersten Verfahren, den Abschluss der jüngsten Bodenordnung (10. August, 18 Uhr, im Gasthaus "Gitzen").Exakt 1432 Bürger — einheimische und auswärtige Grundbesitzer — waren beteiligt, rund 1286 Hektar Flächen wurden getauscht, gekauft und neu geordnet, wie Astrid Schneider vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel mitteilt. Dabei ließ sich die Zahl der Flurstücke stark reduzieren: von etwa 4000 auf 1500 teilweise deutlich größere Flächen. Neue Wege wurden angelegt, andere entfernt oder ausgebessert.

20 Jahre: "Das Verfahren wurde Ende 1986 eingeleitet", erklärt Astrid Schneider. "Aber die eigentliche Arbeit vor Ort hat dann 1991 begonnen, weil einige andere Verfahren noch abgeschlossen werden mussten. Und 1432 Teilnehmer — das ist wirklich sehr viel und hat auch dazu geführt, dass es länger gedauert hat." Mittlerweile dauere eine Flurbereinigung im Schnitt sieben bis zehn Jahre.

Am Anfang habe die Wert-Ermittlung der Flächen durch land- und forstwirtschaftliche Sachverständige gestanden. 1996 wurde der neue Wege- und Gewässerplan erarbeitet. Und dann saßen die DLR-Vertreter mit den Eigentümern zusammen — bei sogenannten Planwunschterminen: Dort durfte jeder seine Vorstellungen darlegen. "Nach allen Abwägungen", sagt Astrid Schneider, "teilen wir die Grundstücke dann so ein, dass die Wertgleichheit erhalten bleibt und zugleich die Wünsche der Teilnehmer möglichst berücksichtigt werden." Vorrangige Aufgabe: die sogenannte Nutzungs-Entflechtung. Nicht zuletzt im Naturschutzgebiet "Schönecker Schweiz". Dort bewirtschafteten einige Bauern noch Land, etliche Flächen befanden sich in Privatbesitz. Ergebnis: "Wir konnten die Landwirtschaft rauslegen", sagt Astrid Schneider.

Tief verwurzelt mit den Flurstücken

Insgesamt 32 Hektar Fläche in der "Schweiz" wechselten durch Ankauf oder Tausch ihren Eigentümer. "Das ist positiv für beide Seiten", sagt Astrid Schneider, "weil Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz entflochten werden konnten."

Das Verfahren war gewiss nicht immer einfach. Zitat eines Beteiligten aus den ersten Jahren: "Wenn ihr so weiter macht, werdet ihr mit Mistgabeln aus dem Dorf gejagt", berichtet Uwe Schumacher vom DLR. "Aber zum Glück gibt's ja in der Landwirtschaft kaum noch Mistgabeln."

"Natürlich hat es auch Zoff gegeben, so ist das nicht", sagt auch Elfriede Esch, Schöneckerin und Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft. "Aber die Schwierigkeiten, die vorhanden waren, die haben wir gelöst."

So mussten drei Widerspruchsverfahren an die Spruchstelle beim Landwirtschafts-Ministerium in Mainz weitergegeben werden. "Aber selbst dabei", berichtet Astrid Schneider, "haben wir dann doch einen Vergleich erzielt." In einem anderen Fall, sagt Schumacher, habe es Jahre gedauert, bis mit einem Beteiligten Einigung über die Zusammenlegung seiner Parzellen erzielt gewesen sei: "Viele ältere Leute sind eben verwurzelt mit den alten Flurstücken."

 Geschafft: Die Vertreter der Teilnehmergemeinschaft und des DLR an der Erinnerungstafel für die Flurbereinigung, aufgestellt am landwirtschaftlichen Lehrpfad im „Burbacher Loch“. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Geschafft: Die Vertreter der Teilnehmergemeinschaft und des DLR an der Erinnerungstafel für die Flurbereinigung, aufgestellt am landwirtschaftlichen Lehrpfad im „Burbacher Loch“. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Wenn Landwirte Einschränkungen befürchteten oder sich jemand darum sorgte, ein schlechteres Flurstück zu erhalten als der Nachbar, "dann ist das schon eine Gratwanderung — und viel Rennerei", bekennt auch Elfriede Esch. "Aber im Nachhinein sage ich mir: Es hat sich gelohnt." Ihr Ziel von Anfang an: Den Frieden im Flecken zu bewahren. Und auch die Anliegen der kleineren Landbesitzer und Nicht-Bauern zu berücksichtigen: "Heute kann ich sagen: Der Friede ist gewahrt geblieben."

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