Ernstes zum Ende des Festjahrs

Prüm · Der Autor Niklas Frank liest am Samstag, 22. November, in der Schulaula des Regino-Gymnasiums. Es ist letzte Veranstaltung im 50. Gründungsjahr des Ehemaligenvereins.

 Ohne Rücksicht auf familiäre Befindlichkeiten rechnet Niklas Frank in drei Büchern mit den Kriegsverbrechen seiner Eltern ab. Foto: privat

Ohne Rücksicht auf familiäre Befindlichkeiten rechnet Niklas Frank in drei Büchern mit den Kriegsverbrechen seiner Eltern ab. Foto: privat

Prüm. Ein bewegendes Jubiläumsjahr geht für den Verein der Ehemaligen und Freunde des Regino-Gymnasiums dem Ende zu. Vor 50 Jahren gegründet, unterstützt der Ehemaligenverein vor allem die Kulturarbeit am "Regino", setzt aber auch auf die Förderung der Schüler. Mit einem Konzert der King\'s Singers wurde bereits ein Höhepunkt im Festprogramm zum 50-jährigen Bestehen gesetzt (der TV berichtete), noch ist es aber nicht beendet. Am Samstag, 22. November, wird es mit einer Lesung des Autoren und Journalisten Niklas Frank in der Aula des Regino-Gymnasiums beschlossen. "Damit werden wir mit einem ernsteren Thema das Jahr ausklingen lassen", sagt der Vorsitzende des Vereins, Martin Fleck. Bei einem Besuch in der Bleialfer Schule habe er Frank zum ersten Mal getroffen. "Ich war sehr bewegt und lud ihn gleich ein, doch auch vor Schülern unserer Leistungskurse zu sprechen und zu lesen", sagt er. Die Veranstaltung mit Frank kam bei den Schülern so gut an, dass gleich beschlossen wurde, sie in einem größeren und öffentlichen Rahmen zu wiederholen.
Schonungslose Abrechnungen


Als Sohn des bei den Nürnberger Prozessen als Hauptkriegsverbrecher verurteilten Hans Frank (siehe Extra) befasst sich Niklas Frank in drei Büchern mit der Rolle seiner Familie im Nationalsozialismus. "Der Vater, eine Abrechnung" und "Meine deutsche Mutter" sind eine schonungslose Analyse des Lebens der Eltern, die gegen jedes bessere Wissen den nationalsozialistischen Wahnsinn vertraten und sich persönlich in unglaublicher Weise bereicherten. Im dritten Werk "Bruder Norman! Mein Vater war ein Naziverbrecher, aber ich liebe ihn" stellt Frank seine Sichtweise auf die Schandtaten der Eltern der seines Bruders Niklas gegenüber.
Thematisch sei das Festjahr des Ehemaligenvereins bewusst breit aufgestellt worden, sagt der Vorsitzende Martin Fleck. Mit Franks Auftritt werde nach der erfolgreichen Berufsinformationsveranstaltung für Jugendliche und den Konzerten mit den King\'s Singers und dem Jazzkonzert mit dem ehemaligen Schüler Florian Esch und der Band Red Dog ein Abschluss gefunden, der zum Nachdenken anrege.
"Wir sind zufrieden mit dem Verlauf des Jubiläumsjahrs", sagt Fleck. Besonders die Rekordteilnahme von 120 Betrieben beim Berufsinformationstag sei ein Grund stolz zu sein. "Natürlich achten wir darauf, die Kultur in Prüm auch weiter zu fördern, wir wollen aber auch nah an den Interessen der Schüler sein. Das dürfte uns gelungen sein", sagt er zufrieden. Mit etwa 310 Mitgliedern stehe der Verein auf gesunden Beinen. "Der demografische Wandel sorgt zwar immer wieder für sinkende Zahlen, die können wir aber mit Neuzugängen wieder ausgleichen."
Die Lesung mit Niklas Frank beginnt am Samstag, 22. November, um 20 Uhr in der Aula des Regino-Gymnasiums. Der Eintritt kostet 9 Euro (mit Ermäßigung 4 Euro).
Extra

Der Journalist und Buchautor Niklas Frank wurde 1939 als Sohn des nationalsozialistischen Politikers Hans Frank geboren. Sein Vater war von 1939 bis 1945 Generalgouverneur im besetzten Polen und an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt. In den Nachkriegsjahren wurde der Vater als "Schlächter von Polen" bekannt. Er wurde in den Nürnberger Prozessen als Hauptkriegsverbrecher angeklagt und 1946 wegen seiner Taten zum Tode verurteilt und gehängt. Mit dem Buch "Der Vater. Eine Abrechnung" sorgte Niklas Frank 1987 für Aufsehen. In dem Werk verarbeitet Frank die Lebensgeschichte seines Vaters. Während der umfangreichen Recherchen entdeckte er, in welchem Maße die Eltern an den Verbrechen der Nazis beteiligt waren. Das Buch war unter anderem die Vorlage für ein multimediales Theaterprojekt in Wien. aff

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