Eisblaue Augen, warmes Gemüt: Husky-Projekt in der Eifel

Roth · Kleines Rudel mit großen Fähigkeiten: Die Schwestern Sarah, Sabrina und Lea Mentzen bilden in Roth bei Prüm Huskies aus - für die Arbeit mit Kindern, Familien und behinderten Menschen. Das läuft prima - und soll auf dem Birkenhof in Radscheid als festes Angebot ausgebaut werden.

 Vorn Akira, hinten Sarah: Zusammen sind sie ein klasse Team. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Vorn Akira, hinten Sarah: Zusammen sind sie ein klasse Team. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Das sind doch mal schöne Arbeitszeugnisse: "Ich wünsche ganz vielen Menschen, diese Erfahrung machen zu können und freue mich auf Ihren nächsten Besuch bei uns im Naturcamp" - Zitat aus einem Schreiben von Marleen Item aus Reuth, die solche Camps für Kinder und Erwachsene organisiert und auch bereits Sarah Mentzen und ihre Hunde dafür engagierte."Tolle Kommunikation"

Im Gespräch mit dem TV baut sie das Lob für die 23-Jährige noch aus: Gerade bei schwierigen Kindern funktioniere die tiergestützte Therapie wunderbar. "Da entsteht eine tolle Kommunikation. Und Sarah ist einfach authentisch. Ich habe das Gefühl, sie liebt das, was sie tut, über alles. Sie ist eins mit den Hunden. Ruhig, aber bestimmt. Und sie kann Situationen sehr gut einschätzen. Das beeindruckt mich."

Auch im Wöllner-Stift, einer Senioren-Einrichtung in Rösrath bei Köln, waren Sarah, ihre 21-jährige Schwester Sabrina und die 17 Jahre alte Lea schon mit ihren Huskies zu Besuch. Die Betreiber spannen die Schwestern mit ihren Tieren immer wieder ein, weil sich selbst sehr zurückgezogene Bewohner den Hunden gegenüber öffnen.

Die Schwestern (Lea geht noch zur Schule) haben sich ganz der Arbeit mit Hund und Mensch verschrieben und werden weit über die Eifel hinaus gebucht. Sie leben mit ihren Eltern Gerlinde und Helmut Mentzen in Roth, in Radscheid haben sie den Birkenhof gepachtet. Dort soll ein Freizeitzentrum für Kinder und Jugendliche ab 13 Jahren, für Senioren und Familien entstehen, mit Freilaufanlage und mehreren Gebäuden.

Darüber hinaus planen sie die Unterstützung von Therapien für geistig oder körperlich behinderte Menschen, bei Beeinträchtigungen wie Autismus, Down-Syndrom, Neurosen, Hirntrauma, verzögerter Sprachentwicklung und geistigen Behinderungen infolge von Unfällen.

Die Familie zog vor mehr als zehn Jahren aus Neuss in die Eifel, weil Sabrina unter Asthma litt. "Und wir sind hier hängen geblieben", sagt Sarah. Aus gutem Grund: Sabrina sei heute topfit. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Sport- und Fitnesskauffrau, Sarah ist geprüfte Tierpflegerin und Hundetrainerin.Alle Hunde sind aus Heimen

Huskies gab es immer in der Familie, auch die Idee zu dieser Arbeit mit den Tieren hat einen persönlichen Hintergrund: Als ihre Mutter einmal eine schwere Operation hatte, verhielten sich die Hunde ihr gegenüber besonders vorsichtig und ruhig - das blieb bei den Mädchen haften. Und sie entwickelten daraus später ihr Projekt.

Die Huskies sind übrigens keine Zuchttiere: "Die sind alle aus Heimen. Sie werden bei uns resozialisiert", sagt Sarah Mentzen. "Und wenn sie geeignet sind, gehen sie in die Betreuung." Wie zum Beispiel Akira: Die sei, als ganz kleiner Hund, ein Weihnachtsgeschenk gewesen - und kurz danach in Trier ausgesetzt worden. "Und jetzt ist sie unser bestes Pferd im Stall. Sie ist so dankbar, dass sie eine zweite Chance im Leben gekriegt hat und gibt das doppelt und dreifach wieder."

Was passiert, wenn ein solcher Hund mit einem Menschen in Kontakt kommt, der ihn nicht kennt - und der vielleicht eine starke Beeinträchtigung hat? Da zeigen sich die Charaktervorzüge der Huskies: "Der Hund schätzt ab: Wie ist der Mensch drauf?", sagt Sarah. "Wenn Akira merkt: Der hat Angst, dann geht sie erstmal zur Seite. Und nähert sich dann ganz vorsichtig, bis der Mensch merkt: Der Hund tut mir nichts."

Bei Menschen mit geistiger Beeinträchtigung gehe Akira besonders sanft vor: Da lege sie zum Beispiel irgendwann ihren Kopf auf deren Schoß. Und dann beginne die Kommunikation.Parcours für Mensch und Hund

Auch bei Menschen mit körperlichen Einschränkungen funktioniert das: Sie sollen zum Beispiel mit den Tieren gemeinsam einen Parcours bewältigen, auf dem die Hunde im Slalom gehen oder durch einen Reifen springen. "Wenn der Mensch das dann nur schnell-schnell machen will, setzt der Hund sich hin. Er will klar geführt werden."

Ihre Fähigkeiten beweist Akira übrigens auch beim Besuch in der Prümer TV-Redaktion: Da zeigt sie ein solch samtenes Wesen, dass man sie am liebsten gleich dabehalten möchte.Meinung

Drei Mädels, ein PlanBloß nicht täuschen lassen: Die drei Mädels vom Birkenhof mögen alle noch sehr jung sein. Aber jeder, der mit ihnen bisher zu tun hatte, kam schnell auf den Trichter: Da geht jemand sehr überlegt und zielstrebig etwas ziemlich Großes und Ernstzunehmendes an. Das wirkt nicht wie Träumerei, auch wenn es für Sarah, Sabrina und Lea ein beruflicher Traum ist, den sie verwirklichen wollen. Aber mit überlegten Schritten: Denn den Birkenhof zum Freizeitzentrum für Mensch und Tier zu machen, wird gehörig Geld kosten. Dass die Mentzen-Schwestern das nicht überstürzt angehen, ist ein Zeichen von Seriosität. Und dass sie mit ihrem Angebot ein gesellschaftliches Bedürfnis treffen, zeigt die bisherige Erfahrung. Chapeau. f.linden@volksfreund.deExtra

Die drei jungen Frauen aus Roth haben für ihre Arbeit einen Verein gegründet. Sie stellen sich und ihr Projekt auch auf Messen vor - oder beim Rheinland-Pfalz-Tag im Juni in Alzey, wofür sie vom Eifelkreis Bitburg-Prüm ausgewählt wurden. Auf dem Birkenhof in Radscheid wollen sie ein stetiges Angebot einrichten, damit man Akira, Yuma und die anderen Hunde auch dort besuchen und Zeit mit ihnen verbringen kann. Aber dafür brauchen sie noch Spender und Sponsoren. Weitere Infos im Internet unter folgender Adresse: www.birkenhofev.com fpl

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