Elan, Herz und Sachverstand

PRÜM. Vincenz Hansen ist tot. Der frühere Prümer Stadt- und Verbandsgemeinde-Bürgermeister starb am Sonntag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahren.

Als Vincenz Hansen am 30. September 1991 in den Ruhestand trat, bereitete ihm seine Frau eine besondere Freude. "Gemeinsame Wege mit Vincenz Hansen" lautete der Titel des Buchs, das die frühere rheinland-pfälzische Sozialministerin ihm überreichte, und in dem sich 42 Weggefährten verewigten. Dass dazu Anlass bestand, machen die Eckdaten in Hansens Karriere deutlich: 32 Jahre lang wirkte er als Bürgermeister im Prümer Land. Von 1959 bis 1971 bekleidete er den Posten des Bürgermeisters des Amtes Prüm-Land, 1967 übernahm er zudem kommissarisch die Leitung des Amtes Bleialf. Mit Umsetzung der Kommunalreform wurde Hansen in Personalunion Bürgermeister der Verbandsgemeinde und der Stadt Prüm. Sein Name steht für Weiterentwicklung

Von 1960 an war er Mitglied der Kreistage Prüm und Bitburg-Prüm, Mitglied im Verwaltungsrat der Kreissparkasse, des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamts Trier und Geschäftsführer des Vereins Naturpark-Nordeifel. Während mehrerer Wahlperioden arbeitete Hansen außerdem unter anderem in der damaligen Planungsgemeinschaft Westeifel und als Vorsitzender der Kreisgruppe des Gemeinde- und Städtebunds. Für seine großen Verdienste wurde Hansen 1990 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet. Sein Name sei untrennbar verbunden mit den strukturellen Veränderungen im Prümer Land, dem wirtschaftlichen Aufschwung, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der kulturellen Weiterentwicklung, hatte der Erste Verbandsgemeinde-Beigeordnete Rudi Schmitz anlässlich einer denkwürdigen Stadtratssitzung am 7. Februar 1994 betont. Damals ging es darum, Hansen die Ehrenbürgerrechte der Stadt Prüm zu verleihen; ein Antrag, der die Mehrheit des Gremiums nicht fand; vielleicht die schwerste, die verletzendste Niederlage eines Mannes, der sein großes Wirken stets den Menschen der Stadt Prüm und des Prümer Landes gewidmet hatte. Dort nämlich hatte er in der 32 Jahren seiner Tätigkeit als Rathauschef in der Tat Meilensteine gesetzt. Der Mann "mit Ecken und Kanten", wie ihn etliche Laudatoren bei seiner Verabschiedung 1991 bezeichneten, war unter anderem maßgeblich dafür zuständig, das Industriegebiet Weinsheim mit seinerzeit rund 2000 Arbeitsplätzen zu etablieren; ein grandioser Erfolg, der gleichwohl mit der Auflösung der Kreises Prüm einherging. Unbestritten sind die hohen Verdienste um den Bau und Ausbau von Schulen, Turnhallen, Sportplätzen, Häusern des Gastes und Gemeindehäusern. Außerdem zu nennen ist Hansens unbändiger Wille zum Ausbau des Tourismus mit dem Bau des Freizeitbads in Prüm und des Freibads in Bleialf sowie der Anlage der Stauseen in Willwerath, Wascheid und Auw-Roth. Nicht zuletzt auf seine Fahne schreiben durfte sich Vincenz Hansen den Bau des Prümer Krankenhauses auf dem Kalvarienberg, den Rathausbau sowie die Errichtung des Alten- und Pflegeheims. Landrat Roger Graef bezeichnete Vincenz Hansen anlässlich dessen Verabschiedung als einen Mann mit Elan, Ideen und Sachverstand, der stets mit kleinen Schritten und bedacht ans Werk gegangen sei. Hansen selbst beschrieb sein Werk indes bescheiden: "Ich hatte das Glück, die Fortune, über drei Jahrzehnte lang in einem wichtigen Abschnitt der Kommunalgeschichte dieses Amt als Verbandsbürgermeister auf Zeit verwalten und führen zu dürfen." Wer Vincenz Hansen kannte, der weiß , dass er nicht nur ein ebenso engagierter wie unbequemer Gesprächspartner sein konnte, sondern auch ein aufrechter Demokrat, gläubiger Christ und ein Mensch mit Herz und viel Humor, der sich zeit seines Arbeitslebens aufrieb und sich nicht nur um die großen Entscheidungen kümmerte, sondern auch die vermeintlich kleinen Dinge des Lebens groß schrieb. Vincenz Hansen hat großartige Akzente gesetzt. Sein Name und seine enormen Verdienste werden untrennbar mit der Stadt und dem Prümer Land verbunden bleiben. Manfred Reuter

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